Homann: Unternehmen sollen kooperieren
Jochen Homann berichtete, dass die einzigartigen "privaten" 5G-Campus-Frequenzen eine Idee der Bundesnetzagentur sind.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
20 Jahre BREKO in Berlin: Der Minister ging von der Bühne und Jochen Homann, Präsident der BNetzA erinnerte an die Tradition des Industriebauwerks: Die Bolle-Säle sind in der ehemaligen Meierei (Molkerei) Bolle untergebracht, deren Milch in Berlin eine lange Tradition habe und ihn an die Milchkanne und 5G erinnere.
Markt dynamisch entwickelt
Jochen Homann berichtete, dass die einzigartigen "privaten" 5G-Campus-Frequenzen eine Idee der Bundesnetzagentur sind.
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Der Markt habe sich dynamisch entwickelt, es wurde billiger, es gibt mehr, und es wurde besser. Seit 2010 hat sich die Zahl der mit 50 MBit/s erreichbaren Haushalte verdoppelt. Doch der Wettbewerb finde allzu oft nur in den Metropolregionen statt.
Campus-Frequenzen waren Idee der BNetzA
Homann erinnerte daran, dass die europaweit einzigartige Idee von lokalen Campus-5G-Frequenzen eine Idee seiner Bundesnetzagentur gewesen sei, welche der Industrie, der Landwirtschaft und dem Campus helfe. Die Antragsformulare sind seit wenigen Tagen online, die ersten Anträge bereits eingegangen.
Auch für die Netzbetreiber seien diese Frequenzen interessant, denn sie könnten "mit klugen Ideen" der Industrie die gewünschten Netze aufbauen und dann dafür diese dem Industrieunternehmen zugeteilten Frequenzen verwenden.
Für Homann sind Bereitschaft und Interesse am Mobilfunk-Ausbau wichtig. Seine Behörde werde die Glasfaser vorantreiben. Viele Unternehmen müssten aber auch ihre Geschäftsmodelle anpassen. Der Umstieg von Kupfer auf Glas sei längst nicht mehr ganz bei Null. Er habe festgestellt, dass zunächst gar nicht alle per Glasfaser erreicht werden wollten. In der letzten Zeit habe es eine gewisse Dynamik nach oben gegeben.
Zwischen Euphorie und Realität
Homann hat viel Euphorie bemerkt, man wolle 5G gleich morgen früh und gleich überall. Das würde zur Enttäuschung führen, weil es so schnell doch nicht geht. „Nicht alles kann über Nacht kommen.“
Homann kündigte an, die Glasfaser anders als die Kupferleitung zu regulieren und er wisse von seinem nachfolgenden Redner Andreas Mundt (Präsident des Bundeskartellamts), dass der auch nicht dagegen sei. Für Homann ist wichtig, dass die Unternehmen etwas unternehmen. "Wir stehen dafür, dass wir uns nicht vorwerfen lassen wollen, dass BNetzA im Weg stehen würde."
Mundt darf über alles sprechen, außer die Kernfrage
Ein seltener Gast beim BREKO: Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes.
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Der Präsident des Bundeskartellamts Andreas Mundt hatte die undankbare Aufgabe, eine Rede zu einem Thema zu halten, wo alle drüber sprechen dürften, nur er nicht. Und Mundt blieb konsequent, die geplante Kooperation zwischen der Deutschen Telekom und der EWE, in einem gemeinsamen Glasfaserunternehmen den Norden des Landes auszubauen, erwähnte Mundt mit keinem Wort, derzeit liegt dieser Fall in seiner Behörde zu Entscheidung.
Stattdessen blickte er auf den Festnetzmarkt zurück, der vor 22 Jahren geöffnet wurde und mit minus 67 Prozent extrem rückläufige Preise ermöglicht habe.
Heute denke man in Flatrate und Gigabit. Anspielend auf die 350 Mitglieder des BREKO teilte Mundt mit, dass seine Behörde 350 Mitarbeiter habe, die Erfolg für Wettbewerb, möglich durch Regulierung und eine gute Zusammenarbeit mit der Bundesnetzagentur in einer heute völlig veränderten Landschaft erlaubten.
Heute sei Bandbreite und digitale Infrastruktur für das Datenwachstum wichtig. Privatwirtschaftliche Unternehmen müssten Investitionsentscheidungen treffen, doch die "Takeup"-Rate der Verbraucher sei noch gering, es fehlten Nachfrage und Zahlungsbereitschaft. Investitionen lohnen sich noch nicht in dem Maße, wie sie es müssten.
Kooperationen können Vorteile bieten
Mundt betonte, dass Kooperationen Vorteile bieten, um einen schnelleren Ausbau zu erreichen. Kooperation können Kosten senken. Kooperationen seien zulässig, wenn die Vorteile überwiegen. Es gebe aber Grenzen, wenn Unternehmen sich abstimmen und getrennt arbeiten könnten. Wann das Kartellamt die Entscheidung fällen wolle, erwähnte Mundt mit keiner Silbe.
Wambach: Angst vor Kooperation
von links: Ina Karabasz (Handelsblatt), Jochen Homann (BNetzA), Prof. Wambach (Monopolkommission), Andreas Mundt (Bundeskartellamt)
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Prof. Dr. Achim Wambach, Vorsitzender der Monopolkommission, konnte schon freier reden: Viele Unternehmen hätten Angst vor einer Kooperation, weil sie befürchteten in die Regulierung des Partners (sprich der Telekom) mit hineingezogen zu werden. Deswegen sei auch eine neue Glasfaser-Regulierung geplant.
Kooperation ist möglich, Kabel soll sich öffnen
In einer Podiumsdiskussion, die von Ina Karabasz (Handelsblatt) moderiert wurde, wurde Mundt minimal konkreter: "Eine Kooperation ist möglich, wenn sie den Ausbau voranbringt. Das liegt nicht an uns."
Auf die Frage zur Regulierung der Breitbandkabelnetze würde sich BNetzA-Chef Homann wünschen, wenn sich „das Kabel selbst öffnen würde. Das muss doch möglich sein.“ Rechtlich habe er hier keine Grundlage.
Homann hofft, dass "die lähmende National-Roaming-Debatte bald vorbei ist. Wir müssen Glasfaser und Mobilfunk voranbringen." Homann kann auf Erfahrungen aus dem Bereich der Stromtrassen verweisen, wo viele Wünsche vor Ort nicht mehr funktionieren, weil die Bürger vor Ort keine Leitungen vor ihrer Haustüre sehen möchten.
Unkonventionelle Methoden gefragt
Mitunter helfen ganz unkonventionelle Methoden: Kanzleramtsminister Helge Braun hatte vorgeschlagen, eine Liste von blockierten Funkmasten in die Wahlkreise mitzunehmen. Das brachte Bewegung in die Situation.
Von Glasfaser-Gutscheinen hält Homann wenig. "Ich wünsche mir eher überzeugende Angebote in den Netzen, das wäre dann mehr wert." Die 500 Euro, die so ein Gutschein "wert" sein soll, sei nicht der Kern der Debatte.
Was Telekom-Chef Wössner den BREKO Mitgliedern mitteilte, lesen Sie im letzten Teil unserer kleinen Miniserie.