Krisenmanagement

Huawei: Sailfish-Fork Aurora als Alternative zu Android?

Nach einem Bericht könnte Huawei die russi­sche Sailfish-Vari­ante Aurora als Ersatz für Android ins Auge fassen. Auch eine Produk­tions­verla­gerung scheint ange­dacht.
Von Wolfgang Korne

Ist Sailfish die Rettung für Huawei? Ist Sailfish die Rettung für Huawei?
Bild: dpa
Der drohende Verlust der Android-Lizenz macht dem Smart­phone-Hersteller Huawei schwer zu schaffen. Auf der Suche nach Ersatz scheinen sich die Chinesen auch in Russ­land umzu­schauen. Wie die russi­sche Seite The Bell meldet, traf sich Huawei-Chef Guo Ping mit Konstantin Noskov, dem russi­schen Minister für digi­tale Entwick­lungen. Bei den Gesprä­chen ging es laut The Bell darum, dass Huawei künftig Aurora, die russi­sche Vari­ante von Sailfish OS als Betriebs­system nutzen könnte. Zweites Thema war danach auch eine mögliche Verla­gerung eines Teils der Chip- und Geräte Produk­tion von Huawei nach Russ­land .

Sailfish ist kompa­tibel zu Android

Ist Sailfish die Rettung für Huawei? Ist Sailfish die Rettung für Huawei?
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Sailfish OS ist eine Linux-Distri­bution und wird vom finni­schen Unter­nehmen Jolla entwi­ckelt. Dahinter stecken Ex-Nokia Mitar­beiter, die an dem von den Finnen wieder aufge­gebenen Betriebs­system MeeGo gear­beitet hatten. Sailfish ist Open Source, jeder kann also den Quell­code nutzen und ihn für seine eigenen Zwecke nutzen. Das ist Android zwar auch, aber nicht voll­ständig.

Darf man der russi­schen Webseite glauben? Es wäre in jedem Fall ein guter stra­tegi­scher Schachzug zu Sailfish OS zu wech­seln. Für einen Umstieg ist nur noch ein geringer Entwick­lungs­aufwand notwendig. Sailfish OS ist zudem kompa­tibel zu Android-Apps und legt großen Wert auf Daten­sicher­heit. Jolla sammelt nur so viele Daten wie unbe­dingt nötig und verkauft sie nicht an Dritte. Für das Sammeln der Daten müssen die Nutzer in jedem Fall ihr Einver­ständnis erklären.

Hong­meng weiter Alter­native

Die Alter­native Hong­meng, an der Huawei angeb­lich seit einigen Jahren arbeitet und die in den letzten Wochen immer wieder durch die Meldungen geis­tert, ist wohl noch nicht ganz fertig. Aber sie scheint schon in einem fort­geschrit­tenen Stadium zu sein. Sollte der Handels­streit USA/China eska­lieren, könne das System "binnen Monaten" einge­führt werden, sagte der rang­hohe Huawei-Manager Andrew Williamson gestern in Mexiko-Stadt. Hong­meng werde derzeit vor allem in China getestet. Huawei hat dafür auch schon welt­weit Patent­rechte ange­meldet.

Was bei beiden Alter­nativen bleibt, ist der nicht zu unter­schät­zende Aufwand, einen eigenen Apps­tore aufzu­bauen. Hier hat Huawei in den letzten Wochen seine Anstren­gungen verstärkt, mehr Auswahl in die haus­eigene Vari­ante AppGallery zu bekommen. AppGallery ist derzeit ein eher mäßig genutzter Store, der auf allen Huawei-Geräten vorin­stal­liert ist. 560.000 Entwickler sollen bereits dafür arbeiten. Doch offen­sicht­lich haben die dazu nicht immer große Lust, denn die Auswahl ist noch mager, trotz 350 Mio. poten­zieller Nutzer. Vor allem die Top-Titel fehlen. Weswegen Huawei ein Rund-Mailing bei den App-Entwick­lern des Play Store gestartet hat und darum wirbt, die Apps doch auch im Huawei-Store einzu­stellen. Ob die großen ameri­kani­schen Anbieter wie Face­book &Co dem Aufruf folgen und ihre Apps zur Verfü­gung stellen werden, ist aber mehr als frag­lich.

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