Multimedia

Home-Theater-PC: Multimedia-Alleskönner im Wohnzimmer

Im Wohnzimmer sind graue Kästen unerwünscht
Von Hans-Georg Kluge

Das Silverstone-Gehäuse passt in ein Hifi-Rack, während die Zotac-Box als kleiner Mediaplayer durchgeht. Das Silverstone-Gehäuse passt in ein Hifi-Rack, während die Zotac-Box als kleiner Mediaplayer durchgeht.
Bild: Silverstone, Zotac / Montage: teltarif.de
Das Internet bietet längst so viele Multmedia-Dienste, dass der Gedanke schnell aufkommt, den PC an den (großen) Flachbildfernseher anzuschließen. Aber: Neben der HiFi-Anlage sieht ein grauer Kasten nicht schön aus. Manche PCs sind außerdem viel zu laut, um entspannten Multimedia-Konsum zu ermöglichen. Seit Jahren gibt es deswegen Home-Theater-PCs, die all diese Eigenschaften unter einen Hut bringen möchten.

Home Theater PC: Die wichtigste Ausstattung

Für einen Multimedia-PC gelten bestimmte Anforderungen. Zwei Gigabyte Arbeitsspeicher sind dabei das Minimum, besser sind vier oder gar acht. Auch wenn es den Spaß verteuert und teilweise verkompliziert: Nichts ist ärgerlicher, als lange Wartezeiten, bis der Lieblingsplayer gestartet ist. Deswegen empfiehlt sich eine Solid-State-Disc (SSD). Für normale Windows-Installationen reichen Modelle mit 128 GB meist aus. Wer ganz sicher gehen will, der setzt auf 256 GB. Die Multimedia-Dateien müssen aber auch dann auf externen Festplatten oder Servern gelagert werden. Als CPU kommen meist Intels Atom- oder Core-i3-Prozessoren zum Einsatz. Auch von AMD gibt es einige Stromspar-Chips. All diese eignen sich jedoch nicht für aktuelle und aufwändige 3D-Computerspiele.

Das Silverstone-Gehäuse passt in ein Hifi-Rack, während die Zotac-Box als kleiner Mediaplayer durchgeht. Das Silverstone-Gehäuse passt in ein Hifi-Rack, während die Zotac-Box als kleiner Mediaplayer durchgeht.
Bild: Silverstone, Zotac / Montage: teltarif.de
Seitens der Schnittstellen sollte auf eine funktionierende HDMI-Schnittstelle geachtet werden. Diese überträgt nicht nur das Bild, sondern im Idealfall auch den Ton. Das reduziert wirksam den Kabelsalat. Im Idealfall sollte neben der obligatorischen Ethernet-Schnittstelle mit einem maximalen Durchsatz von einem Gigabit pro Sekunde auch ein schneller WLAN-Adapter eingebaut sein. Wenn dieser auch im 5-GHz-Spektrum funkt: umso besser.

Die wichtigste Frage ist das Gehäuse: Wer sich selber einen Home-Theater-PC zusammenbauen möchte, findet im spezialisierten Fachhandel Gehäuse, die optisch in ein Hifi-Rack hineinpassen. Der Hersteller Silverstone bietet zum Beispiel Gehäuse an, die stilistisch ins Wohnzimmer passen. Einige Fachhändler nehmen den Kunden auch das Zusammenbauen ab. Home-Theater-PCs in solchen Gehäusen sind allerdings selten preisgünstig und oft sind solche Geräte nur bei Fachhändlern zu haben.

Weiterhin gibt es kleine Rechner etwa im Mac-mini-Format, die dann aber nicht ganz so umfangreich konfiguriert werden können. Hier kann oft nur die Festplatte ausgewechselt werden. Diese Rechner sind mit allem nötigen ausgestattet, wie CPU, Grafik- und Soundchip. Auch Schnittstellen wie USB und HDMI sind dabei. Weitere Funktionen können aber nur mit USB-Geräten realisiert werden. Das gilt auch für ein optisches Laufwerk. Die Zotac Zbox ist ein solcher Mini-PC. Zotac-Geräte werden teilweise ohne Betriebssystem verkauft.

Genutzte Dienste entscheiden über weitere Ausstattung

Mit einem PC können sämtliche modernen Multimedia-Dienste angezeigt werden. Ob Fernsehen über DVB-S2 oder DVB-C: Mit den richtigen Komponenten ist Fernsehempfang ebenso möglich, wie das Aufnehmen von Fernsehsendungen. Wer auf sehr hochwertigen Sound Wert legt, sollte an eine zusätzliche Soundkarte denken. Die meisten Soundchips, die auf den Hauptplatinen zum Einsatz kommen, können Hifi-Kenner nicht überzeugen.

