Erster US-Anbieter schaltet GSM-Netz zum Jahreswechsel ab
Das AT&T-Logo auf einem AT&T-Store
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Zum Jahreswechsel will die älteste Telefongesellschaft der USA sich vom weltweit am meisten verbreiteten Mobilfunk-Standard trennen. Der Anbieter AT&T bietet seinen Kunden im kommenden Jahr kein GSM mehr an, nur noch via UMTS und LTE wird dann gefunkt. Weltweit ist dieser Trend zu beobachten. So zum Beispiel auch in Australien, dort ist man schon jetzt kurz vor einem kompletten Ausstieg aus der GSM-Technik. Bis Oktober kommenden Jahres soll dieser abgeschlossen sein. In Singapur will man den Ausstieg sogar schon bis März kommenden Jahres abgeschlossen haben.
Zukunft in Deutschland noch ungewiss
Das AT&T-Logo auf einem AT&T-Store
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Hierzulande gibt es noch keinen konkreten Plan zum GSM-Ausstieg. Erst im Juni 2015 wurden die Frequenzen neu vergeben, nachdem diese eigentlich zum Jahreswechsel abgelaufen wären. Das heißt, die deutschen Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefonica sind nun wieder in der Lage das GSM-Netz, zumindest theoretisch, bis 2033 weiter zu betreiben. Theoretisch deshalb, weil über dieselben Frequenzen auch etwa ein LTE-Netz betrieben werden könnte. Wann eine solche Umstellung erfolgt, liegt also auch an den Netzbetreibern selbst. Wie heise online berichtet, will sich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch keiner der deutschen Anbieter auf ein Ausstiegsdatum festlegen.
GSM sorgte einst für Handy-Boom
GSM-Mobilfunkgeräte: Links das Motorola International 3200 (1994), rechts das Siemens SL45 (2001)
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GSM war bei seiner Einführung in Deutschland im Jahr 1992 maßgeblich daran beteiligt, dass sich Mobiltelefone auf dem Massenmarkt überhaupt verbreiten konnten. Und auch heute noch spielt der fast 25 Jahre alte Standard eine wichtige Rolle, zum Beispiel bei der sogenannten M2M-Communication. M2M steht für Machine-to-Machine und gemeint sind damit Mobilfunkmodule etwa in Alarmanlagen oder PKWs, um nur ein paar wenige Anwendungsbeispiele der M2M-Communication zu nennen. Würden die GSM-Netze also nicht mehr betrieben werden, müssten gleich eine ganze Reihe bestehender Schnittstellen aktualisiert werden. Nachfolger dafür stehen im LTE-Netz zwar schon bereit, nur scheint es sehr unwahrscheinlich, dass bisherige Funkmodule in absehbarer Zeit aktualisiert werden können.
Nicht mehr essenziell, aber noch relevant
In der heutigen Mobilfunktechnik spielt GSM in der Tat eine untergeordnete Rolle, zumindest überall dort, wo UMTS zur Verfügung steht. Problematisch wird es, wenn das 3G-Netz nicht ausreichend Netzabdeckung bietet. Und das kommt nicht nur in ländlichen Gebieten vor, sondern vor allem auch in Gebäuden. Der UMTS-Standard tut sich - ganz im Gegensatz zu GSM – nämlich schwer durch Wände zu dringen. Dort könnte in Zukunft zwar theoretisch auch das LTE-Netz Abhilfe schaffen, dann aber müsste VOLTE weiter vorangetrieben werden. Derzeit steckt die IP-Telefonie über das LTE-Netz allerdings noch in den Kinderschuhen.
GSM in Deutschland bleibt erstmal
Grundsätzlich sind moderne Mobilfunk-Standards weitaus effizienter als GSM. Das heißt, die Datenübertragungsrate im Verhältnis zur Bandbreite des Signals ist höher und somit kann, vereinfacht gesagt, bei weniger Aufwand mehr geleistet werden. Weil Anbieter wie AT&T wohl früh mit der Umstellung angefangen haben, bleibt nun ein GSM-Netz zurück, welches sich nicht mehr rentiert.
Bis es in Deutschland aber soweit ist, können noch viele Jahre vergehen, was nicht ausschließlich an den Netzbetreibern selbst liegt. Wie gesagt, GSM ist noch immer wichtiger Bestandteil vieler M2M-Schnittstellen, deren Aktualisierung zunächst einmal finanziert und organisiert werden muss. Zudem sollte nicht vergessen werden, dass auch im privaten Anwendungsbereich noch etliche GSM-only-Geräte im Einsatz sind. Wahrscheinlicher erscheint laut Experten eine Abschaltung von UMTS noch vor GSM.