Smartphone-War

Betriebssystem H5OS von Ex-Mozilla-Präsident: Welche Lücke kann es füllen?

Ex-Mozilla-Präsident Gong Li will mit H5OS ein neues mobiles Betriebssystem gegen Android und iOS platzieren. Kann das gelingen?
Von Hans-Georg Kluge

Gong Li (rechts im Bild) hat Mozilla verlassen und will mit H5OS ein auf Firefox OS basierendes Smartphone-OS entwickeln. Gong Li (rechts im Bild) hat Mozilla verlassen und will mit H5OS ein auf Firefox OS basierendes Smartphone-OS entwickeln. (Archivbild)
Bild: dpa
Der frühere Präsident der Mozilla Corporation, Gong Li, hat in Hongkong das Startup Acadine Technologies gegründet, das ein neues Smart­phone-Betriebssystem marktreif entwickeln soll. Das System, das laut CNet auf den Namen H5OS hört, soll auf Firefox OS basieren. Für Apps werde die HTML5-Technik zum Einsatz kommen.

In einem Interview mit dem Wall Street Journal stellt Gong Li seine Vision vor.

Nischen Suchen statt Frontalgangriff

Gong Li (rechts im Bild) hat Mozilla verlassen und will mit H5OS ein auf Firefox OS basierendes Smartphone-OS entwickeln. Gong Li (rechts im Bild) hat Mozilla verlassen und will mit H5OS ein auf Firefox OS basierendes Smartphone-OS entwickeln. (Archivbild)
Bild: dpa
Demnach sei zunächst nicht das Ziel, auf allen Kanälen mit Android oder iOS zu konkurrieren. Vielmehr müsse der Neueinsteiger eine Nische finden, in der die großen Platzhirsche noch nicht gut aufgestellt seien. Eine solche Nische sieht er zum einen bei "High End Smart Feature Phones" und "Ultra-low-cost Smart­phones". Auch bei Fernsehern sei für Alternativen noch Platz. Beim im Trend liegenden Internet-of-Things sei das Feld ganz offen.

H5OS soll sich gegenüber anderen mobilen Betriebssystemen dadurch auszeichnen, dass die Software effizienter mit vorhandenen Ressourcen umgehe. Somit sei es möglich, kostengünstigere Hardware für den Bau der Smart­phones zu nutzen. H5OS sei eine tatsächlich offene mobile Plattform ohne Standard-Dienste wie Google Maps oder die Google Suche. Stattdessen sollen Hersteller und Netzbetreiber die Software leicht anpassen können und das System mit weiteren Inhalten aufrüsten. Dabei werde der Ansatz helfen, auf offene Standards wie HTML5 zu setzen.

100 Millionen von Finanz-Investor

Zur Finanzierung hat Gong Li unter anderem den chinesischen Finanz-Investor Tsinghua Unigroup gefunden - diese Firma habe allerdings laut Wall Street Journal enge Beziehungen zur chinesischen Regierung. Gong Li versichert jedoch, dass Tsinghua Unigroup aber nicht in die operativen Belange von Acadine Technologies eingebunden sei.

Insgesamt hat Gong Li rund 100 Millionen Dollar Kapital für sein Unternehmen eingeworben. Von den derzeit rund 70 Mitarbeitern waren 40 zuvor bei Mozilla beschäftigt.

Persönlicher Kommentar von Hans-Georg Kluge
Hans-Georg Kluge H5OS klingt zunächst nach einem spannenden Versuch, die Platzhirsche herauszufordern. Fraglich bleibt jedoch, ob es den Entwicklern gelingt, ein schlagkräftiges und überzeugendes Öko-System mit Apps und Services aufzubauen. Daran scheiterte bislang Firefox OS: Die erhältlichen Smart­phones waren nicht in der Lage zu zeigen, dass sie tatsächlich auch mit schwächerer Hardware den Alltag aus Messaging, Surfen und Entertainment überstehen.

Mehr zum Thema Mobiles Betriebssystem