5G-Netz: Regierung baut hohe Hürden für Huawei auf
Auch die Bundesregierung fürchtet, dass an den Spionagevorwürfen gegen Huawei etwas dran sein könnte.
picture alliance/Robert Schlesinger/ZB/dpa
Der Streit um angebliche Sicherheitslücken beim Netzwerkausrüster Huawei bekommt eine neue Dimension. Erstmals erwägt die Bundesregierung, den Einsatz von Technik der Chinesen einzuschränken – wenn auch nur indirekt, über schärfere Sicherheitsauflagen.
Schärfere Sicherheitsanforderungen kommen
Auch die Bundesregierung fürchtet, dass an den Spionagevorwürfen gegen Huawei etwas dran sein könnte.
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Wie das Handelsblatt aus Teilnehmerkreisen erfuhr, verständigten sich vorgestern hochrangige Regierungsvertreter über das weitere Vorgehen beim künftigen Umgang mit Netzwerkausrüstern. Danach soll die Bundesnetzagentur gemeinsam mit dem BSI zeitnah Eckpunkte für schärfere Sicherheitsanforderungen für den Netzausbau vorlegen. Hintergrund ist, dass die Netzbetreiber rasch Klarheit haben müssen, spätestens Mitte März soll bereits die Frequenzversteigerung über die Bühne gehen.
Die neuen Sicherheitsanforderungen sollen unter anderem eine Verpflichtung zur Zertifizierung des verwendeten Equipments durch das BSI beinhalten sowie die Offenlegung der Quellcodes. Das soll ermöglichen, Hintertüren in der Programmierung zu erkennen. Brisant: Die Anforderungen sollen dem Vernehmen nach für alle Bereiche gelten, also nicht nur für 5G, sondern auch für die 2G-, 3G- und 4G-Netze.
Freiwilliger Verzicht?
Die Bundesregierung rechnet derzeit damit, dass die Netzbetreiber aufgrund des politischen Drucks und des bestehenden Sicherheitsrisikos freiwillig darauf verzichten werden, Technik von Huawei im Kernbereich ihres 5G-Netzes zu verbauen. Konkret ausschließen, wie es etwa Neuseeland oder Australien gemacht hatten, will die Bundesregierung Huawei nicht. Länder wie Großbritannien gehen einen ähnlichen Weg wie Deutschland, indem sie die Sicherheitsanforderungen hochschrauben und auf freiwillige Beschränkungen der Netzbetreiber setzen.
Zusatzkosten befürchtet
Die Industrie warnt aber vor möglichen Konsequenzen. Ein Ausschluss von Huawei aus den Kernnetzen in Deutschland wäre zwar möglich, heißt es von dort. Allerdings fürchten die Firmenvertreter, dass der Bann von Huawei-Technik aus dem Herzen der Netze zu massiven Mehrkosten führen und den Ausbau von 5G verlangsamen könnte. Noch größer ist die Sorge, Huawei-Technik könnte komplett ausgeschlossen werden. „Das wäre kaum möglich“, sagte ein ranghoher Telekommunikationsmanager dem Handelsblatt. Huawei-Geräte steckten in den Netzen aller drei Mobilfunkbetreiber. Es würde einige Jahre dauern, alle Technik zu entfernen, und es hätte massive Konsequenzen für die Qualität der Netze.
Netzbetreiber prüfen Huawei-Bann
Die Netzbetreiber spielen die Auswirkungen eines Banns von Huawei aus dem Kernnetz trotzdem bereits durch. Wie das Handelsblatt erfuhr, haben Telekom und Telefónica Pläne aufgelegt, in denen sie prüfen, wie sich Huawei-Technik aus den sensibelsten Bereichen ihrer Infrastruktur entfernen ließe. Vodafone verwendet nach eigenen Angaben Huawei nur begrenzt in seinem Kernnetz in Deutschland.
Telefónica Deutschland warnte vor einem langwierigen Verfahren, sollte Huawei aus dem kompletten Kernnetz ausgeschlossen werden, auch für die jetzigen Standards von 2G aufwärts. „Hier sprechen wir nicht von wenigen Monaten, sondern von längeren Zeiträumen“, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Ressourcen für den Rückbau würden dann an anderer Stelle fehlen.
Huawei gibt sich offen
Zu den Plänen der Bundesregierung für strengere Prüfungen sagte ein Huawei-Sprecher: „Wir begrüßen prinzipiell jede Initiative, die auf Basis objektiver Sicherheitskriterien Prüfmechanismen festschreibt, die die Technologie aller Lieferanten kritischer Infrastruktur unabhängig von ihrem Herkunftsland untersucht und bewertet.“
Hintergrund der Sorgen ist, dass chinesische Gesetze Unternehmen dazu verpflichten könnten, ihre Daten dem Staat offen zu legen. Huawei bestreitet, dass eine solche Verpflichtung besteht. Eine Lösung des Konfliktes könnte vielleicht darin bestehen, dass Huawei seinen Firmensitz von China weg verlegt. Diese Möglichkeit wies Huawei allerdings zurück. „Das steht nicht zur Diskussion“, sagte ein Firmensprecher.
Die jetzige Entscheidung der Bundesregierung hat sich bereits Mitte Januar angedeutet. Bereits damals waren Plänen zur Verschärfung der Sicherheitsstandards durchgesickert. teltarif.de berichtete.