Für das Abspielen von DVDs oder Blu-rays muss unbedingt ein entsprechendes Laufwerk dabei sein. Außerdem geht ohne entsprechende Abspiel-Software gar nichts. Wer zum Beispiel auf PowerDVD setzt, kann gleichzeitig die Hardware-beschleunigte Wiedergabe der Medien aktivieren - das spart Prozessor-Ressourcen. Auf Atom-Prozessoren ist eine flüssige Wiedergabe von Blu-rays in der Regel nicht möglich, denn dafür braucht es mehr Leistung. Fraglich bleibt, wie sinnvoll das ist, denn mehr Leistung heißt auch mehr Kühlungsbedarf. Das jedoch verursacht mehr Lärm. Wer High-End-Leistung und leise Kühlung verbinden will, muss möglicherweise auf eine Wasserkühlung setzen. Als kostengünstige Alternative bietet sich da ein eigenständiger Blu-ray-Player an.

Zotac bietet eine eigene Oberfläche basierend auf dem XBMC an. Zotac bietet eine eigene Oberfläche basierend auf dem XBMC an.
Bild: Zotac / Screenshot: teltarif.de
Ein Home-Theater-PC spielt seine größten Stärken dann aus, wenn viele unterschiedliche Dienste genutzt werden sollen. So können Web-Dienste wie Spotify oder Simfy genutzt werden. Auch Video-Portale wie maxdome oder Youtube kommen ganz leicht auf den Fernseher. Für Musik- und Video-Wiedergabe können die Lieblingsplayer genutzt werden. Praktisch bei der flexiblen Lösung Home-Theater-PC: Es findet sich immer ein Programm, das ein seltenes Dateiformat abspielen kann.

Wer neben den vielen Möglichkeiten auch eine Fernseher-gerechte Benutzeroberfläche sehen möchte, kann spezielle Media-Center-Programme dafür nutzen. Microsoft bietet dafür das Windows Media Center an. Daneben gibt es auch Programme wie Mediaportal, XBMC oder mythTV. Auch diese stellen eine spezialisierte Oberfläche im Vollbild dar und übernehmen sämtliche Abspiel-Aufgaben. Wer umfangreiche Multimedia-Software wie iTunes nutzt, sollte auf leistungsfähige Hardware setzen. Insbesondere HD-Videoinhalte stellen die Hardware vor große Herausforderungen. Hier muss bei weniger starken CPUs der Grafikchip aushelfen, sonst ruckelt der Film und der Spaß sinkt rapide.

Home-Theater-PCs und die Alternativen

Home Theater PCs leiden zurzeit unter dem Problem, dass viele der infrage kommenden CPUs zu viel Strom verbrauchen. Hier wird Intel jedoch nachlegen, denn die Konkurrenz durch ARM ist im Segment der stromsparenden Chips deutlich zu spüren. Zukünftig könnten auch Mini-PCs mit Android und einer (vergleichsweise) leistungsstarken ARM-CPU für diesen Zweck geeignet sein. Aktuelle Modelle setzen oft auf noch Single-Core-CPUs, die jedoch am unteren Ende der Leistungsskala angesiedelt sind - und für echten Multimedia-Spaß ungeeignet sind.

Eine preisgünstige Alternative sind spezielle Mediaplayer. Diese sind mit speziellen Chips ausgestattet, um alle unterstützten Bild- und Tonformate abzuspielen. Auch der Stromverbrauch ist hier geringer. Nachteil ist hier: Nutzer sind auf die Dienste beschränkt, die der Hersteller vorsieht. Weitere nachzurüsten ist oft unmöglich.

Für bestimmte Zwecke eignet sich ein PC im Wohnzimmer sehr gut. Ein wenig abenteuerlich ist nicht nur die Einrichtung, sondern auch die Nutzung eines Home-Theater-PCs: Ob die Geschwindigkeit der Lösung wirklich ausreicht, ist nicht immer im Voraus zu sagen - gerade bei HD-Inhalten. Wer aber viele Internet-Videos und Streaming-Dienste nutzt, wird die Flexibilität eines Home-Theater-PCs bald zu schätzen wissen. Je nach Ansprüchen gibt es Lösungen für rund 300 Euro. Aber die Preise können schnell auch in den vierstelligen Bereich steigen - je nach gewünschten Features.