Huawei: USA solle konkrete Beweise vorlegen
Im Bild: Die Huawei-Deutschland-Zentrale in Düsseldorf
picture alliance/Rolf Vennenbernd/dpa
Die Diskussion um Huawei setzt sich munter fort. Jetzt liegt eine aufschlussreiche Stellungnahme des chinesischen Netzwerkausrüsters Huawei zur Berichterstattung des amerikanischen Börsenmagazins "Wall Street Journal" vor. Es geht um die sogenannten "Hintertüren" in Huawei-Produkten.
Huawei: Snowden hat Spionage der USA aufgedeckt
Huawei spricht Klartext: "Wie die Snowden-Leaks bewiesen haben, haben die Vereinigten Staaten weltweit verdeckt auf Telekommunikationsnetze zugegriffen und andere Länder seit geraumer Zeit ausspioniert. Der Bericht der Washington Post von dieser Woche darüber, wie die CIA jahrzehntelang ein Verschlüsselungsunternehmen zur Bespitzelung anderer Länder eingesetzt hat, ist ein weiterer Beweis dafür." Und dann fügt Huawei hinzu: "Die Behauptungen der USA, Huawei habe technische Schnittstellen zur rechtmäßigen Überwachung (englisch: "legal interception", also das rechtlich zulässige Abhören durch Ermittlungsbehörden nach richterlicher Anordnung) genutzt, sind nichts weiter als der Versuch einer Verschleierung - sie widersprechen jeglicher allgemein akzeptierter Logik im Bereich der Cybersicherheit."
Huawei greift nicht verdeckt zu
Im Bild: Die Huawei-Deutschland-Zentrale in Düsseldorf
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"Huawei hat nie und wird nie verdeckt auf Telekommunikationsnetzwerke zugreifen, wir haben nicht einmal die Möglichkeit, dies zu tun." Das Unternehmen ist fest davon überzeugt, dass sich das "Wall Street Journal zweifelsfrei bewusst" sein müsste, dass die US-Regierung keine Beweise zur Untermauerung ihrer Behauptungen vorlegen könne. Dennoch habe die Zeitung sich entschieden, "die Lügen zu wiederholen", die von US-Regierungsvertretern verbreitet werden. Dies spiegele die Voreingenommenheit des Wall Street Journal gegenüber Huawei wider und untergrabe seine Glaubwürdigkeit.
Hersteller muss Schnittstellen einbauen
Die Sache hat einen interessanten Aspekt, aus dem wohl versucht wird, Huawei einen Strick zu drehen: Huawei muss, wie jeder andere Anbieter auch, Geräte bereitstellen, die den verabschiedeten 3GPP/ETSI-Standards entsprechen. Huawei ist darin verpflichtet, branchenweit gültige Abhörstandards wie den 3GPP-Standard TS 33.107 für 3G-Netze und TS 33.128 für 5G zu befolgen. "Hier enden die Verpflichtungen von Huawei in Bezug auf das rechtmäßige Abhören", betont das Unternehmen.
Huawei beteuert, dass die "tatsächliche Verwaltung und Nutzung der rechtmäßigen Abhörschnittstellen ausschließlich von den Netzbetreibern und den zuständigen Behörden durchgeführt" wird. Solche Schnittstellen befinden sich demnach immer in geschützten Räumlichkeiten der Netzbetreiber und werden von Mitarbeitern betrieben, die von den Behörden in den Ländern, in denen sie tätig sind, überprüft werden. Die Betreiber haben sehr strenge Regeln für den Betrieb und die Wartung dieser Schnittstellen.
Keine Abhörtechnik
Huawei betont, keine darüber hinausgehende Abhörtechnik zu entwickeln oder zu produzieren. Huawei selbst habe keinen Zugang zu den (Abhör-)Schnittstellen, dieser erfolge über Systeme von Drittanbietern unter vollständiger Kontrolle der Netzbetreiber. Huawei betont weiter, keines dieser "Drittsysteme" an Netzbetreiber in Deutschland zu liefern, diese werden von anderen Zulieferern bereitgestellt. Huawei sei lediglich ein Lieferant von Ausrüstung. Deswegen sei der Zugriff auf Netzwerke seiner Kunden (also die Netzbetreiber) ohne deren Autorisierung und hinter ihrem Rücken unmöglich. Huawei sei nicht in der Lage, an den Netzbetreibern vorbei Zugangskontrollen zu umgehen und Daten aus Netzwerken zu entnehmen, ohne von den normalen Firewalls oder Sicherheitssystemen erkannt zu werden.
Keine konkreten Einzelheiten
Sogar das Wall Street Journal räume ein, dass die US-Regierungsvertreter nicht in der Lage sind, konkrete Einzelheiten zu diesen so genannten "Hintertüren" zu präsentieren. Cybersicherheit und der Schutz der Privatsphäre der Nutzer haben für Huawei höchste Priorität. Die Äußerungen der US-Regierungsvertreter ignorierten dabei völlig die enormen Investitionen und bewährten Praktiken von Huawei und den Netzbetreibern im Bereich des Cybersicherheit-Risikomanagements.
Huawei empört
Huawei ist "sehr empört", dass die US-Regierung keine Anstrengungen gescheut habe, Huawei durch angebliche Cybersicherheitsprobleme zu stigmatisieren. Sollten die USA Verstöße von Huawei aufdecken, fordert das Unternehmen die USA erneut eindrücklich auf, "konkrete Beweise vorzulegen, anstatt die Medien zur Verbreitung von unplausiblen Gerüchten zu nutzen." Soweit die Erklärung.
Eine Einschätzung - von Henning Gajek
Die Ausführungen von Huawei klingen über weite Strecken durchaus plausibel. Hätten die USA wasserdichte Beweise gefunden, so hätten sie diese wohl längst vorgelegt. Was nun wirklich ist oder nicht, kann man "von außen" natürlich nur schwer einschätzen. Es verstärkt sich aber der Verdacht, dass die Kritik an Huawei eher wirtschaftspolitischen Motiven entspringt. Glaubwürdig klingt dabei auch die Spekulation, dass amerikanische Geheimdienste sich damit schwer täten, in Huawei-Systeme eindringen zu können.
Man kann sich nur wünschen, dass alle Beteiligten schnellstmöglich zur Vernunft kommen. Der aktuelle Covid-19 (bisher als Coronavirus bekannt) hat zur Absage der wichtigen Messe MWC geführt und stellt ein viel größeres Problem dar, das nur gemeinsam gelöst werden kann.