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Wird Huawei zum europäischen Hersteller?

Huawei steht im perma­nenten Kreuz­feuer von wirt­schafts­poli­tischen Glau­bens­krie­gern. Nichts­desto­trotz kündigte der chine­sische Hersteller jetzt an, in Frank­reich - also mitten in Europa - ein eigenes Produk­tions­werk an den Start zu bringen.
Von mit Material von dpa

Huawei-Antennen sind an vielen Stellen Europas zu sehen (St. Pauls Cathedral in London). Werden sie bald in Frankreich hergestellt? Huawei-Antennen sind an vielen Stellen Europas zu sehen (St. Pauls Cathedral in London). Werden sie bald in Frankreich hergestellt?
Foto: Picture Alliance / dpa
Es war schon länger in der Diskus­sion, jetzt macht Huawei ernst. Um seine Posi­tion und seine ehrli­chen Absichten zu stärken, plant der chine­sische Netz­werk­ausrüster Huawei eine Produk­tion in Europa zu errichten, genauer in Frank­reich. Die mögliche Produk­tions­stätte für Mobil­funk­technik, deren genauer Standort noch nicht genannt wurde, solle 5G-Netz­technik für den euro­päischen Markt herstellen, erklärte Manager Liang Hua gestern in Paris. Als erstes Produkt könnten zunächst Antennen gebaut werden, die nicht nur aus den passiven Anten­nenele­menten, sondern auch aus den Signal­verstär­kern und der Steue­rungs­logik für MIMO (Multi-Input-Multi-Output) bestehen könnten.

Zum Start 500 Beschäf­tigte

Huawei-Antennen sind an vielen Stellen Europas zu sehen (St. Pauls Cathedral in London). Werden sie bald in Frankreich hergestellt? Huawei-Antennen sind an vielen Stellen Europas zu sehen (St. Pauls Cathedral in London). Werden sie bald in Frankreich hergestellt?
Foto: Picture Alliance / dpa
Das geplante Werk könnte weit­gehend auto­mati­siert laufen und soll zunächst mit 500 Mitar­beitern starten. Dort könnten Produkte im Wert von rund einer Milli­arde Euro im Jahr herge­stellt werden. Für das neue euro­päische Produk­tions­werk plant Huawei, mindes­tens 200 Millionen Euro zu inves­tieren.

Das Werk in Frank­reich ist für Huawei ziem­liches Neuland, denn es wäre das aller­erste Werk dieser Art, das sich außer­halb Chinas befindet. In seiner Pres­semit­teilung erwähnt Huawei auch "die hohe Kompe­tenz für Ferti­gung in hoher Qualität", die es in Frank­reich gäbe. Insge­samt ist Huawei schon einige Zeit in Europa aktiv und nennt "über 12.000 Mitar­beiter", die für das Unter­nehmen tätig sind. In Deutsch­land befindet sich das Haupt­quar­tier zum Beispiel in Düssel­dorf.

Ein Huawei-Spre­cher erklärte das Vorgehen so: "Huawei will diese neuen Produk­tions­kapa­zitäten seiner globalen Wert­schöp­fungs­kette in Europa inte­grieren und mit anderen bestehenden Anlagen in Europa ein Ökosystem bilden. Neben der Produk­tion soll auch ein Ausstel­lungs­zentrum dazu kommen, wo die Herstel­lung von Basis­stationen, das Aufspielen von Soft­ware sowie Prüf­prozesse gezeigt werden können. Ein ähnli­ches Zentrum konnte teltarif.de kürz­lich in London besu­chen. Damit will das Unter­nehmen Trans­parenz gegen­über euro­päischen Netz­betrei­bern, Behörden und Indus­trie­verbänden herstellen.

Huawei im Kreuz­feuer

In Europa zeigt sich derzeit ein unein­heit­liches Bild. Während in Deutsch­land und weiten Teilen von Europa strenge Sicher­heits­stan­dards, aber keine Namen, im Gespräch sind, will die briti­sche Regie­rung die Einbe­ziehung von Huawei in die Liefer­kette für 5G-Baugruppen evtl. einschränken. Offi­ziell liest sich das "Risi­kobe­haftete Anbieter sollen aus Kern­berei­chen der Netze fern­gehalten werden."

Mit der Produk­tion in Europa wird die Geschichte nun span­nender, viel­leicht holt sich Huawei noch euro­päische Partner ins Boot und gälte damit dann als "euro­päischer" Hersteller, der dann auch eindeutig euro­päischem Recht unter­liegen würde. Vor allem die US-Regie­rung macht Druck auf ihre Verbün­deten in Europa, Huawei ganz vom 5G-Netz­ausbau auszu­schließen. Sie argu­mentiert dabei, der Konzern sei eine Gefahr, weil er von der Regie­rung in Peking zu Zusam­menar­beit bei Spio­nage oder Sabo­tage gezwungen werden könne. Huawei wies diese Vorwürfe bereits wieder­holt zurück.

In London stellte Huawei dem Fach­publikum seine Leis­tungs­fähig­keit unter Beweis.

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