Stehen Inexio und Deutsche Glasfaser zum Verkauf?
Die privaten Glasfaser-Netzbetreiber inexio und Deutsche Glasfaser sollen zum Verkauf stehen
Foto: Picture Alliance / dpa
Zwei wichtige Errichter und Betreiber von Glasfasernetzen in Deutschland suchen laut einem Agenturbericht in den kommenden Monaten nach neuen Käufern. Das berichtet unter anderem die Wirtschaftszeitung Handelsblatt. Der eine ist Inexio, der andere die Deutsche Glasfaser. Diese Unternehmen bauen insbesondere in Regionen ihre Glasfasernetze aus, wo die Deutsche Telekom nicht selbst bauen kann oder will.
Inexio könnte bei einem Verkauf mit mehr als einer Milliarde Euro bewertet werden, die Deutsche Glasfaser mit 1,5 bis 2 Milliarden Euro, wie mehrere mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten.
Die "üblichen Verdächtigen", wie die Infrastruktur-Investoren EQT, Macquarie, Allianz, Global Infrastructure Partners, DWS, Antin und Infravia, dürften als mögliche Bieter schon angesprochen worden sein, ferner Telekommunikationsanbieter wie United Internet (1&1).
Sollten Inexio und Deutsche Glasfaser von einem Käufer übernommen und "zusammengelegt" werden, könnte auf dem zersplitterten deutschen Glasfaser-Markt möglicherweise ein Wettbewerber entstehen, welcher der dominierenden Deutschen Telekom Paroli bieten könnte. Spekuliert wird, ob die 1&1 Telekommunikation beide Unternehmen kaufen und zusammenlegen könnte. Sie hätten damit "über Nacht" interessante Glasfasernetze, die sie nicht nur an eigene Kunden vermarkten, sondern auch zur Verknüpfung des geplanten 1&1-Drillisch-Mobilfunknetzes nutzen könnten.
Wer ist Inexio?
Die privaten Glasfaser-Netzbetreiber inexio und Deutsche Glasfaser sollen zum Verkauf stehen
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Die saarländische Inexio betreibt nach eigenen Angaben ein Glasfasernetz mit mehr als 8.000 Kilometern Länge. Die Produkte werden unter dem Markennamen "myQuix" vermarktet (was gar nichts mit dem vor Jahren eingestellten Funkrufnetz Quix zu tun hat.)
Die Mehrheit an Inexio hält aktuell der Finanzinvestor Warburg Pincus, der 2016 eingestiegen war und dabei Inexio mit 250 Millionen Euro bewertete. Bekanntester Vertreter dieser Investment-Bank ist René Obermann, zuletzt unter anderem CEO der Deutschen Telekom. Die "Deutsche Beteiligungs-AG" hält an Inexio einen Minderheitsanteil. Inexio peilt in diesem Jahr ein Betriebsergebnis (Ebitda) von rund 50 Millionen Euro an und soll in den nächsten Monaten auf den Markt kommen, wenn man den Berichten glauben darf.
Wer ist Deutsche Glasfaser?
Die "Deutsche Glasfaser" befindet sich mehrheitlich im Besitz des Finanzinvestors KKR. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben rund 500.000 Haushalte an sein Netz angeschlossen und will 1,8 Milliarden Euro investieren, um diese Zahl zu verdoppeln. Deutsche Glasfaser bereite derzeit einen Verkauf vor, der Verkaufsprozess könnte Ende 2019 oder Anfang 2020 starten, sagen Insider.
Die Investmentbanken Rothschild und Evercore kümmerten sich um den Inexio-Verkauf, Morgan Stanley um Deutsche Glasfaser, wissen die befragten Insider. Die betroffenen Unternehmen oder ihre Berater lehnten eine Stellungnahme ab oder waren "nicht zu erreichen". Dass Finanz-Investoren aus gekauften Unternehmen nach 5 bis 7 Jahren aussteigen, um mit Gewinn zu verkaufen und anderswo zu investieren, ist allgemein üblich.
Auswirkungen auf Kunden?
Welche Auswirkung dieser Besitzwechsel auf aktuelle oder zukünftige Kunden (z.B. in aktuellen oder künftigen Ausbaugebieten) haben wird, ist derzeit sehr schlecht abzuschätzen. Gerade in bislang noch nicht erschlossenen Gebieten warten die Kunden sehnsüchtig auf den baldigen Ausbau und Netzstart. Ob sich geplante oder geförderte Glasfaser-Projekte dadurch verzögern, ist derzeit schwer abschätzbar, auszuschließen wäre es nicht.