Mobiles Bezahlen

Google Pay in Deutschland im Test

Android Pay heißt jetzt Google Pay und ist in Deutschland offiziell nach wie vor nicht verfügbar. Wir haben den mobilen Bezahldienst dennoch bereits ausprobiert.
Von

Mobile Bezahldienste tun sich mit einer Markteinführung in Deutschland immer noch schwer. Die Branchengrößen wie Apple Pay, Samsung Pay oder Google Pay sind hierzulande nach wie vor nicht gestartet. Stattdessen gibt es Nischenanbieter wie Boon (Wirecard) und SEQR, die zumindest für Android-Smartphones mobile Bezahl-Apps anbieten. Dazu kommen Angebote, die einige Banken selbst initiieren.

Der Verfasser dieses Berichts hat mit verschiedenen Android-Smartphones wie dem Samsung Galaxy S8+ Duos, dem Huawei Mate 9 und dem Blackberry KEYone Black Edition bislang die Mobile-Payment-Apps von Boon und SEQR getestet. Boon ist von der Handhabung her recht umständlich. Zudem "vergisst" die App nach jedem Google Pay in Deutschland ausprobiert Google Pay in Deutschland ausprobiert
Foto: teltarif.de
Update aus dem Google Play Store die Zugangsdaten. SEQR ist von der Bedienung her besser, funktioniert dafür aber nicht an allen Terminals in Supermärkten, an Tankstellen oder in Hotels und Restaurants.

Was lag näher, als Android Pay, das seit Anfang Januar offiziell Google Pay heißt, einmal zu testen? Da der Dienst in Deutschland noch nicht gestartet ist, muss die Anmeldung über eine Bank in einem Land erfolgen, in dem es Android Pay bereits gibt. In den USA gibt es den mobilen Bezahldienst schon seit Herbst 2015, im darauffolgenden Jahr wurde der Service auf weitere Länder ausgedehnt.

Android Pay aka Google Pay auch in der Euro-Zone verfügbar

Auch in ersten Staaten, in denen der Euro offizielles Zahlungsmittel ist, steht Android Pay mittlerweile zur Verfügung, so zum Beispiel in Belgien, Irland und Spanien. Wer sich für den Service interessiert, organisiert sich idealerweise in einem dieser Länder ein Bankkonto bzw. eine Kreditkarte, die sich beim mobilen Bezahldienst von Google einbinden lässt. Das gewählte Kreditinstitut muss demnach nicht nur einem potenziellen Kunden aus Deutschland aufgeschlossen gegenüberstehen, sondern auch Android Pay anbieten.

Einer der in Frage kommenden Anbieter ist Boon, die Wirecard-Marke, die bereits vom Apple-Pay-Test im vergangenen Jahr bekannt ist. Boon bietet in Deutschland nur das mobile Bezahlen mit seiner eigenen App an. Entscheidet man sich aber für ein Boon-Konto in Irland [Link entfernt] , so stehen sowohl Apple Pay als auch Android Pay zur Verfügung. Steht die virtuelle Kreditkarte von Boon oder einem anderen geeigneten Kreditinstitut erst einmal zur Verfügung, so kann diese in Android Pay integriert werden.

App nicht im deutschen Play Store verfügbar

Displaysperre zwingend erforderlich Displaysperre zwingend erforderlich
Foto: teltarif.de
Die Android-Pay-App ist allerdings nicht im deutschen Google Play Store verfügbar. Nun könnte man die Installationsdatei (APK) sicher im Internet finden. Wer aber garantiert dafür, dass man dabei nicht auf eine manipulierte Anwendung stößt? Das Risiko ist gerade bei einer Applikation, über die echtes Geld fließt, nicht zu unterschätzen. Besser ist es daher, einen Weg zu finden, Android Pay (die App heißt nach wie vor so, auch wenn der Service offiziell mittlerweile in Google Pay umbenannt wurde) doch noch aus dem Google Play Store herunterzuladen.

