Abgeschaltet

So viel kostete das Telefonieren in der Telefonzelle

Die Telekom hat bis Februar 2023 die letzten noch verblie­benen Tele­fon­zellen abge­schaltet. Mit Münzen konnten Kunden schon seit Ende November 2022 nicht mehr bezahlen. Wir schauen zurück.
Von Christian Bekker /

Ehemalige Telefonsäule der Telekom in Berlin Ehemalige Telefonsäule der Telekom in Berlin
Bild: teltarif.de / Daniel Molenda
Schon seit vielen Jahren ist das Handy die gängige Art, unter­wegs zu tele­fonieren. Dadurch gab es immer weniger Situa­tionen, in denen ein öffent­liches Telefon notwendig wurde: Beispiels­weise wenn der Akku leer war, das Prepaid-Guthaben aufge­braucht war oder das Handy zu Hause lag.

In einigen Gebäuden, in U-Bahn-Schächten oder an anderen Orten, an denen das Handy keine Verbin­dung zum Netz des Mobil­funk­anbie­ters aufnehmen konnte, boten öffent­liche Fern­spre­cher teil­weise die einzige Möglich­keit zu tele­fonieren.

Ehemalige Telefonsäule der Telekom in Berlin Ehemalige Telefonsäule der Telekom in Berlin
Bild: teltarif.de / Daniel Molenda
Die gute alte Tele­fon­zelle war aller­dings zuletzt zuneh­mend selten geworden. An ihre Stelle waren zwischen­zeit­lich schlichte Tele­fon­säulen getreten, die weniger Angriffs­fläche für Beschädi­gungen boten, dafür aber auch keinen Schutz vor Wind und Wetter. Sie waren für die Telekom als Betreiber zwar deut­lich güns­tiger im Unter­halt - aber zum Schluss eben auch nicht mehr rentabel.

Verpflich­tung zum Betrieb entfiel mit TKG-Ände­rung

Laut Bundes­netz­agentur waren im Jahr 2020 noch etwa 16.350 dieser öffent­lichen Sprech­stellen in Betrieb. Im Herbst 2014 waren es nach Angaben der Telekom noch 30.000 öffent­liche Fern­spre­cher. 2004 stolze 107.000 öffent­liche Telefon­stellen. Hinzu kamen die Tele­fon­zellen alter­nativer Anbieter, die jedoch auch in den vergan­genen Jahren deut­lich zurück­gegangen sind.

Die letzten gelben Telefonzellen der Telekom waren bereits 2019 abgebaut worden. Die letzten gelben Telefonzellen der Telekom waren bereits 2019 abgebaut worden.
Bild: Matze - Fotolia.com
Die Telekom war zwar nach dem alten Tele­kommunikations­gesetz (TKG) dazu verpflichtet, eine Grund­versorgung mit öffent­lichen Tele­fonen zu gewähr­leisten. Ab dem im Dezember 2021 in Kraft getre­tenen TKG gab es diese Verpflich­tung aller­dings nicht mehr.

Da aufgrund der hohen Verbrei­tung von Handys und Fest­netz-Tele­fonen die Bedeu­tung der Telefon­zellen deut­lich abge­nommen hatte, durfte das Unter­nehmen deren Anzahl jedoch auch schon vor der TKG-Ände­rung verrin­gern. Wurde ein öffent­liches Telefon wenig genutzt und stimmte die Gemeinde zu, auf deren Grund das Telefon stand, so konnte die Telekom es abbauen. Das wurde meist bei allen Telefon­stellen gemacht, die weniger als 50 Euro Umsatz im Monat erzeugten.

Tele­fon­zellen der Telekom zum Februar 2023 abge­schaltet

Ehemalige Telefonstele der Telekom ohne Häuschen Ehemalige Telefonstele der Telekom ohne Häuschen
Bild: Martina Berg - fotolia.com
Im Oktober 2022 teilte die Telekom dann aller­dings offi­ziell mit, alle noch verblie­benen Tele­fon­zellen abzu­schalten. An rund einem Drittel der öffent­lichen Tele­fone (nämlich 3800 Stand­orte) war nach Telekom-Angaben schon 2021 kein einziges Gespräch mehr geführt worden.

Zunächst wurde in einem ersten Schritt zum 21. November 2022 die Münzzah­lung an Tele­fon­zellen bundes­weit deak­tiviert. Wer die Telefon­häus­chen oder Säulen dann noch nutzen wollte, war auf bargeld­lose Zahlungs­funk­tionen ange­wiesen. Die letzten rund 12.000 noch verblie­benen Tele­fon­zellen wurden von Ende Januar bis Ende Februar 2023 abge­schaltet.

