0700

0700: Die Rufnummer fürs Leben

Die 0700er-Rufnummer stellt eine Beson­derheit auf dem deut­schen TK-Markt dar: Mit ihr haben Sie (theo­re­tisch) lebens­lang die gleiche Nummer, die sich auf jeden belie­bigen Anschluss umleiten lässt und sich auch bei einem Umzug nicht ändert. Ziel ist eine deut­lich einfa­chere und schnel­lere Erreich­barkeit.
Von Thorsten Neuhetzki /

0700-Anbieter, Kosten und Funktionsweise 0700-Anbieter, Kosten und Funktionsweise
Bild: teltarif.de
Die 0700er-Rufnummer stellt eine Beson­derheit auf dem deut­schen TK-Markt dar: Nutzer einer solchen Rufnummer können (theo­re­tisch) "ein Leben lang die gleiche Nummer" haben, die sich auf (fast) jeden realen Anschluss umleiten lässt und sich somit zum Beispiel auch bei einem Umzug nicht ändert. Das Ziel ist ähnlich einer Handy­nummer: Eine deut­lich einfa­chere, komfor­tablere und schnel­lere Erreich­barkeit.

Die insge­samt zwölf­stel­ligen Nummern bestehen aus der Vorwahl 0700 und einer nach­folgenden acht­stel­ligen Ziffern­kombi­nation. Man kann sich also aus etwa 100 Millionen mögli­chen Nummern seine eigene aussu­chen, sofern diese noch nicht vergeben sein sollte.

Funk­tions­weise

Durch eine intel­ligente Schal­tung beim 0700-Nummern-Anbieter kann man sich an verschie­denen Stellen suchen lassen: Ja nach Anbieter und Angebot, kann der Anruf zu vorher defi­nierten Zielen geschaltet werden. Einige Anbieter bieten eine Weiter­lei­tungs­kette an und lassen jede Nummer ein paar Mal klin­geln. Nimmt keiner ab, geht das Gespräch weiter an den nächsten mögli­chen Standort. Dies kann sinn­voll sein. Zuerst lässt man sich im Büro suchen, als zweites viel­leicht zu Hause und als drittes auf dem Handy.

Ist die Suche dann immer noch nicht erfolg­reich, steht als letzte Instanz oft eine Sprach-Mailbox bereit. Je nach Anbieter kann das Such­system so flexibel sein, dass je nach Tages­zeit oder Wochentag (Wochen­ende, Feier­tage, Feri­en­zeit) ein anderes Such­schema ange­wendet werden kann. 0700-Anbieter, Kosten und Funktionsweise 0700-Anbieter, Kosten und Funktionsweise
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Zutei­lung der Rufnummer und Anbieter

Wer sich für eine 0700er-Nummer inter­essiert: Sie wird von der Bundes­netz­agentur zuge­teilt, über welchen Carrier die Nummer dann geschaltet wird, bleibt dem Kunden selbst über­lassen. Manche Anbieter sind bei der Antrags­stel­lung behilf­lich. Die Zahl der Anbieter und das tech­nisch mögliche Angebot hat sich mit dem Ausstieg der Deut­schen Telekom (und in Folge damit auch von 1&1) aus dem Hosten von 0700-Rufnum­mern verän­dert.

Die Preise und Leis­tungen der Anbieter unter­scheiden sich deut­lich. Unter­schiede gibt es bei den monat­lichen Kosten (ab 0 Euro) und bei den Verbin­dungs­preisen für die Weiter­leitung auf einen Fest­netz- oder Mobil­funk­an­schluss. Auch wer Wert auf häufige und komfor­table Wechsel der Ziel­ruf­nummer legt, sollte sich seinen Anbieter genau anschauen.

Preise und Service­leis­tungen der Anbieter

Die Kosten für das Betreiben einer solchen lebens­langen Rufnummer setzen sich aus mehreren Kompo­nenten zusammen. Als erstes fallen gene­rell einmalig 62,50 Euro für die Zutei­lung der Rufnummer durch die Bundes­netz­agentur an, hier gibt es keinen Rabatt. Dazu kommen even­tuell einma­lige Kosten für das Schalten der Nummer durch einen der genannten Rufnum­mern-Hoster, sowie eine monat­liche Grund­gebühr, die durchaus 0 Euro betragen kann.

Zu diesen fest­gelegten Preisen addieren sich noch nutzungs­abhän­gige Kosten, wenn ankom­mende Gespräche auf einen Mobil­funk­an­schluss oder ins Ausland weiter­geleitet werden.

Anbieter AS-Info­dienste baj TELEflash TELiAS Tenios
Einrich­tung 22,61 kostenlos 9,95 53,55 0,00
Grund­gebühr 7,74 ab 5,95 0,00 - 6,95 1) 5,82 2) 5,00
Abrech­nungs­takt 30/30 30/30 k.A. 30/30 60/60
Weiter­leitung
(Preis pro Minute)
 
Fest­netz (Inland) kostenlos ab 0,07 0,00
Mobil­funk (Inland) 0,22 0,09 nicht möglich /
kostenlos1)
0,35 0,04
Stand: Dezember 2021. Preise in Euro (inkl. MwSt.).
1) Bei einer Grund­gebühr von 0,00 Euro ist keine Weiter­leitung in die deut­schen Mobil­funk­netze möglich, ab einer Grund­gebühr von 4,95 Euro ist die Weiter­leitung ins dt. Mobil­funk­netz inklu­sive. Im Tarif Premium für 6,95 Euro ist auch die zeit­ba­sierte Weiter­leitung enthalten und eine kosten­pflich­tige Weiter­leitung ins Ausland möglich.
2) Zusätz­lich muss ein Sekre­tari­atsdienst ab monat­lich 11,78 Euro gebucht werden.
Der Anrufer zu 0700 zahlt immer denselben Preis, egal wohin das Gespräch weiter­geleitet wird. Er weiß auch nicht, ob sich sein Gesprächs­partner z.B. im Büro oder im Ausland aufhält.

