5G-Netzausbau

Huawei: Die Sicherheit der Netze hat für uns oberste Priorität

In der Debatte um Huawei als 5G-Netzwerkausrüster gewinnen die gemäßigten Stimmen die Oberhand. Großbritannien stuft das Risiko als "kalkulierbar" ein
Von Wolfgang Korne

Ein Ausschluss von Huawei beim 5G-Netzausbau wird immer unwahrscheinlicher. Ein Ausschluss von Huawei beim 5G-Netzausbau scheint in immer mehr Ländern als unwahrscheinlich.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Im Streit um die Rolle von Huawei beim 5G-Ausbau hat sich nun der Deutsch­land­chef des chine­si­schen Mobil­funk­aus­rüs­ters Dennis Zuo zu Wort gemeldet. Er hat die Spio­na­ge­vor­würfe gegen sein Unter­nehmen ein weiteres Mal zurück­ge­wiesen. „Die Sicher­heit der Netze hat für uns oberste Prio­rität“, sagte Zuo dem Handels­blatt. Das Unter­nehmen gehöre zu 100 Prozent der Beleg­schaft. „Der Staat hält keinen Anteil an Huawei. Und er hält sich aus unseren Geschäften raus“, sagte Zuo. Künftig werde Huawei daran arbeiten, sich offen und trans­pa­rent in die Debatte um die Sicher­heit der Mobil­funk­netze einzu­bringen. Zuo betonte, Huawei sei unab­hängig und es habe niemals einen Zugriff des chine­si­schen Staates gegeben.

Huawei-Gründer: Die USA reprä­sen­tieren nicht die Welt

Ein Ausschluss von Huawei beim 5G-Netzausbau wird immer unwahrscheinlicher. Ein Ausschluss von Huawei beim 5G-Netzausbau scheint in immer mehr Ländern als unwahrscheinlich.
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Die Zweifel an Huawei werden vor allem von den USA geschürt. In den vergan­genen Monaten machte die US-Regie­rung Stim­mung gegen den chine­si­schen Hersteller und forderte Partner dazu auf, Huawei wegen Sicher­heits­be­denken vom Netz­ausbau des neuen Mobil­funk­stan­dards auszu­schließen. „China sind nicht die USA. Dort setzt die Regie­rung viel­leicht ihren langen Arm über Grenzen hinweg ein“, sagte Zuo. Zudem werde Huawei in den kommenden fünf Jahren rund zwei Milli­arden Dollar inves­tieren, um die Netz­werk­si­cher­heit zu erhöhen.

Huawei sieht sich durch die Boykott­auf­rufe aus den USA nicht gefährdet. „Es wird nicht passieren, dass die USA uns vernichten werden“, sagte Konzern-Gründer Ren Zhengfei in einem TV-Inter­view mit der BBC. „Die Welt kann uns nicht den Rücken kehren, weil wir fort­schritt­li­cher sind“, sagte der Huawei-Präsi­dent. Selbst wenn es den USA gelänge, mehr Länder davon über­zeugen, Huawei vorüber­ge­hend nicht zu benutzen, könne sein Unter­nehmen die Geschäfte „jeder­zeit ein wenig zurück­fahren“.

Ren Zhengfei stellte auch die wirt­schafts­po­li­ti­sche Macht in der aktu­ellen Ausein­an­der­set­zung infrage: „Wenn die Lichter im Westen ausgehen, wird der Osten immer noch leuchten. Und wenn der Norden dunkel wird, gibt es immer noch den Süden. Amerika reprä­sen­tiert nicht die Welt. Amerika reprä­sen­tiert nur einen Teil der Welt.“

Auch Ericsson hält nichts von einem Ausschluss

Mitt­ler­weile mehren sich die Stimmen, die zur Mäßi­gung im Umgang mit Huawei aufrufen. Mehrere euro­päi­sche Länder, darunter auch Deutsch­land, sind nicht über­zeugt, dass ein Verbot gerecht­fer­tigt ist. Die Bundes­re­gie­rung in Berlin disku­tiert aller­dings über die Sicher­heit der Produkte von Huawei. Das Bundesamt für Sicher­heit in der Infor­ma­ti­ons­technik ist beauf­tragt worden, einen neuen Sicher­heits­ka­talog für Ausrüs­tung in der Mobil­funk­technik auszu­ar­beiten, der jedoch für alle Ausrüster Gültig­keit haben soll.

Ein Ausschluss von Huawei ist scheinbar noch nicht mal von der Konkur­renz gewünscht. Börje Ekholm, Chef des Netz­werk­aus­rüs­ters Ericsson, sieht in der aktu­ellen Debatte eine Gefahr für den zügigen 5G-Netz­ausbau in Europa. „Wir riskieren, uns auf nur eine Frage zu fokus­sieren. Alle unsere Kunden versu­chen zu verstehen, was das bedeutet - und das schafft Unsi­cher­heit“, sagte Börje Ekholm der „Finan­cial Times“.

Die Diskus­sion und ein poten­zi­eller Ausschluss von Huawei könnten die Kosten für Netz­be­treiber und Nutzer erhöhen, die heutigen LTE-Netze gefährden und den Start des super­schnellen 5G-Daten­funks „auf Jahre“ verzö­gern, warnte Ekholm. Zugleich dränge die Debatte wich­tige Probleme wie eine weit­rei­chende Regu­lie­rung und die hohen Kosten von Mobil­funk-Frequenzen in den Hinter­grund.

Groß­bri­tan­nien: Entschei­dung mit Vorbild-Charakter?

In Groß­bri­tan­nien scheinen die Unsi­cher­heiten für Huawei aber bereits ein Ende gefunden zu haben. Der briti­sche Geheim­dienst sieht das Risiko für den Einsatz von Netz­werk­aus­rüs­tung von Huawei offenbar als kalku­lierbar an. Das berich­tete die briti­sche Finan­cial Times vor zwei Tagen unter Beru­fung auf infor­mierte Personen, die mit der Entschei­dung vertraut sind. Das sei ein schwerer Schlag für die US-ameri­ka­ni­schen Bemü­hungen, die Verbün­deten davon zu über­zeugen, den chine­si­schen Ausrüster zu verbieten.

Mögli­cher­weise geht von der Entschei­dung eine Signal­wir­kung aus. Eine Person, die mit der Debatte vertraut ist, sagte der Finan­cial Times, dass die briti­sche Entschei­dung bei den euro­päi­schen Regie­renden „großes Gewicht“ habe, da das Land über seine Mitglied­schaft im Five-Eyes-Netz­werk für Geheim­dienste über sensible US-Infor­ma­tionen verfügt. The Five Eyes ist eine Geheim­dienstal­lianz, bestehend aus Austra­lien, Kanada, Neusee­land, Groß­bri­tan­nien und den Verei­nigten Staaten. Das Vertrauen in das Wissen der briti­schen Regie­rung könnte so groß sein, dass auch die übrigen Staaten, die noch am Zwei­feln sind, ihren Kurs ändern, und die Debatte um die Zulas­sung von Huawei als 5G-Liefe­rant beenden. Mögli­cher­weise ist das auch der Anschub für eine euro­päi­sche Lösung, wie sie Luxem­burgs Minis­ter­prä­si­dent Xavier Bettel gefor­dert hat. teltarif.de berich­tete.

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