Rechtliche Grauzone: Alternatives Entfernen des SIM-Locks
Die rechtliche Grauzone:
Alternatives Entfernen des SIM-Locks
Grafik: Image licensed by Ingram Image, Foto/Montage: teltarif.de
Wer in der Vergangenheit einen Mobilfunkvertrag oder ein Prepaid-Paket mit Smartphone bestellt hat, konnte mit dem sogenannten SIM-Lock konfrontiert werden. Dabei handelte es sich um eine Sperrung, die dafür sorgte, dass das Gerät während der Laufzeit des Vertrags oder sogar darüber hinaus nur mit der mitgelieferten SIM-Karte funktionierte (oder beim Net-Lock eben nur in einem bestimmten Mobilfunknetz).
Zwar hat diese früher weit verbreitete Praxis weitgehend ausgedient und nicht nur die drei großen Netzbetreiber verzichten seit Jahren gänzlich auf SIM-/Net-Lock, jedoch können immer noch vereinzelt ältere modifizierte Geräte in Umlauf sein, die über SIM-/Net-Lock verfügen. Eine vorzeitige Entsperrung ist zwar in der Regel möglich, aber nicht gerade billig.
Günstiger und schneller lässt sich die lästige SIM-Blockade auf inoffiziellem Wege umgehen - allerdings nicht ohne Risiko.
Anwalt mahnt: Garantie kann durch inoffizielle Freischaltung erlöschen
Die rechtliche Grauzone:
Alternatives Entfernen des SIM-Locks
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"In Deutschland ist das strafrechtlich eine Grauzone", sagt
Anwalt Boris Arend aus
Berlin. Wenn der Einzelne das selbst durchführe, sei dies nicht relevant: "Problematisch
wird es nur, wenn man das gewerblich macht." Denn dann können noch Tatbestände aus
anderen Rechtsgebieten als dem Strafrecht greifen. Ein weiteres Problem beim Knacken
des Schloss-Codes: Die Gewährleistung kann erlöschen.
Ist das Telefon also kaputt, besteht möglicherweise kein Anspruch mehr auf Ersatz oder Reparatur. "Vielleicht bekommt man sogar im Shop ein Neues - wenn das entsperrte Gerät aber eingeschickt wird, kann man leicht erkennen, dass an der Software manipuliert wurde", so Arend. Unzulässig ist hierzulande auch, eine Anleitung zum Entsperren ins Internet zu stellen - das Abrufen einer solchen Anleitung hat allerdings keine Konsequenzen.
Online-Unternehmen bieten Freischalt-Service für SIM-Lock-Handys
Es gibt spezielle Anbieter, die Codes zur Entsperrung nahezu aller auf dem Markt befindlichen Smartphones im Angebot führen - zu den größten gehört wohl Unlocking.com, mit deren Codes nach Unternehmensangaben in den vergangenen Jahren mehrere Millionen Smartphones in fast allen Ländern der Welt entsperrt wurden.
Das Verfahren ist simpel: Der Kunde übermittelt dem Unternehmen seine IMEI-Nummer, eine individuelle Identifikationsnummer, die zum Freischalten des SIM-Locks benötigt wird. Bei den meisten Telefonen lässt sich die IMEI per Tastencode abrufen. Wählen Sie dazu *#06# auf Ihrem Handy oder Smartphone. Nach Übermittlung der IMEI erhält der Kunde einen Entsperr-Code per E-Mail, mit dem sich das Gerät für andere SIM-Karten freischalten lässt. Die Preise variieren je nach Anbieter und Handy-Modell.
Entsperr-Codes: Kaufen erlaubt, Verkaufen strafbar
Da diese Unternehmen außerhalb Deutschlands sitzen, ist der Kauf rechtlich unbedenklich. Wer im Ausland den Code zum Entsperren seines Smartphones anfordert, kann dafür in Deutschland nicht belangt werden. Sehr wohl strafbar ist allerdings die fachkundige Entsperrung durch frühere Mitarbeiter der Provider-Shops - denn sie dürfen Betriebsgeheimnisse wie diese nicht ausplaudern, geschweige denn kommerziell verwerten. Und die Gerichte machen Ernst: Ein Händler in Deutschland, der Unlock-Codes verkauft hatte, wurde unlängst zu einer Bewährungsstrafe mit Geldauflage verurteilt. Mittlerweile ist dies allerdings durch den Wegfall von SIM-/Net-Lock-Geräten irrelevant geworden.
Die Gesetzeslage in Sachen SIM-Lock ist international unterschiedlich. In Finnland ist die Handy-Sperre komplett verboten, in Ungarn dagegen ist die Sperre Standard und der Unlock generell strafbar. Die meisten Länder allerdings halten es ähnlich wie es in Deutschland üblich war und erlauben einen SIM-Lock, der nach dem Ende der Mindestvertragslaufzeit auf Kundenwunsch hin aufgehoben wird.
Gefährliche Alternative: Jailbreak für iPhone und iPad
Das Apple iPhone mit Jailbreak vom SIM-Lock befreien
Bild: teltarif.de
Die ersten iPhones wurden in Deutschland offiziell nur mit SIM-Lock und in Verbindung mit einem Telekom-Vertrag angeboten.
Mittlerweile werden die teuren Kult-Telefone jedoch auch hierzulande immer SIM-Lock-frei angeboten.
Wer dennoch ein älteres oder ein im Ausland erworbenes iPhone besitzt, das mit einer SIM-Lock-Sperre
versehen ist, kann diese durch einen sogenannten Jailbreak umgehen - das heißt, über das inoffizielle Entfernen von Nutzungsbeschränkungen.
Dies ist bei iPhones Voraussetzung, um anschließend über eine spezielle Anwendung den SIM-Lock zu entfernen.
Der Begriff Jailbreak ("Gefängnisausbruch") wird bisweilen synonym mit dem Aufheben des iPhone-SIM-Locks verwendet. Genaugenommen ist dies jedoch nicht richtig. Ein Jailbreak verändert das iOS-Betriebssystem dahingehend, dass der Nutzer erweiterte Zugriffsrechte erhält, die er im Auslieferungszustand des Geräts nicht hatte. So kann zum Beispiel auch Software auf das Gerät gespielt werden, die von Apple eigentlich nicht freigegeben wurde. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Info-Seite zum Jailbreak für das iPhone.
Unlock mit Risiken: Rooten von Android-Smartphones
Was der Jailbreak für das iPhone, das ist bei Android-Smartphones das Rooten. Root-Zugriff bedeutet, dass der Nutzer volle Zugriffs- und Schreibrechte auf das Android-System erhält. Ein gerootetes Handy oder Tablet kann unter anderem anschließend mit speziellen Anwendungen vom SIM-Lock befreit werden. Für Samsung-Galaxy-Geräte gibt es zum Beispiel die App GalaxSIM Unlock.
Achtung: Vor allem für unerfahrene Nutzer bergen Jailbreak und Rooten ein großes Risiko. Wichtige Systemdateien können gelöscht werden und die Garantie durch den Hersteller verloren gehen. Vor dem Jailbreak beziehungsweise Root sollte daher immer ein System-Backup durchgeführt werden. So kann das Gerät in den Ausgangszustand zurückgesetzt werden.
Wem ein inoffizieller Unlock nicht geheuer ist, der kann die SIM-Sperre auch auf konventionellem Wege beseitigen, sofern das noch angeboten wird. Wie dies funktioniert, erklären wir in unserem einleitenden Ratgeber zum Thema SIM-Lock.
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