Der Rückbau der meisten noch bestehenden Stationen soll erst 2024 oder 2025 abge­schlossen werden. Etwa 3000 dieser Telefon­stellen werden aber mit Hilfe von "Small-Cells" neu belebt und zu Mobil­funk-Basis­sta­tionen umge­baut.

Andere Anbieter von öffent­lichen Tele­fonen

Neben der Telekom gab es auch andere Anbieter von öffent­lichen Tele­fonen. Diese fanden sich zumeist weder in Häus­chen noch an Säulen im Freien, sondern waren etwa in Bahn­höfen oder Fußgänger-Unter­füh­rungen an der Wand montiert.

Auch in Kneipen oder Restau­rants waren solche Tele­fone manchmal zu finden. Je nach Anbieter konnte die Bezah­lung mit Münz­geld oder mit Calling Cards möglich sein.

Kosten fürs Tele­fonieren in der Telekom-Tele­fon­zelle

An den öffent­lichen Tele­fonen der Telekom war in der Regel immer eine Bezah­lung per Tele­fon­karte Comfort und Kredit­karte möglich, bei einigen Geräten auch per Geld­karte oder Münz­geld. Wurde die Kredit­karte als Zahlungs­mittel genutzt, so fiel eine einma­lige Verbin­dungs­gebühr von 1 Euro an.

Die Telekom rech­nete Gespräche von ihren Tele­fon­zellen und -säulen in Tarif­ein­heiten ab. Der Preis für eine Tarif­ein­heit betrug einheit­lich 10 Cent. Wie lange man für eine Tarif­ein­heit tele­fonieren konnte, hing jedoch davon ab, ob man ein Orts-, Fern- oder Auslands­gespräch führte. So ergaben sich unter­schied­liche Minu­ten­preise fürs Tele­fonieren, die man auch in der Tabelle nach­lesen kann.

Die Preise in der Tabelle galten nur für Telekom-Tele­fone auf öffent­lichem Grund. Befand sich das Telefon in einem privaten Gebäude, so konnte es abwei­chende Tarife geben. Die Telekom riet daher, vor einem Anruf von einem öffent­lichen Telefon die kosten­lose Hotline 0800-3306667 anzu­rufen. Dort erfuhr der Anrufer, wie lange er für eine Tarif­ein­heit an diesem Telefon tele­fonieren konnte.

Telekom: Ehema­lige Preise fürs Tele­fonieren in der Tele­fon­zelle

Gesprächs­ziel Zeit pro Tarif­ein­heit
(in Sekunden)
Preis für die erste Minute
(in Euro)
Minu­ten­preis (ab 2. Minute)
(in Euro)
Fest­netz und 115 60 0,50 0,10
Mobil­funk1) 15 0,80 0,40
Sonder­ruf­num­mern 0180-1, -2 - 0,40 0,40
Sonder­ruf­num­mern 0180-3 - 0,50 0,50
Sonder­ruf­num­mern 0180-4, -61) 15 0,40 0,40
Sonder­ruf­num­mern 0180-5, -7 - 0,60 0,60
Auskunft 11833, 11834, 11836, 118371) 5 1,20 1,20
Ausland 12) 10 1,00 0,60
sons­tige Länder2) 3 2,00 2,00
SMS 15 Cent pro Nach­richt
Zahlungen mit Kredit­karte kosteten einen Einmal­betrag von 1 Euro zusätz­lich pro Verbin­dung.
1)  Die erste Minute wurde komplett abge­rechnet
2)  Infos zur Länder­auf­tei­lung gabs kostenlos unter 0800-3306667
Einige Tele­fon­num­mern waren aus Tele­fon­zellen gesperrt. Neben den Nummern, die durch den Inhaber der Tele­fon­nummer gesperrt wurden, waren folgende Nummern bzw. Nummern­gassen nicht erreichbar: 0087, 00881, 00882, 00883, 010, 011x, 012x, 01376 bis 01379, 014x, 01802 00 1033, 0900, alle Auskunfts­dienste außer 11833, 11834, 11837.

WLAN an Telekom-Stand­orten

Viele Tele­fon­säulen und -häus­chen hatte die Telekom zwischen­zeit­lich auch mit WLAN ausge­stattet. Diese waren von der Nutzung der Telefon-Funk­tion unab­hängig. Die WLAN-Hotspots sendeten dauer­haft, und jeder mit Telekom-Hotspot-Zugangs­daten konnte sich um Umkreis der Tele­fon­säulen einbu­chen und den Zugang nutzen.

Einige wenige Geräte waren sogar mit Multi­media-Termi­nals ausge­stattet, an denen man gegen Gebühr im Internet surfen konnte.