Huawei Mate 20X 5G im Hands-On: Erstes Handy mit 5G
Huawei kann mit Fug und Recht behaupten, als erster Hersteller ein Smartphone mit Unterstützung für den neuen Mobilfunkstandard 5G auf den deutschen Markt gebracht zu haben. Einziger Mitbewerber ist derzeit Samsung, doch das Galaxy Note 10+ ist noch nicht verfügbar und das Galaxy S10 5G beherrscht den 5G-Standard noch gar nicht. Die Freischaltung soll im Herbst per Software-Update erfolgen.
Wir hatten die Möglichkeit, das Huawei Mate 20X 5G einem Hands-On-Test zu unterziehen. Dabei haben wir uns auf die 5G-Funktionen konzentriert. Das Smartphone ist aber nicht nur aufgrund der Unterstützung für den neuen Mobilfunkstandard sehr interessant. Aufgrund seiner Größe mag es vielen Handynutzern schon zu unhandlich sein. Dafür kann der eine oder andere Nutzer vielleicht sogar auf ein zusätzliches Tablet verzichten.
Groß, schwer, super Display
Huawei Mate 20X 5G ausprobiert
Foto: teltarif.de
Das Huawei Mate 20X 5G ist 174,6 mal 85,4 mal 8,4 Millimeter groß. Es bringt 233 Gramm auf die Waage und ist damit kein Leichtgewicht. Dafür hat der Hersteller ein 7,2 Zoll großes, nahezu randloses OLED-Display verbaut. Lediglich eine ganz kleine Aussparung (Notch) ist am oberen Bildschirmrand mittig zu finden. Hier hat Huawei unter anderem die Frontkamera verbaut.
Das Display ist nicht ganz so hell wie von Samsung-Smartphones gewohnt. Die Farbdarstellung ist aber sehr gut und naturgetreu. Etwas schade ist, dass Huawei sich trotz des sehr großen Touchscreens auf Full-HD-Auflösung beschränkt. Unter dem Strich muss man aber festhalten: Einzelne Pixel sind nicht festzustellen, die Auflösung ist in der Praxis ausreichend.
Triple-Kamera auf der Rückseite
Leica-zertifizierte Kamera auf der Rückseite
Foto: teltarif.de
Auf der Rückseite zeigt sich neben dem Huawei-Schriftzug und dem 5G-Logo die Triple-Kamera (40, 20 und 8 Megapixel). Darunter ist der Fingerabdrucksensor zu finden, der bei der 5G-Version des Huawei Mate 20X leider nicht ins Display integriert wurde. In der Praxis wird der Nutzer den Sensor möglicherweise nur selten benötigen, da Huawei über die Frontkamera (24 Megapixel) auch die Gesichtserkennung anbietet.
Auf der Unterseite befinden sich Lautsprecher (leider nur Mono) und Mikrofon sowie die USB-C-Buchse, über die das Smartphone mit dem Ladekabel verbunden wird. Auch der Datenaustausch mit dem Computer ist über diese Schnittstelle möglich. Auf der rechten Seite sind die Lautstärkeregler und der Ein/Aus-Schalter zu finden, links befindet sich das Schubfach für die bis zu zwei Nano-SIM-Karten. Eine Klinkenbuchse zum Anschluss eines Kopfhörers gibt es leider - wie bei vielen aktuellen Smartphones - nicht.
Kirin 980 und 8 GB Arbeitsspeicher
Als Prozessoren kommen der Kirin 980 und der Balong 5000 - letzterer speziell für die 5G-Funktionalität - zum Einsatz. Diesen stehen 8 GB Arbeitsspeicher zur Seite. Intern gibt es 256 GB Speicherplatz für Betriebssystem, Anwendungen und weitere Daten. Dazu lassen sich Nano-Memory-Cards einsetzen - leider ein proprietärer Standard. Damit lässt sich die Kapazität um weitere 256 GB erweitern.
Als Betriebssystem kommt Android 9 mit der EMUI-Benutzeroberfläche in der Version 9.1.1 zum Einsatz. Aktuell ist der Android-Sicherheitspatch vom 5. Juli 2019 installiert. Als bereits auf dem Markt verfügbares Gerät bekommt das Huawei Mate 20X 5G auch in Zukunft Updates. So soll der Handheld auch mit Android Q und EMUI 10 ausgestattet werden. Wie berichtet will Huawei bereits im September mit der Auslieferung der neuen Firmware für erste Endgeräte beginnen.
Leica-zertifizierte Kamera und durchschnittliche Lautsprecher
Dual-SIM-Menü des 5G-Smartphones von Huawei
Foto: teltarif.de
Ganz unabhängig von der 5G-Unterstützung begeistert das Huawei Mate 20X 5G durch seine Multimedia-Eigenschaften. Die Leica-zertifizierte Kamera sorgt vor allem bei ungünstigen Lichtverhältnissen für gute Ergebnisse. Nachteil: Als Bildschirmformate stehen 4:3 (voreingestellt), 1:1 und 18:9, nicht aber der gängigere 16:9-Standard zur Verfügung. Das große Display eignet sich gut, um Fotos oder Videos zu betrachten.