Ich habe dafür ein Google-Konto aus einem Land genutzt, in dem Android Pay bereits angeboten wird. Das lässt sich über eine VPN-Verbindung am Smartphone innerhalb weniger Minuten erstellen (Einstellungen - Konten - neues Konto hinzufügen). Die VPN-Verbindung ist insofern wichtig, als man so eine IP-Adresse aus dem Land nutzen kann, aus dem das gewünschte Konto stammt.

Zwei Google-Konten auf dem Smartphone

Die beiden Google-Konten können parallel auf dem Smartphone eingerichtet bleiben. Im Google Play Store und bei anderen Google-Apps ist es auf (virtuellen) Knopfdruck möglich, zwischen den beiden Konten zu wechseln. Mit meinem ohnehin schon vorhandenen amerikanischen Google-Konto konnte ich die Android-Pay-App sogar ohne VPN-Verbindung auf das für den Test verwendete Huawei Mate 9 laden.

Die Android-Pay-App hätte ich nun ebenfalls mit dem amerikanischen Google-Konto nutzen können. Allerdings funktionierte die Einrichtung auch mit meinem deutschen Google-Account, den ich dann auch verwendet habe. Spaßeshalber habe ich versucht, eine meiner deutschen Kreditkarten bei Android Pay einzubinden. Das schlug erwartungsgemäß fehl. Stattdessen wurde die Fehlermeldung angezeigt, die Karte könne nicht hinzugefügt werden. Entweder nehme die Bank noch nicht an Android Pay teil oder die Karte werde nicht unterstützt.

Kreditkarte muss eingebunden werden

Im zweiten Anlauf habe ich die Daten der eigens für den Test angeschafften irischen Kreditkarte eingegeben. Nun erschien keine Fehlermeldung mehr. Dafür wurde der Hinweis eingeblendet, Google Pay könne genutzt werden, da die Displaysperre für das Smartphone aktiviert sei. Diese ist in der Tat wichtig, denn mit einem Smartphone, auf dem Android Pay eingerichtet ist und bei dem das Display entsperrt wurde, ist der Bezahldienst ohne weitere Rückfragen aktiv und kann genutzt werden, wie sich im weiteren Verlauf des Tests gezeigt hat.

Google Pay muss als bevorzugte Zahlungsart festgelegt werden Google Pay muss als bevorzugte Zahlungsart festgelegt werden
Foto: teltarif.de
Im nächsten Schritt musste die einzubindende Kreditkarte bestätigt werden. Dazu mussten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Bank akzeptiert werden. Danach wurde die bisher genutzte Bezahl-App SEQR [Link entfernt] über das Menü durch Google Pay ersetzt. Danach erschien der Hinweis, dass Android Pay nun zur Nutzung verfügbar sei.

Kurzanleitung für Erstanwender

Erstanwender bekommen auch gleich eine Kurzanleitung mit auf den Weg. Demnach muss das Smartphone entsperrt und bei der Kasse an das Terminal gehalten werden. Zudem sei der Dienst überall nutzbar, wo die Logos von Android Pay bzw. für kontaktloses Zahlen zu sehen seien. Das Signet für Android Pay wird man hierzulande nirgends sehen, da der Dienst noch nicht offiziell gestartet ist, aber zumindest das Zeichen für kontaktlose Zahlungen taucht auch in Deutschland an immer mehr Akzeptanzstellen auf.

Die Nutzung von Google Pay ist denkbar einfach Die Nutzung von Google Pay ist denkbar einfach
Foto: teltarif.de
Android Pay fordert während der Ersteinrichtung noch den Zugriff auf den Standort des Smartphones an. Zudem kann man einen E-Mail-Newsletter "mit exklusiven Angeboten, Tipps und Einladungen zur Feedback-Abgabe" bestellen oder eben ablehnen. Die Entscheidung für oder gegen diesen Newsletter kann man über das Menü der App jederzeit ändern.

