GSM-Ausstieg

Erster US-Anbieter schaltet GSM-Netz zum Jahres­wechsel ab

Zum Jahres­wechsel schaltet AT&T sein GSM-Netz ab. Und auch in Australien soll der GSM-Standard im kommenden Jahr gänzlich verschwinden. Hier­zulande scheint man es allerdings noch nicht so eilig zu haben.
Von David Rist

Das AT&T auf einem AT&T-Store Das AT&T-Logo auf einem AT&T-Store
Bild: dpa
Zum Jahres­wechsel will die älteste Telefon­gesell­schaft der USA sich vom welt­weit am meisten verbreiteten Mobilfunk-Standard trennen. Der Anbieter AT&T bietet seinen Kunden im kommenden Jahr kein GSM mehr an, nur noch via UMTS und LTE wird dann gefunkt. Welt­weit ist dieser Trend zu beobachten. So zum Beispiel auch in Australien, dort ist man schon jetzt kurz vor einem kompletten Ausstieg aus der GSM-Technik. Bis Oktober kommenden Jahres soll dieser abgeschlossen sein. In Singapur will man den Ausstieg sogar schon bis März kommenden Jahres abgeschlossen haben.

Zukunft in Deutschland noch ungewiss

Das AT&T auf einem AT&T-Store Das AT&T-Logo auf einem AT&T-Store
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Hier­zulande gibt es noch keinen konkreten Plan zum GSM-Ausstieg. Erst im Juni 2015 wurden die Frequenzen neu vergeben, nachdem diese eigentlich zum Jahres­wechsel abgelaufen wären. Das heißt, die deutschen Netz­betreiber Telekom, Vodafone und Telefonica sind nun wieder in der Lage das GSM-Netz, zumindest theoretisch, bis 2033 weiter zu betreiben. Theoretisch deshalb, weil über dieselben Frequenzen auch etwa ein LTE-Netz betrieben werden könnte. Wann eine solche Umstellung erfolgt, liegt also auch an den Netz­betreibern selbst. Wie heise online berichtet, will sich zum jetzigen Zeit­punkt aber noch keiner der deutschen Anbieter auf ein Ausstiegs­datum fest­legen.

GSM sorgte einst für Handy-Boom

GSM-Mobilfunkgeräte: Links das Motorola International 3200 (1994), rechts das Siemens SL45 (2001) GSM-Mobilfunkgeräte: Links das Motorola International 3200 (1994), rechts das Siemens SL45 (2001)
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GSM war bei seiner Einführung in Deutschland im Jahr 1992 maßgeblich daran beteiligt, dass sich Mobil­telefone auf dem Massen­markt über­haupt verbreiten konnten. Und auch heute noch spielt der fast 25 Jahre alte Standard eine wichtige Rolle, zum Beispiel bei der sogenannten M2M-Communication. M2M steht für Machine-to-Machine und gemeint sind damit Mobil­funk­module etwa in Alarm­anlagen oder PKWs, um nur ein paar wenige Anwendungs­beispiele der M2M-Communication zu nennen. Würden die GSM-Netze also nicht mehr betrieben werden, müssten gleich eine ganze Reihe bestehender Schnitt­stellen aktualisiert werden. Nach­folger dafür stehen im LTE-Netz zwar schon bereit, nur scheint es sehr unwahr­scheinlich, dass bisherige Funk­module in absehbarer Zeit aktualisiert werden können.

Nicht mehr essenziell, aber noch relevant

In der heutigen Mobil­funk­technik spielt GSM in der Tat eine unter­geordnete Rolle, zumindest überall dort, wo UMTS zur Verfügung steht. Problematisch wird es, wenn das 3G-Netz nicht ausreichend Netz­abdeckung bietet. Und das kommt nicht nur in ländlichen Gebieten vor, sondern vor allem auch in Gebäuden. Der UMTS-Standard tut sich - ganz im Gegen­satz zu GSM – nämlich schwer durch Wände zu dringen. Dort könnte in Zukunft zwar theoretisch auch das LTE-Netz Abhilfe schaffen, dann aber müsste VOLTE weiter voran­getrieben werden. Derzeit steckt die IP-Telefonie über das LTE-Netz allerdings noch in den Kinder­schuhen.

GSM in Deutschland bleibt erstmal

Grund­sätzlich sind moderne Mobilfunk-Standards weitaus effizienter als GSM. Das heißt, die Daten­übertragungs­rate im Verhältnis zur Band­breite des Signals ist höher und somit kann, vereinfacht gesagt, bei weniger Aufwand mehr geleistet werden. Weil Anbieter wie AT&T wohl früh mit der Umstellung angefangen haben, bleibt nun ein GSM-Netz zurück, welches sich nicht mehr rentiert.

Bis es in Deutschland aber soweit ist, können noch viele Jahre vergehen, was nicht ausschließlich an den Netz­betreibern selbst liegt. Wie gesagt, GSM ist noch immer wichtiger Bestand­teil vieler M2M-Schnittstellen, deren Aktualisierung zunächst einmal finanziert und organisiert werden muss. Zudem sollte nicht vergessen werden, dass auch im privaten Anwendungs­bereich noch etliche GSM-only-Geräte im Einsatz sind. Wahr­scheinlicher erscheint laut Experten eine Abschaltung von UMTS noch vor GSM.

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