Der Klang des Lautsprechers ist in Ordnung, kann aber mit dem Samsung Galaxy S10+ oder dem Apple iPhone XS Max nicht mithalten. Auch frühere Huawei-Geräte boten einen besseren Sound. Auch andere aktuelle Handys des chinesischen Herstellers zeigen, dass Huawei auf den Klang des internen Lautsprechers offenbar keinen sehr großen Wert mehr legt.
Betriebssystem läuft flüssig
Das Huawei Mate 20X 5G hinterlässt einen wertigen Eindruck
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Das Betriebssystem läuft schnell und ruckelfrei. Apps starten ohne Verzögerung und auch das schnelle Wechseln zwischen verschiedenen Anwendungen ist ohne Wartezeit möglich. Die EMUI-Oberfläche kommt "ab Werk" ohne App Drawer. Dieser kann in den Einstellungen aber auf Wunsch aktiviert werden. Zudem wird für Messenger das App-Cloning angeboten, sodass es beispielsweise möglich ist, WhatsApp für gleich zwei Rufnummern zu installieren.
Der Akku des Huawei Mate 20X 5G hat eine Kapazität von 4200 mAh. Das reichte im Test, um problemlos über den Tag zu kommen. Bei intensiver Datenübertragung über 5G-Netze sollte man eventuell das Ladekabel zur Hand haben, um den Boliden zwischendurch mit Strom zu versorgen. Der neue Mobilfunkstandard ist nämlich deutlich akkuhungriger als GSM, UMTS und LTE, wie sich ebenfalls im Rahmen des Tests gezeigt hat.
5G und Dual-SIM mit dem Huawei Mate 20X 5G
Ein besonderes Augenmerk haben wir im Test auf die 5G-Funktionalität gelegt. Hier bietet das Huawei Mate 20X 5G gegenüber den Samsung-Geräten den Vorteil, nicht nur Non-Standalone-Netze (5G NSA), sondern auch die für die Zukunft geplanten Standalone-Netze (5G SA) zu unterstützen. Zudem sind selbst über LTE Download-Geschwindigkeiten von bis zu 1,2 GBit/s möglich.
Eine weitere Besonderheit gegenüber den 5G-Smartphones von Samsung ist die Dual-SIM-Unterstützung. Das heißt, der Nutzer kann zwei SIM-Karten gleichzeitig betreiben, wobei nur eine Karte mit einem 5G-Netz verbunden sein kann. Das ist ausreichend, zumal Telefonate über 5G noch gar nicht möglich sind und bei Dual-SIM-Geräten generell jeweils eine Karte für den Datenverkehr genutzt wird.
5G-Funktion liegt immer auf der Daten-SIM
Netzstandard-Auswahl im Menü
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Verfügt der Nutzer tatsächlich schon über zwei 5G-fähige SIM-Karten, so kann er über das Menü Einstellungen - Drahtlos & Netzwerke - Dual-SIM die Standard-SIM für mobile Daten wechseln. Dabei "wandert" die 5G-Funktion mit. Das heißt, man muss die Karten nicht hardwareseitig gegeneinander austauschen, sondern kann über das Menü festlegen, welche SIM den Internet-Zugang herstellt und mit 5G genutzt werden soll.
Wer auf die 5G-Nutzung verzichten möchte, kann diesen auch gänzlich abschalten. Im Menü Einstellungen - Drahtlos & Netzwerke - Mobilfunknetz hat der Anwender die Möglichkeit, einen 2G- oder 3G-only-Modus einzustellen oder eine Automatik für 3G/2G, 4G/3G/2G oder eben 5G/4G/3G/2G zu nutzen. Leider ist es nicht möglich, auf den GSM-Standard zu verzichten, um sehr langsame Datenverbindungen zu vermeiden. Zwar schaltet das Gerät selbstständig auf den jeweils höchstmöglichen Netzstandard, der gerade verfügbar ist. Dabei kommt es aber teilweise zu leichten Verzögerungen.
Software-Bug: Manchmal ist man offline
7,2-Zoll-Display mit sehr guter Darstellung
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Im Dauerbetrieb hat sich gezeigt, dass das Internet-Zugang mit dem Huawei Mate 20X 5G nicht immer zuverlässig funktioniert. Es kommt vor, dass trotz sehr gutem Empfang kein Symbol für 2G, 3G, 4G oder 5G angezeigt wird. Telefonate funktionieren weiterhin, Datenverbindungen schlagen fehl. In solchen Fällen muss das Handy kurz in den Flugzeugmodus versetzt werden. Schaltet man diesen anschließend wieder ab, so funktioniert auch der mobile Internet-Zugang wieder.
Das Huawei Mate 20X 5G ist das 5G-Smartphone auf dem deutschen Markt, das den zurzeit besten Funktionsumfang bietet. Dual-SIM und 5G ist bei Samsung ebenso wenig möglich wie die Nutzung künftiger 5G-Standalone-Netze. Display und Kamera hinterlassen ebenfalls einen guten Eindruck und die Verarbeitung des Telefons ist tadellos. Die Größe des Touchscreens ist wiederum sicher nicht jedermanns Sache. Andererseits macht diese ein Tablet fast überflüssig. Optional ist auch ein Stylus, der M-Pen, erhältlich, sodass der Bolide auch gegen die Samsung-Galaxy-Note-Reihe antreten kann.
In einer weiteren Meldung haben wir die 5G-Smartphones für den deutschen Markt miteinander verglichen.