Gerücht: Reduziert Huawei seine Smartphone-Produktion?
Verlagert Huawei seine Produktion von weniger Smartphones auf mehr Netzwerktechnik?
picture alliance/Mark Schiefelbein/AP/dpa
Huawei soll derzeit dabei sein, aufgrund der Auswirkungen von Covid-19 und des Handelsstreits zwischen China und den USA, seine Strategie zu überdenken. Das kann man einem Bericht des japanischen Wirtschaftsportals Nikkei Asian Review entnehmen.
Demnach räume Huawei dem Geschäft mit Mobilfunk-Basisstationen Vorrang ein und habe den Einkauf von Komponenten für seine Smartphone-Abteilung reduziert. Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping hatte angekündigt, die Ausgaben für wichtige Infrastruktur erhöhen zu wollen, um der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zu helfen, sich von den Auswirkungen von Covid-19 erholen.
"Huawei hat seine Bestellungen für Teile, die in Smartphones eingebaut werden sollen, nach unten korrigiert, aber einige der Chip-Bestellungen für Smartphones auf Bauteile für sein Basisstationsgeschäft umgestellt", habe eine mit der Angelegenheit vertraute Person dem japanischen Wirtschaftsmagazin verraten.
Chinas Politbüros priorisiert Infrastruktur
Verlagert Huawei seine Produktion von weniger Smartphones auf mehr Netzwerktechnik?
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Die Verlagerung des Schwerpunkts könnte mit einem Entschluss von Chinas wichtigstem politischen Gremium, dem ständigen Ausschuss des Politbüros, vom 4. März stehen, dass die Regierung die Investitionen in große Bau- und Infrastrukturprojekte - einschließlich der Errichtung von 5G-Netzen und Rechenzentren - beschleunigen würde.
Damit soll das Wirtschaftswachstum im Lande wiederbelebt werden, was auf den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten gesunken ist, nachdem viele Unternehmen aufgrund von Covid-19 gezwungen waren, ihren Betrieb vorübergehend einzustellen oder zu reduzieren.
Router, Switches, Basisstationen
Nikkei hatte schon im Januar berichtet, dass Huawei dem Lagerbestand für seine 4G- und 5G-Router, Switches und Basisstationen gegenüber seiner Smartphone-Produktion Vorrang eingeräumt habe, da man befürchte, dass Washington die Nutzung amerikanischer Technologien durch Huaweis Lieferanten weiter einschränken könnte.
Auswirkungen des Handelsstreits
Im Rahmen des Handelsstreit war Google gezwungen worden, Huawei nicht mehr die komplette Android-Software zur Verfügung zu stellen. Damit sind wichtige Google-Dienste wie Google Maps, Gmail, der Play Store oder Google-Pay (GPay) aktuell mit neueren Huawei-Modellen nicht nutzbar, während ältere Modelle weiterhin mit allen Updates versorgt werden und voll nutzbar sind.
US-Präsident Donald Trump hatte versucht, großen Druck auf Großbritannien und die EU auszuüben, um bei 5G-Netzausbau auf die derzeit marktführende Technologie des chinesischen Unternehmens zu verzichten. Trump wollte damit seine "eigene" Industrie unterstützen. Außerdem sei es wohl nicht so einfach, die chinesischen Komponenten zu "überwachen", wie Tests der US-Geheimdienste ergaben.
Schwierige Lage für Huawei
Die Corona-Krise ist Huawei ohnehin ziemlich schwierig, denn die dafür zuständigen Fabriken in der besonders stark von der Krankheit betroffenen Region Wuhan blieben wochenlang geschlossen und laufen erst langsam wieder an.
Trump telefoniert mit Xi
Wegen der Corona-Krise hat US-Präsident Trump in diesen Tagen ein längeres ausführliches Gespräch mit Chinas Staatschef Xi geführt, wie er auf Twitter mitteilte. Offiziell ging es dabei um Hilfe und Erfahrungsaustausch bei der Bekämpfung von Covid-19. Es wäre durchaus denkbar, dass im Gegenzug für die medizinische Hilfe die Wirtschafts-Sanktionen weiter gelockert werden.
Eine Einschätzung
Covid-19 zeigt drastisch, dass eine Abschottung von bestimmten Teilen der Welt gar nicht möglich ist und solche weltweiten Probleme nur gemeinsam gelöst werden können. Da die Corona-Krise in China unter anderem durch den massiven Einsatz von Kommunikations-Technologie gelöst wurde, ist naheliegend, dass Huawei seine Netzausrüster-Sparte verstärkt hochfährt, weil das Thema Digitalisierung weltweit gewaltig an Tempo aufgenommen hat.
Sobald aber Google wieder sein Android vollständig auch nach China liefern darf oder China ein eigenes komplettes Ökosystem für Handys fertig hat, wird bei Huawei sicher auch die Smartphone-Produktion wieder hoch laufen. Sollte das neue chinesische Alternativ-System auf die Dauer ein Erfolg werden, wäre der Schaden für Google beträchtlich.
Huawei hat gestern neben der neuen P40-Serie und der Smartwatch Watch GT 2e auch neue Streaming-Dienste vorgestellt und ist auf besagtes Ökosystem eingegangen.