Nach Milliarden-Strafe: Google ändert Browser-Politik
Unter dem Druck der EU ändert Google seine Browser-Politik.
Bild: picture alliance/Christoph Dernbach/dpa
Google auf den Spuren Microsofts: Künftig sollen europäische Nutzer, ähnlich wie unter Windows, nun auch unter Android explizit entscheiden können, welchen Browser und welche Suchmaschine sie nutzen wollen. Das kündigte Kent Walker, Senior Vice President of Global Affairs bei Google, in einem Blogpost an.
Android-Nutzer hatten zwar schon immer die Möglichkeit, andere Browser und Suchmaschinen zu installieren und diese als Standard festzulegen. "Jetzt werden wir mehr tun, um sicherzustellen, dass Android-Handy-Besitzer über die große Auswahl an Browsern und Suchmaschinen informiert sind", schreibt Walker in dem Blog.
Nutzer stehen vor der Wahl
Unter dem Druck der EU ändert Google seine Browser-Politik.
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Dazu werden Android-Nutzer aktiv vor die Wahl gestellt, welchen Browser und welche Suchmaschine sie nutzen wollen – ähnlich wie es Microsoft beim Internet Explorer machen musste. Das gilt nicht nur bei Neueinrichtung der Smartphones, sondern auch für ältere Geräte, die bereits in Betrieb genommen worden sind. Die Umstellung auf das neue Verfahren soll in den nächsten paar Monaten geschehen, so Google.
Eine offene und durchaus brisante Frage ist, welche Alternativen dann angeboten werden. Man erinnere sich: Diese Diskussion führte auch bei Microsoft immer wieder zu Streit.
Im Visier der EU
Sowohl bei Microsoft, wie auch jetzt bei Google, sind die europäischen Wettbewerbshüter die treibende Kraft hinter den Änderungen. Im Juli 2018 hatte die EU-Kommission eine Rekordstrafe in Höhe von 4,3 Milliarden Euro über Google verhängt. Die Kommission hatte dem Konzern vorgeworfen, die marktbeherrschende Stellung seiner Suchmaschine durch "illegale Beschränkungen" für die Nutzung des mobilen Betriebssystems Android "zementiert" zu haben.
Die EU-Kommission hatte sich unter anderem daran gestört, dass die Hersteller von Android-Geräten ein ganzes Paket von Apps auf ihren Geräten vorinstallieren mussten, auch wenn sie nur einen einzigen Dienst wie den Play Store nutzen wollten. In diesem Fall waren etwa auch die Installation des Google Chrome Browser und die Google Suche verpflichtend.
In einem ersten Schritt hat Google deshalb bereits im Oktober vorigen Jahres sein Lizenzmodell geändert. So können nun europäische Hersteller gegen eine Lizenzgebühr von 40 Dollar den Play Store auch ohne weitere Google Apps installieren. Von der Option hat bisher aber keiner der Hersteller Gebrauch gemacht.
Google bleibt im Visier der Wettbewerbshüter. Gestern hat der Konzern erneut eine Milliarden-Strafe kassiert. EU-Wettbewerbshüterin Margrethe Vestager hat das Verhalten von Google im Anzeigengeschäft mit einem Bußgeld von 1,49 Milliarden Euro belegt. Die Strafe sei das Ergebnis von Untersuchungen gegen den Werbedienst „AdSense“, so die EU-Kommissarin für Wettbewerb.