Für das Durch­schalten zu einer 0700er Nummer gibt es seit dem 1. Dezember 2021 einen maxi­malen Preis von 9 Cent pro Minute, egal, ob der Anruf aus dem deut­schen Fest­netz oder Mobil­funk (vom Handy) kommt.

Vor dem Dezember 2021 konnten "belie­bige" Preise genommen werden, vom Handy wurden teil­weise bis zu 99 Cent pro Minute verlangt. Das war auch der Haupt­grund, weshalb sich die 0700-Nummern lange am Markt nicht durch­setzen konnten. Durch die Einstu­fung als Sonder­rufnummer sind Anrufe dorthin bislang in keiner uns bekannten Flat­rate enthalten.

Natür­lich entscheidet nicht der Preis allein; es gibt auch Unter­schiede in den enthal­tenen Service­leis­tungen:
 

Service AS-Info­dienste baj TELEflash TELiAS
Konfi­gura­tion  
per Internet kostenlos k.A. kostenlos
per Sprach­menü nicht möglich k.A. nicht möglich
per Operator 22,61 Euro k.A.
Sons­tiges  
Voice-Mailbox Optional k.A. inkl. Nein
Mailbox-Abfrage Voice-Datei, Zustel­lung per E-Mail k.A. Voice-Datei, Zustel­lung per E-Mail -
Kündi­gungs­frist 1 Monat z. Quar­tals­ende k.A. 1 Monat 1 Monat
Stand: Dezember 2021. Preise in Euro.

Erreich­barkeit aus dem Ausland?

Wer seine (0)700-Rufnummer auf Visi­ten­karten im Format +49 700 xxx drucken möchte, um damit inter­national erreichbar zu sein, könnte schnell enttäuscht sein. Die aller­meisten in Deutsch­land gehos­teten 0700-Rufnum­mern sind aus dem Ausland nicht erreichbar. Auch auslän­dische Handy-SIM-Karten, die in deut­schen Netzen einge­bucht sind, können diese Nummern nicht errei­chen.

Die Ansagen reichen von "Der Teil­nehmer ist vorüber­gehend nicht zu errei­chen" bis zu "Diese Rufnummer ist nicht vergeben" (oft auf Englisch oder in der Landes­sprache der Karte), oder der Anruf wird kommen­tarlos abge­bro­chen. Der Grund liegt schlicht darin, dass der Deut­schen Telekom als größtem Netz­betreiber (Carrier) der Aufwand, den Verkehr aus dem Ausland auf die einzelnen 0700-Nummer­nan­bie­tern durch­zuleiten, zu aufwändig erscheint. Die Telekom selbst ist aus dem Hosting-Geschäft vor einiger Zeit ausge­stiegen. Ob das Nicht­zustellen der Anrufe mit euro­päi­schem TK-Recht zusam­men­passt, wird noch unter­sucht.

Inter­essen­gemein­schaft IG 0700

Im Zuge des Ausstiegs der Deut­schen Telekom aus dem Hosting von 0700-Rufnum­mern und der Neure­gelung des Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ge­setzes (TKG) im Hinblick auf Tarife für Anrufe zur Vorwahl 0700 hat sich eine Non-Profit-Orga­nisa­tion mit dem Namen IG 0700 gebildet.

Ihr Zweck ist es, die lebens­lange persön­liche Rufnummer bekannter zu machen und die Design­fehler zu besei­tigen. Als Ziel sollte die Vorwahl 0700 einer "regu­lären" Vorwahl (wie 030 für Berlin oder 0911 für Nürn­berg etc.) gleich­gestellt werden. Das hätte bedeutet, dass Anrufe zur 0700 auch von einer bei vielen Kunden vorhan­denen Flat­rate zum Fest­netz abge­deckt wären. Immerhin konnte die IG 0700 in Verhand­lungen errei­chen, dass die Verbin­dungs­preise zur Vorwahl 0700 auf 9 Cent/Minute aus allen Netzen limi­tiert wurden.

In einigen Ländern wird ein Anruf zu 0700 zum Mobil­funk­tarif abge­rechnet (z. B. in England). Diese Nummern sind dann bei einer gebuchten Flat­rate zu Mobil­funk enthalten. Eine etwaige Weiter­leitung auf ein Mobil­telefon ist dann auch Aufpreis-frei. Verschie­dene befragte Hoster von 0700-Rufnum­mern standen dieser Idee eher skep­tisch gegen­über.

Zusam­menfas­sung

Die varia­blen Rufnum­mern - so zumin­dest die Konzep­tion - sollen eine Verbin­dung von jedem Tele­fonnetz in ein belie­biges anderes Netz ermög­lichen, völlig unab­hängig von der einge­setzten Technik, und das am besten welt­weit. Leider ist die Erreich­barkeit aus dem Ausland derzeit so gut wie nicht mehr gewähr­leistet, was mit dem Ausstieg der Deut­schen Telekom aus dem Nummern­hos­ting zu tun hat. Ob die Bundes­netz­agentur hier eingreifen kann und wird, ist aktuell noch unklar.