Interessant ist, dass die Anwendung für Android Pay bzw. Google Pay schon komplett in deutscher Sprache zur Verfügung steht, obwohl das Angebot bislang in keinem der deutschsprachigen Länder verfügbar ist. Über die App kann man die Push-Benachrichtigungen nach jedem Kauf ein- und ausschalten oder sich darüber benachrichtigen lassen, wenn man sich in der Nähe eines Geschäfts aufhält, das auch offiziell Zahlungen mit Android Pay akzeptiert.

App verschwindet wie von "Geisterhand"

Etwa eine Stunde nach der Einrichtung verschwindet die Android-Pay-App wie von Geisterhand aus dem Menü des Smartphones. Diesen Effekt hatten zuvor auch andere Interessenten berichtet, die den Dienst in Deutschland getestet hatten. Auch in der Liste der installierten Apps im Menü "Einstellungen" taucht Android Pay nicht mehr auf. Der Hintergrund ist unklar. Wie sich im Test gezeigt hat, funktioniert der Bezahldienst selbst dennoch einwandfrei.

Google Pay funktioniert an allen Terminals für kontaktloses Bezahlen Google Pay funktioniert an allen Terminals für kontaktloses Bezahlen
Foto: teltarif.de
Wir haben Android Pay an einem Terminal in einem McDonald's-Schnellrestaurant ausprobiert. Nach der Aufforderung, die Kreditkarte einzuführen, haben wir das Smartphone mit entsperrtem Display an das Terminal gehalten. Nach ein bis zwei Sekunden wurde am Terminal der Hinweis eingeblendet, die Zahlung sei erfolgt. Am Handy kam die Push-Benachrichtigung an, die über den Einkauf - inklusive Geldbetrag und genutzter Kreditkarte - informiert hat.

Wir haben den Test bewusst an einem Terminal in besagtem Schnellrestaurant durchgeführt, da es hier in der Vergangenheit zu Problemen mit der Nutzung von SEQR kam. Der reibungslose Ablauf der Zahlung mit Google Pay spricht dafür, dass der Dienst - anders als die Bezahl-Apps von Drittanbietern - in der Tat überall dort funktioniert, wo kontaktlose Zahlungen mit Geräten technisch freigegeben wurden. Das Angebot funktioniert damit genauso gut wie Apple Pay.

So holt man die App auf das Handy zurück

Wer später nochmals die Android-Pay-App am Smartphone benötigt, um Einstellungen zu ändern, kann diese recht einfach wieder anzeigen lassen. Dazu muss im Google Play Store auf das Google-Konto umgeschaltet werden, mit dem die Installation vorgenommen wurde. Danach wird Android Pay aufgerufen. Nun kann die App "aktiviert" und nicht etwa installiert werden - ein Hinweis darauf, dass die Anwendung im Hintergrund weiter arbeitet, auch wenn sie im Menü nicht zu sehen ist.

Zahlvorgang wird per Push-Nachricht bestätigt Zahlvorgang wird per Push-Nachricht bestätigt
Foto: teltarif.de
Nach einer gewissen Wartezeit verschwindet Android Pay erneut aus dem Menü - vielleicht auch als reine Sicherheitsmaßnahme seitens Google. Abseits dieses Schönheitsfehlers funktioniert Google Pay in Deutschland einwandfrei, auch wenn der Weg zur Anmeldung eines passenden Accounts - zugegeben - etwas umständlich ist, bis das Angebot auch offiziell den Weg auf den deutschen Markt findet.

Wurde die Hürde genommen, so wird man allerdings mit einer mobilen Bezahl-Lösung belohnt, die deutlich einfacher und zuverlässiger als Mobile-Paymemt-Apps von Drittanbietern funktioniert. Bleibt zu hoffen, dass Google, Samsung und Apple ihre mobilen Bezahldienste in absehbarer Zeit auch offiziell in Deutschland anbieten. Vor allem um Apple Pay gab es im vergangenen Jahr zahlreiche Gerüchte. In den vergangenen Monaten ist es allerdings deutlich ruhiger um einen möglichen Deutschland-Start geworden.

In einer weiteren Meldung haben wir bereits darüber berichtet, wie man Apple Pay schon jetzt in Deutschland nutzen kann.

Mehr zum Thema Mobile Payment