Editorial: Strahlen sind nicht gleich Strahlen ...
Mobilfunkstrahlen vom Mobilfunkmast
Bild: nobbi.com Mobilfunkseite N. Hüttisch
Radioaktive Strahlung ist gefährlich. Wie gefährlich, wird
aus aktuellem Anlass wieder intensiv
diskutiert, am ob gibt es aber keinen Zweifel. Der Grund:
Die von radioaktiven Spaltprodukten, wie Jod-131 oder Cäsium-137,
ausgesendeten energiereichen Beta- und Gamma-Teilchen zertrümmern
chemische Bindungen en masse. Wird aber die DNS im Zellkern in zu
viele Schnipsel zerlegt, können die zelleigenen
Reparaturmechanismen diese unmöglich mehr richtig zusammensetzen. Eine
so getroffene Zelle kann zwar meist noch ihre normalen Aufgaben für
eine gewisse Zeit wahrnehmen,
sie kann sich aber nicht mehr teilen. Lebenswichtige Funktionen,
insbesondere die Produktion von Blutkörperchen und Zellen des
Immunsystems, fallen damit nach und nach aus.
Mobilfunkstrahlen vom Mobilfunkmast
Bild: nobbi.com Mobilfunkseite N. Hüttisch
Die Teilchenenergie typischer GSM- und UMTS-Mobilfunkstrahlung
beträgt aber nur 1/100.000.000.000 der von typischer Gammastrahlung.
Das reicht nicht, um chemische Verbindungen zu beeinflussen oder
gar zu brechen. Somit hat die Mobilfunkstrahlung vor allem eine
Wärmewirkung. Daneben kommt es in Leitern (wie zum Beispiel einer
Mobilfunkantenne) zur Strominduktion.
Klar ist: Auch zu viel Wärme ist gefährlich, und so wurde die Grenze für den SAR-Wert von Handys auf 2 Watt pro Kilogramm festgelegt. Bei dieser Wärmebelastung ist noch kein Anstieg der Körpertemperatur zu beachten. Zum Vergleich: Auch eine 60-Watt-Glühlampe sendet etliche Watt im Infrarotbereich aus. Ein Aufenthalt unter sogenanntem Kunstlicht gilt aber allgemein als ungefährlich.
Dennoch wird weiter intensiv auch über die Gefährlichkeit von Mobilfunk-Strahlung diskutiert. Die Motivation ist unterschiedlich. Manche Leute haben einfach Angst vor den Auswirkungen dieser immer noch vergleichsweise neuen Technologie. Andere nutzen diese Angst zur Geschäftemacherei, etwa, indem sie Strahlenschutz-Sticker fürs Handy verkaufen. "Die Sticker bringen nicht's" stellte jüngst die Schülerin Julia Désirée Krämer fest, die auch schon (mit einem anderen Thema) bei "Jugend forscht" einen Preis gewonnen hat.
Andere finden den Mobilfunkmasten in der Nähe ihres Hauses einfach hässlich, und hoffen, ihn mit der Begründung der Strahlengefahr wegklagen zu können. Freilich scheitern solche Klagen immer öfters. Jüngst sogar in einem Fall, wo der Mast in einem Wohngebiet stand.
Forschung und Überwachung sinnvoll
Es gibt zahlreiche medizinische Großstudien, die dazu dienen, ggfls. auch geringe gesundheitliche Auswirkungen der Alltagswelt zu erfassen: Essen, Feinstaub, Getränke, Handynutzung - alles hat auch einen Einfluss auf das menschliche Wohlbefinden. Aus den Ergebnissen der seriösen Studien zu gut einem Jahrzehnt Handynutzung wissen wir bereits, dass die gesundheitlichen Nachteile des Handys vergleichsweise klein sein müssen, denn andernfalls wären sie bereits aufgefallen. Aber selbstverständlich soll die Handy-Nutzung oder die Nähe des Wohnorts zu einer Mobilfunk-Basisstationen auch künftig Bestandteil dieser medizinischen Großstudien sein. Damit, sollte es doch einen auch noch so kleinen, bisher nicht bekannten gesundheitlichen Effekt geben, dieser auch bekannt wird. Damit dann jeder für sich angesichts des klar bekannten Risikos entscheiden kann, ob er Handy und Datenstick benutzt oder nicht.