Was ist eigentlich mit ...

i-mode: Mobiles Internet per Handy - für Deutschland zu früh

Es fehlten geeignete Geräte und überzeugende Dienste
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i-mode: Mobiles Internet auf japanisch i-mode: Mobiles Internet auf japanisch
Logo: NTT DoCoMo
Mit dem Start des WAP-"Internet" auf dem Handy wollten die Mobil­funk­netz­be­treiber ihren Kunden ein eigenes Start­fenster ("Portal") zur Ver­fügung stellen. Über die eigene Start­seite, die oft nur im Netz des eigenen Mobil­funk­ver­trags­partners er­reich­bar war, wollte man seine Kunden auf "aus­gewählte" An­ge­bote lenken, an denen an man als Netz­be­treiber ein be­sonderes Inter­esse hatte, etwa zum kosten­pflichtigen Down­load von Klin­gel­tönen, Bildern oder Film­chen, welche dem Netz­be­treiber extra Ein­nahmen be­scheren sollten. Zum Thema WAP haben wir in unser Serie "Was ist eigent­lich mit ..." kürz­lich übri­gens einen eigenen Artikel veröf­fent­licht: WAP - der Traum vom Mini-Internet auf dem Handy.

Das vom japa­nischen Tele­fon­kon­zern NTT DoCoMo entwi­ckelte i-mode verfolgte einen etwas anderen Ansatz: Verschie­dene Inhalte-Anbieter sollten von vorne herein an den Einnahmen ihrer Seiten betei­ligt werden. Durch eine strikte Vorgabe von Funk­tionen - einem einheit­lichen Look and Feel und einem zentralen Abrech­nungs­system - sollte i-mode auch für kleine Inhalte-Anbieter attraktiv werden. Der Dienst erin­nerte entfernt an den ehema­ligen Bild­schirm­text-Dienst der Deut­schen Telekom.

Jeder i-mode Kunde erhielt auto­matisch eine spezi­elle E-Mail Adresse, welche direkt auf dem i-mode-Handy landete und im Wesent­lichen nur für kurze Text-Mails zu gebrau­chen war. Diese E-Mail-Adresse nach dem Muster wunsch­name@imail.de wurde später an den E-Mail-Dienst­leister GMX trans­feriert, wenn der Kunde das explizit wollte. Neue Adressen unter dieser Domain wurden aber von GMX seitdem nicht mehr vergeben.

Für i-mode waren kaum Endge­räte verfügbar

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Logo: NTT DoCoMo
i-mode war so entwi­ckelt worden, dass es auch auf einfa­chen Endge­räten bunte Texte, Grafiken, Videos und Töne auslie­fern konnte. Die Kehr­seite der Medaille: Die Geräte mussten i-mode-fähig sein, und diese Entwick­lung lief am dama­ligen Markt­führer im Handy­sektor Nokia völlig vorbei. Die Folge: Es gab zum Start in Deutsch­land nur wenige exoti­sche Nischen­pro­dukte meist japa­nischer Hersteller wie NEC oder Mitsu­bishi, welche i-mode beherrschten. Nokia kam erst später dazu..

In Japan war i-mode 1999 gestartet und konnte bis 2007 über 52 Millionen Nutzer errei­chen, was den Mana­gern in Europa Hoff­nung gab, diese Erfolgs­geschichte möglichst eins zu eins kopieren zu können. Mit großem Werbe­auf­wand ging E-Plus im Jahre 2002 hier­zulande an den Start. Doch das quietsch­bunte Angebot aus Japan kam in Europa nicht so richtig an. Viele Kunden mochten sich nicht alleine auf kleinen Handy-Displays infor­mieren, wenn sie zu Hause auf einen schnel­leren Computer mit weitaus mehr Möglich­keiten zugreifen konnten. In Japan hingegen waren klas­sische Heim-PCs seiner­zeit deut­lich weniger verbreitet, ein Handy wurde oft als einziger oder primärer Inter­net­zugang genutzt. Somit nahmen die Japaner die heutige Entwick­lung vorweg, bei der man in Bussen und Bahnen auf zahl­reiche Smart­phone-Nutzer trifft.

i-mode gabs nur gegen Aufpreis

E-Plus verlangte für den Dienst i-mode damals eine zusätz­liche monat­liche Grund­gebühr, die auch dann fällig wurde, wenn der Dienst nicht benutzt wurde - dafür war der dazu notwen­dige Daten­ver­brauch schon enthalten. Hinzu kamen etwaige Kosten für herun­ter­gela­dene Infor­mationen, Eintritts­karten, Klin­gel­töne oder Logos etc., die über den Vertrags­partner E-Plus abge­rechnet wurden.

Tech­nisch wurde i-mode wie WAP über den GPRS-Stan­dard und speziell program­mierte Compact-HTML-Seiten (CHTML, bei i-mode später iHTML genannt) reali­siert. Das inhalt­liche Konzept von i-mode hätte eine strenge Quali­täts­kon­trolle seitens des Netz­betrei­bers E-Plus erfor­dert. Viele gebo­tenen Inhalte waren aber schnell veraltet, wurden nicht gepflegt oder die Inhalte-Anbieter waren für den Endkunden nicht ersicht­lich oder nicht für Rück­fragen erreichbar.

Der Siegeszug des offenen mobilen Inter­nets und das Fallen aller "Mauern" um die bishe­rigen Einzel­ange­bote der verschie­denen Anbieter ("Walled Garden") läuteten das Ende von i-mode bei E-Plus ein: Am 31. März 2008 schal­tete man alle Server und Ange­bote ab, neue Endge­räte hatte es schon vorher nicht gegeben.

Den wenigen betrof­fenen Kunden bot E-Plus den Tarif Surf & Mail Flat­rate für das WAP-Portal zu 5 Euro pro Monat an. Wie viele Kunden i-mode tatsäch­lich genutzt hatten, wurde nie veröf­fent­licht. Bei E-Plus wollte man nicht von einem "Miss­erfolg" spre­chen. Viel­leicht war E-Plus mit der Idee des mobilen Inter­nets auf dem Handy seiner Zeit noch weit voraus gewesen, dessen Siegeszug erst mit dem Auftau­chen leis­tungs­fähiger Smart­phones richtig beginnen konnte.

Auch der Mitbe­werber o2 hatte noch einige Patente und Lizenzen für i-mode über­nommen, nach dem Ende bei E-Plus wurde es auch bei o2 in Deutsch­land nicht mehr weiter verfolgt. Voda­fone hatte sich mit dem Thema i-mode aktiv nie beschäf­tigt, bei der Deut­schen Telekom hatte deren CEO René Ober­mann sich früh für ein offenes mobiles Internet stark gemacht.

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