Vernetzt

Google Home: Die Suchmaschine drängt sich in den Alltag

Google hat auf der I/O wie erwartet eine neue Spracherkennung präsentiert, die sich tief im alltäglichen Leben verankern soll. Google Home ist eine Art Hybrid aus Heimvernetzung und Suchmaschine.
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Google hat für seine I/O allerlei Androiden aufgefahren Google hat für seine I/O allerlei Androiden aufgefahren
Bild: dpa
Das Internet wird mobil - und Google zieht Konsequenzen aus diesem Trend, zumal er unumkehrbar ist: Google setzt massiv auf Spracherkennung, um sich tiefer in unserem Alltag zu verankern. Der Internet-Konzern stellte heute Abend einen vernetzten Lautsprecher mit einem integrierten Sprachassistenten vor. Das Gerät mit dem Namen Google Home kann nicht nur auf Sprachbefehl Musik abspielen, sondern auch auf die Google-Suche zugreifen sowie Aufgaben in verbundenen Geräten und Google hat für seine I/O allerlei Androiden aufgefahren Google hat für seine I/O allerlei Androiden aufgefahren
Bild: dpa
Diensten erfüllen. Man kann zum Beispiel ein Taxi bestellen oder alle möglichen Fragen stellen. Dafür muss das Gerät ständig zuhören, um die Befehle nicht zu verpassen. Mit dem Lautsprecher konkurriert Google direkt mit einem ähnlichen Konzept von Amazon.

Auch insgesamt will Google seine Nutzer verstärkt über den neuen Sprachassistenten erreichen. Mit dem "Google Assistant" solle man sich einfach unterhalten können, erklärte Konzernchef Sundar Pichai auf der Entwicklerkonferenz Google I/O im kalifornischen Mountain View. Damit wolle Google nützlicher werden. "Wir haben ein Jahrzehnt investiert, um die weltbeste Spracherkennungs-Technologie zu entwickeln", sagte Pichai. Das war ein Seitenhieb gegen Konkurrenz wie Apples persönliche Assistentin Siri, Microsofts Cortana oder Amazons Technologie Alexa.

Mehr als die Hälfte mobil

Aktuell komme bereits die Hälfte der Google-Suchanfragen von mobilen Geräten und ein Fünftel werde per Spracheingabe gestellt, sagte Pichai. Wenn sich die Google-Suche verstärkt von der klassischen Web-Anfrage stärker auf gesprochene Fragen verlagert, könnte das auch Folgen für die Wettbewerbsermittlungen etwa in der EU haben.

Als weitere Neuheit zeigte Google den Messenger Allo, der mit ähnlichen Diensten vor allem von Facebook konkurrieren wird. Auch hier steht die Spracheingabe im Vordergrund. Außerdem kann der Kurzmitteilungsdienst mit Hilfe künstlicher Intelligenz passende Antworten oder eine Auswahl von Restaurants oder Filmen vorschlagen. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung soll für den Datenschutz sorgen. Neu ist auch die App "Duo" für Videoanrufe, die im Sommer für Android- und Apple-Geräte eingeführt werden soll.

Zu den Partnerdiensten für den neuen Lautsprecher gehören bereits MyTaxi, der Fahrdienst-Vermittler Uber, der Facebook-Kurzmitteilungsdienst WhatsApp und Musikdienste wie Spotify. Lautsprecher in verschiedenen Räumen können miteinander verbunden werden und zusammenarbeiten. Google will auch die Möglichkeit bieten, das Design nach dem Geschmack der Nutzer anzupassen. Die Ankündigungen trafen auf begeisterten Applaus der Konferenz-Teilnehmer.

Der bezaubernde Bergblick

Google verlegte die Konferenz in diesem Jahr aus San Francisco in ein Freiluft-Amphitheater direkt neben dem Hauptquartier des Konzerns in Mountain View. Dort traten unter anderem schon The Who und Metallica auf. Dadurch konnten diesmal rund 7 000 Teilnehmer zu der Konferenz kommen, sagte Pichai. Bei der jährlichen Veranstaltung kündigt Google traditionell die wichtigsten neuen Produkte und Dienste an. In wenigen Wochen ist Konkurrent Apple mit seiner Konferenz WWDC an der Reihe.

 Google-Manager Sundar Pichai auf der Goolr I/O 2016 Google-Manager Sundar Pichai auf der Goolr I/O 2016
Google-Manager Sundar Pichai auf der Goolr I/O 2016
Man stellt sich inzwischen allerdings die Frage, ob es hier noch um den Wettbewerb in innovativen Techologien geht, oder nicht viel mehr darum, wer das bessere Nostalgie-Rock-Konzert-Erinnerungs-Event veranstalten kann.

Virtuelle Realität

Auf jeden Fall will auch Google stärker im anziehenden Geschäft mit virtueller Realität mitmischen. Der Internet-Konzern präsentierte deshalb die hauseigene Plattform "Daydream" (Tagtraum) für Inhalte, mit denen man in virtuelle Welten eintauchen kann. Der Schritt soll dafür sorgen, dass auf Geräten mit dem Google-System Android von verschiedenen Herstellern eine gleich hohe Qualität gewährleistet ist. Führende Smartphone-Hersteller seien bereits an Bord, sagte der zuständige Google-Manager Clay Bavor auf der Entwicklerkonferenz Google I/O im kalifornischen Mountain View.

Als Inhalte-Partner sind unter anderem Medienunternehmen dabei. Auch die hauseigene Videoplattform kommt zum Einsatz: "Wir haben YouTube von Grund auf neu für virtuelle Realität umgebaut", sagte Bavor. Eine neue Brille für die Anzeige von VR-Inhalten, über die vor der Konferenz spekuliert wurde, gab es dagegen zunächst nicht zu sehen. Unter anderem Facebook setzt ebenfalls massiv auf virtuelle Realität, auch für die künftige Video-Kommunikation zwischen den Mitgliedern. Ob das jetzt wirklich das nächste große Ding ist? Man darf gespannt sein. Fest steht: Derzeit gibt es einfach keine bessere Suchmaschine als Google.

Aber alle, die im Jahr 2006 schon erwachsen waren, erinnern sich möglicherweise noch an eine Zeit, in der man mit Altavista oder gar MetaGer in Internet unterwegs war. Ja, das war kurz nachdem wir von den Bäumen herunter geklettert sind. Aber es hat funktioniert. Und manchmal wünsche ich mir diese Zeiten zurück. Da hat man noch Dinge im Internet gefunden, die man nicht ohnehin schon erwartet hat.

Internet eben - das freie Netz für alle anderen. Also für Leute wie dich und mich. Und vor zehn Jahren dachte ich noch, dass Google zu uns anderen gehört. Aber diese Zeiten sind vorbei.

Mehr zum Thema Google Android