Industrie 4.0

Hannover Messe: Deutsche Industrie darf Digitalisierung nicht verschlafen

Bereits 71 Prozent der deutschen Unternehmen nutzen Industrie 4.0-Anwendungen oder planen diese einzusetzen. Doch trotz der hohen Zahlen: Noch steckt die Revolution in den Kinderschuhen.
Von dpa / Dominik Haag

Industrie 4.0 Die Industrie 4.0 boomt.
dpa
Jede vierte Maschine in der deutschen Industrie ist laut einer aktuellen Studie des Bitkom zufolge bereits "smart" und vernetzt. Jedes zweite Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe nutzt demnach schon Anwendungen für die sogenannte Industrie 4.0 mit ihrer breiten Vernetzung von Technik. "In den vergangenen Jahren hat sich in Sachen Industrie 4.0 viel getan", sagte Achim Berg, Präsident des Digitalverbands. Die Kommunikation unter vernetzten Maschinen sei "in den Fabriken Realität". In Hannover dreht sich auf der heute beginnenden Industriemesse alles rund um die vernetzte Zukunft der Industrie.

Digitaler Wandel nötig für Wettbewerbsfähigkeit

Industrie 4.0 Die Industrie 4.0 boomt.
dpa
Mithilfe von Sensoren, der Analyse großer Datenmengen und neuen Technologien wie etwa dem 3D-Druck ist der digitale Wandel in der Industrie inzwischen weit fortgeschritten. Die Unternehmen erhofften sich vor allem, Fertigungsprozesse zu optimieren, Kosten zu senken und damit wettbewerbsfähig zu bleiben, hieß es in Hannover. Mehrheitlich (79 Prozent) gehen die Unternehmen der Studie zufolge dabei strategisch vor.

Lediglich 55 Prozent hätten jedoch eine Strategie für das gesamte Unternehmen, 42 Prozent nur für einzelne Bereiche. Alte Geschäftsmodelle würden gerade in Zeiten der Hochkonjunktur noch gut funktionieren, sagte Berg. "Um das volle Potenzial von Industrie 4.0 auszuschöpfen, müssen aber alle Bereiche konsequent digital aufgestellt werden." Nur so könne man seinen Kunden neue datenbasierte "Smart Services" bieten.

Jedes fünfte Unternehmen leidet unter Fachkräfte-Abwerbung

Unternehmen hätten allerdings zunehmend Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu finden, so der Bitkom. Besonders Großunternehmen seien davon betroffen. Laut Studie wurden etwa jedem fünften Industriekonzern mit 500 und mehr Mitarbeitern bereits Fachkräfte abgeworben. 53 Prozent der befragten Unternehmen wollen in diesem Jahr ihre Mitarbeiter für Industrie 4.0 selbst weiterbilden. Entscheidend für den Erfolg werde es sein, die Menschen für den digitalen Wandel zu gewinnen, sagte Berg.

Für die repräsentativen Ergebnisse wurden Produktionsleiter, Vorstände oder Geschäftsführer von 553 Industrieunternehmen ab 100 Mitarbeitern im Auftrag des Bitkom im Vorfeld der Hannover Messe befragt.

Künstliche Intelligenz in Deutschland noch in den Kinderschuhen

Auch aus Sicht des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), zählt Künstliche Intelligenz zu den Schlüsseltechnologien der kommenden Jahre. Sie sei der "nächste logische Schritt im Rahmen der digitalen Transformation", sagte VDI-Direktor Ralph Appel heute zum Auftakt der Hannover Messe. Intelligente Lösungen seien die Grundlage für hochautomatisierte und autonome Systeme. In Deutschland stecke künstliche Intelligenz allerdings noch "in den Kinderschuhen". Dabei könne sie zum wichtigen "Jobmotor" werden.

Auch außerhalb der Industrie würden künstliche Intelligenz-Systeme ein großes Potenzial entwickeln, etwa beim autonomen Fahren in Zusammenhang mit einer besseren Steuerung des Verkehrsflusses oder in der Assistenzrobotik. Der VDI gehe jedoch nicht davon aus, dass Roboter künftig den Menschen die Jobs streitig machen werden. "Wenn wir die digitale Transformation und die Möglichkeiten der KI richtig bewerten und angehen, wird daraus ein Jobmotor für Deutschland", sagte Appel.

Weitere Berichte von der Hannover Messe

Mehr zum Thema Wirtschaft