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Play Store: Google stellt Ultimatum an App-Entwickler

Manche Apps-Entwickler wollen eine Vielzahl von Berechtigungen, aber gegen eine ganz bestimmte hat Google nun etwas einzuwenden. Der Konzern hinter dem Android-Betriebssystem stellt ein Ultimatum, ansonsten fliegen diese Apps raus.
Von Stefan Kirchner

Google Play Store Google ändert seine Play-Store-Richtlinien für App-Entwickler
Foto/Logo: Google, Montage: teltarif.de
Wenn Smartphone-Nutzer eine App aus dem Google Play Store installieren, wird nicht selten vorher nach bestimmten Berechtigungen für die zu installierende Applikation gefragt. Manchmal gehen Entwickler auch noch weiter und geben innerhalb der Play-Store-Beschreibung alle benötigten Berechtigungen mit an und wofür sie verwendet werden.

Allerdings gibt es auch schwarze Schafe und gegen die will Google nun schärfer vorgehen. Konkret geht es um die Berechtigung der Eingabehilfen, womit die Bedienung von Android auch für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen ermöglicht werden soll. Wie Caschys Blog berichtet, schreibt Google gezielt Entwickler von Apps an, die sich dieser Berechtigung namens Accessibility Services bedienen und stellt sie vor ein Ultimatum.

Entweder der angeschriebene Entwickler entfernt die Berechtigung aus dem Code der APK-Datei oder die betreffende App wird innerhalb von 30 Tagen aus dem Google Play Store entfernt.

In jedem Fall muss künftig explizit in der Play-Store-Beschreibung angegeben werden, dass die Eingabe­hilfen verwendet werden, zum Beispiel in Form des Hinweises "This app uses Accessibility services."

Sicherheit versus praktische Funktion

Google Play Store Google ändert seine Play-Store-Richtlinien für App-Entwickler
Foto/Logo: Google, Montage: teltarif.de
Nach dem derzeitigen Stand würde das viele populäre Apps betreffen, die nicht zwingend etwas damit zu tun haben. Unter anderem könnten Passwort-Manager wie KeePass2Droid, LastPass oder auch der bitwarden Password Manager ihre grund­legende Funktion einbüßen: Automatisch Eingabefelder erkennen und mit den verknüpften Daten der jeweiligen App und Website ausfüllen.

Denn solche Anwendungen müssen gewissermaßen die Berechtigung für Eingabe­hilfen anfordern, um ihre AutoFill-Funktion überhaupt umsetzen zu können. Erst ab Android 8.0 Oreo ist dieser Weg nicht mehr nötig, da es mit der AutoFill-API für Entwickler die entsprechende API-Schnitt­stelle gibt. Alle früheren Android-Versionen besitzen eine solche Funktion nicht. Nachteil der AutoFill-API ist allerdings, dass nur wenige Apps diese bereits aktiv unterstützen - der Chrome Browser von Google gehört zum Beispiel noch nicht dazu.

Von der neuen und härteren Regelung durch Google sind aber nicht nur Passwort-Manager betroffen: Auch Apps mit einem gewissen Grad an Automatisierung wie Homescreen-Replacements wie der Nova Launcher, Clipboard-Tools wie Universal Copy, Sicherheits­lösungen wie Cerberus, Spam-Filter für Anrufe und SMS, Daten­zähler wie Network Monitor Mini oder Anwendungen zur Automatisierung wie Tasker werden Opfer der neuen Richtlinie von Google. Gerade Tasker erfreut sich großer Beliebtheit wenn es darum geht, bestimmte Profile nach Abhängigkeit bestimmter aktiver Apps zu aktivieren oder andere Späßchen, die auf vorher definierten Ereignissen basieren.

Harte Sanktionen angedroht und erste Reaktionen

Google seinerseits kündigt auch harte Strafen an, falls der Aufforderung nicht nachgekommen wird. So werden alle Verstöße gegen die Richtlinien für Entwickler getrackt und bei wiederholten Verstößen der jeweilige Entwickler-Account gesperrt. Außerdem will Google in solchen Fällen eine Untersuchung einleiten und auch mit dem Entwickler verknüpfte Google-Accounts schließen.

Mittlerweile haben die ersten Entwickler reagiert. So ist für Tasker geplant eine andere API zu verwenden, um aktive Apps zu erkennen. Nachteil ist allerdings, dass Tasker nur mit Android 5.0 Lollipop und neuer kompatibel ist, sowie die Funktion für die Zurück-Taste wohl ebenfalls entfallen wird.

Bei bxActions soll sich hingegen nichts ändern. Der Entwickler vertritt die Meinung, dass seine App sehr wohl gezielt Menschen mit Behinderungen unterstützen soll. Er werde daher nichts verändern.

Bei reddit wird daher schon spekuliert, wie die Sache in Zukunft geändert werden könnte. Unter anderem wäre es denkbar, die Notwendigkeit der Accessibility Services in eine Art Plugin auszu­lagern, das bei Bedarf von der Haupt­applikation nachgeladen wird. Ob dies allerdings Regel­konform ist und Google diese Methode nicht auch als Verstoß gegen die Richtlinien auffasst, darüber wird noch gestritten.

Lesen Sie in einem weiteren Beitrag, warum Google auch gegen Entwickler von Apps mit schlechter Performance vorgeht.

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