Streit

Glasfaser ins Haus: Streit um die letzten Kupfer-Meter

Wenn ein Haus per Glasfaser angebunden wird, geht es indoor oft mit Kupfer weiter. Sind private Betreiber und Telekom im Spiel, kommt es zum Streit.
Von

In der Tat ist die Sache ist noch etwas komplizierter, als es den ersten Anschein hat. Wenn ein Wettbewerber der Telekom mit Glasfaser ins Haus komnmt und dort ebenfalls Glasfaser weiter zu den Nutzern in Wohnungen oder Büros legt, gäbe es keinerlei Probleme. Doch in der Praxis gibt es in den Häusern oder Bürogebäuden oft keine freien Kabelkanäle mehr, um neue Glasfasern komplett durchs Haus bis zum Nutzer zu ziehen. Neue Kabelkanäle im Treppenhaus sehen nicht schön aus oder sind nicht gewünscht. Insgesamt ist die Neu-Installation von Glasfaser im ganzen Haus vor allen Dingen eines: Sehr teuer. Deswegen wird "indoor" gerne die superschnelle G.fast-Technik über Kupferdrähte verwendet. Ist auch die Telekom in dem Gebäude zugange, gibt es ein Problem.

BNetzA will nur 50 MBit/s?

Beim Tauziehen um die Glasfaser sollte man die Fasern bis zum Teilnehmer anschließen. Das vermeidet unnötige Konflikte. Beim Tauziehen um die Glasfaser sollte man die Fasern bis zum Teilnehmer anschließen. Das vermeidet unnötige Konflikte.
Foto: Picture-Alliance /dpa
Als Zielmarke zur Erfüllung der gesetzlichen Regulierungsziele ziehe die Entscheidung der Bundesnetzagentur eine Versorgung mit lediglich 50 Megabit pro Sekunde heran. „Beim Ausbau hochleistungsfähiger Netz-Infrastrukturen dürfen wir uns aber nicht länger mit diesem überholten Bandbreitenziel zufriedengeben, sondern müssen deutlich ambitionierter werden. Ziel muss es sein, Glasfaser nicht nur in jede Stadt und jede Straße, sondern bis in jedes Gebäude zu bringen. Auch die Bundesregierung will den Netzinfrastrukturwechsel zur Glasfaser. Dieses Ziel muss sich daher künftig stärker im Verwaltungshandeln widerspiegeln“, so Heer und Albers.

Die Bundesnetzagentur wird das Verfahren voraussichtlich im Laufe dieses Jahres abschließen. Die neuen Regelungen zur TAL werden zu diesem Zeitpunkt in Kraft treten. In den kommenden Monaten wird es vor allem noch um die Frage gehen, wie einzelne Punkte konkret in die Praxis umgesetzt werden. Hinsichtlich der dargestellten Problematik erwarten BREKO und BUGLAS jedoch keine wesentlichen (positiven) Änderungen mehr.

Damit werde der Glasfaserausbau in Deutschland erheblich behindert. Albers und Heer: „Auf diese Weise wird die Chance vertan, einen schnellen Glasfaserausbau auch in Bestandsgebäuden zu ermöglichen und die Deutsche Telekom unmissverständlich zu einem zukunftsgerichteten Glasfaserausbau zu motivieren.“

Eine Einschätzung

Je schneller es wird, desto kritischer ist die Kupferleitung, das ist nichts neues. Vectoring löst das Problem, aber nur, wenn ein Anbieter die "Hoheit" über das Kabel haben darf. Zwar sind (theoretisch) heute schon 1 GBit/s auf der Kupferleitung möglich, aber mit erheblichem Aufwand und großem Störpotenzial gegenüber dem Wettbewerb. Idealerweise sollte also Glasfaser nicht nur bis ans Haus (FTTB), sondern gleich auch innen im Haus verlegt werden (FTTH).

Geschwindigkeiten von "nur" 400 000 bis 600 000 kBit/s werden dem mitlesenden Privatkunden, die vielleicht nur DSL 1000 oder 2000 (oder weniger) bekommen können, wie Hohn und Spott vorkommen. Industriekunden oder Serverbetreiber brauchen aber möglichst schnelle Anbindungen und ein Gigabit ist da kein Marketingbegriff sondern eher Mindeststandard.

In der Praxis werden sich Deutsche Telekom und die privaten Glasfaserbauer zusammenraufen müssen, um pragmatische Lösungen zu finden. Die kann die Netzagentur nicht so einfach verfügen, da kommt es auf den jeweiligen Einzelfall an. Im Idealfall könnte die Telekom die Glasfaser- und G.fast-Infrastruktur von den Wettbewerbern beziehen. Denkbar wäre auch, dass die Wettbewerber die notwendige Indoor-Verkabelung sich von der Telekom "mieten". Flexibilität ist gefragt.

Mehr zum Thema BUGLAS