Handy-Aufladecodes: Rewe übernimmt Lekkerland
Die REWE-Group darf den Kiosk- und Tankstellen-Lieferanten Lekkerland, der auch viele Aufladecodes für Handys ausliefert, übernehmen.
Foto: REWE-Group
Wenn Sie Ihre täglichen Einkäufe erledigen, gehen Sie vielleicht zu Aldi, Lidl, Norma, Edeka oder Rewe oder einem anderen Markt.
Wenn Sie an der Tankstelle einen Aufladegutschein für Ihre Prepaid-Karte im Handy kaufen, steckt mit hoher Wahrscheinlichkeit das Unternehmen Lekkerland dahinter. Dieser Name ist nur Branchenkennern ein Begriff. Lekkerland beliefert Kioske, Tankstellen mit Zigaretten, Süßigkeiten, insbesondere aber auch mit neuen Handykarten und Prepaid-Aufladegutscheinen.
Lekkerland lädt das Handy auf
Lekkerland machte im Jahre 2018 einen Gesamtumsatz von etwa drei Milliarden Euro in Deutschland und fünf Milliarden Euro in Europa. Die Provisionen auf Telekommunikation betrugen in Deutschland vergleichsweise "geringe" 71 Millionen Euro. Diese Summe erscheint niedrig. Doch dazu muss man wissen, dass diese Aufladegutscheine "netto" (ohne Steuer) und im sogenannten Agenturgeschäft verkauft werden, die Margen (Gewinne für den Händler) sind denkbar gering.
Prepaidkarten sind umsatzsteuerrechtlich vergleichbar wie ein Guthaben auf einem Konto. Das bedeutet, dass beim Kauf dieser Karten keine Umsatzsteuer ausgewiesen wird. Erst im Moment des Telefonierens wird die Leistung „Telefonieren“ geliefert und dann wird Umsatzsteuer fällig. Privatnutzer lässt das zum Glück kalt.
Kompliziertes Aufladenetzwerk
Die REWE-Group darf den Kiosk- und Tankstellen-Lieferanten Lekkerland, der auch viele Aufladecodes für Handys ausliefert, übernehmen.
Foto: REWE-Group
Lekkerland hat von der Öffentlichkeit unbemerkt ein komplexes Netz aufgebaut, um an einer Tankstelle, einem Kiosk oder einer Ladenkasse im Supermarkt beispielsweise die unterschiedlichen Anbieter, Marken und Produkte aufladen zu können.
Das ist nicht so trivial, wie es sich anhört. Teilweise funktionieren Ladecodes eines bestimmten Anbieters in einem Netz nicht für eine andere Marke im gleichen Netz. Dann gibt es das Problem, dass die Kunden selten oder gar nicht genau wissen, welches Netz sie eigentlich aufladen wollen. Ist das geklärt, wird an der Ladenkasse auf dem Kassenbon der eigentliche Aufladecode und eine Kurzanleitung ausgedruckt, wie das jeweilige Netz oder Marke aufzuladen geht.
Besonders drollig ist das, wenn man dem Tankwart erklärt, dass man "seltene" Marken wie Lycamobile oder Lebara aufladen möchte und er dann in seinem System diese Marke sogar findet: "Ich wusste gar nicht, dass wir das haben."
In bestimmten Geschäften können auch die Guthaben sogar direkt (ohne den Umweg Ausdruck und Codeeingabe) auf das Handykonto geladen werden.
Rewe übernimmt Lekkerland
Anfang des Monats hat das Bundeskartellamt die Übernahme der Lekkerland AG & Co. KG durch die Rewe-Gruppe freigegeben.
Rewe stand ursprünglich als Abkürzung für "Revisionsverband der Westkaufgenossenschaften" und ist heute als "Rewe Group" in den Bereichen Lebensmittelhandel und Touristik tätig. Sie erzielte 2018 Umsätze von 37 Mrd. Euro in Deutschland und 52 Mrd. Euro in Europa. Nach einer Pilotphase beliefert Rewe seit 2016 Aral-Tankstellen, teilweise im Rahmen des Konzeptes "Rewe To Go".
Kein Problem fürs Kartellamt
Mit der Fusion hatte Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes keine Probleme: „Im Bereich Großhandel mit Lebensmitteln kommen Rewe und Lekkerland auch gemeinsam nur auf unbedenkliche Marktanteile von unter 10 Prozent."
Betrachtet man verschiedene Kundengruppen, so sind Rewe und Lekkerland bei der Belieferung von Tankstellen und sonstigen Convenience-Geschäften, insbesondere Kiosken, zusammen der mit Abstand stärkste Anbieter. Allerdings beschränke die starke Nachfragemacht der großen Mineralölgesellschaften die Handlungs- und Preissetzungsspielräume des Anbieters deutlich.
Alternativen für kleine Anbieter
Auch für kleine und mittlere Tankstellenbetreiber gebe es hinreichende Ausweichmöglichkeiten, zum Beispiel durch Spartenlieferanten für einzelne Produktgruppen. Mundt weiter: "Die Beschaffungsseite haben wir gerade im Hinblick auf die starke Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel sehr genau abgeklopft. Gegenüber den Herstellern und Lieferanten ist Rewe nach Edeka und neben der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) einer der drei größten Abnehmer für den Lebensmitteleinzel- und -großhandel in Deutschland. Allerdings bleibt der Zuwachs durch Lekkerland mit insgesamt unter 0,5 Prozent gering.“
Das Bundeskartellamt hatte über 120 Wettbewerber, Lieferanten und Kunden befragt, zahlreiche Gespräche geführt, alle interessierten "Kreise" konnten Stellung nehmen. Die Entscheidung darüber, welche Produkte am Ende in den Regalen der Tankstellen platziert werden, liege überwiegend bei den Mineralölgesellschaften, stellte das Amt fest.
Für den Handynutzer, der sein Handy aufladen möchte, ändert sich dadurch nichts. Er kann das weiter an Tankstellen, vielen Kiosken und in verschiedenen Supermärkten an der Kasse tun. Einfach fragen.