Gegen Terror

Google gründet Anti-Terror-Initiative

Internet-Konzerne wie Google, Facebook und Twitter stehen unter Druck, mehr gegen die Verbreitung von Terror-Propaganda im Netz zu unternehmen. Google kündigte nun eine Initiative an, die auf KI und menschliche Expertise setzt.
Von dpa / Stefan Kirchner

Google-Initiative gegen Terror im Netz Mit künstlicher Intelligenz gegen Terror-Inhalte: Google startet neue Initiative
Foto: picture alliance / dpa
Unter wachsendem Druck aus der Politik wollen Internet-Konzerne verstärkt künstliche Intelligenz im Kampf gegen terroristische Inhalte einsetzen. Nach Facebook kündigte dies auch Google an. Der Internet-Konzern werde dafür mehr Entwickler abstellen und seine modernste Technologie bei selbstlernenden Maschinen nutzen, erklärte Google-Chefjurist Kent Walker.

Damit sollen unter anderem bei der Videoplattform YouTube automatisch mehr Clips mit Terrorpropaganda aufgespürt werden. Auch die Zahl der Experten, die über als verdächtig markierte Videos entscheiden, werde stark erhöht, schrieb Walker in einem Beitrag in der Londoner Zeitung Financial Times. Google setzt dabei auf Trusted Flagger, das sind Einzelpersonen oder Organisationen, denen Google vertraut, wenn sie anstößige oder rechtswidrige Inhalte anzeigen. Das können auch Strafverfolgungsbehörden sein. In Deutschland gehören jugendschutz.net, das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Jugendschutz im Internet, sowie der Verein FSM (Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter) zu den Trusted Flaggern.

Es muss mehr getan werden

Google-Initiative gegen Terror im Netz Mit künstlicher Intelligenz gegen Terror-Inhalte: Google startet neue Initiative
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Walker betonte, Google, YouTube und andere Internet-Firmen arbeiteten zwar schon seit Jahren daran, solche Inhalte zu finden und zu löschen - aber "die unbequeme Wahrheit ist, dass wir als Industrie eingestehen müssen, dass noch mehr getan werden muss. Jetzt."

Google setze bereits auf die Analyse von Videobildern, um Terror-Propaganda auch ohne Hinweise von Nutzern zu entdecken, betonte Walker. Mehr als die Hälfte der gelöschten Inhalte in den vergangenen sechs Monaten sei so gefunden worden. Entwickler des Internet-Konzerns hätten auch Technologie entwickelt, die ein erneutes Hochladen bereits bekannter terroristischer Videos verhindere.

Auch Facebook gab vor wenigen Tagen bekannt, dass selbstlernende Maschinen stärker dafür eingesetzt werden, solche Inhalte gar nicht erst wieder auf die Plattform durchzulassen. Zudem werde an einem Algorithmus gearbeitet, der durch Textanalyse terroristische Propaganda erkennen solle.

Die Politik fordert

Internet-Unternehmen stehen in Europa unter wachsendem Druck aus der Politik, härter gegen Terror-Inhalte vorzugehen. So erklärte die britische Premierministerin Theresa May nach dem jüngsten Attentat auf der London Bridge, Extremismus finde im Netz eine sichere Brutstätte - und die großen Internetunternehmen ließen dies zu. In Deutschland sieht ein Gesetzentwurf von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) Strafen von bis zu 50 Millionen Euro vor, wenn Internet-Firmen illegale Inhalte nicht schnell genug löschen.

Der Entwurf ist umstritten, unter anderem wegen einer Frist von sieben Tagen, die Online-Netzwerke zur Entscheidung in nicht eindeutigen Fällen bekommen sollen. Für heute ist eine Anhörung im Rechtsausschuss des Bundestages zu dem Gesetz angesetzt, bei der unter anderem Organisationen und Verbände ihre Argumente einbringen können. In vorab veröffentlichten Stellungnahmen wurde der Entwurf von "Reporter ohne Grenzen" als ungeeignet kritisiert und von der Staatsanwaltschaft Hamburg unterstützt.

Passend dazu hatte die Innenministerkonferenz erst kürzlich beschlossen, dass der Bund auch bei Messengern bei begründeten Verdachtsfällen mitlesen sollte.

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