Highspeed ist nicht gleich Highspeed
Wenn die Telekom Glasfaser verlegt, dann meist nur bis zum Kabelverzweiger am Straßenrand. Das macht sie aber für Millionen Haushalte.
Deutsche Telekom
Wenn von Highspeed die Rede ist, sind damit nicht unbedingt Geschwindigkeiten von 1 GBit/s gemeint. Eigentlich bedeutet Highspeed nur, dass Haushalte schneller als bisher im Internet surfen können. Der Landkreis Cochem-Zell in Rheinland-Pfalz erhält zum Beispiel Fördergelder in Höhe von 18,9 Millionen Euro, um eine „hochleistungsfähige Breitbandinfrastruktur“ zu errichten, wie Landrat Manfred Schnur bei der Übergabe des endgültigen Förderbescheids Anfang September 2019 sagte. Bundestagsabgeordneter Peter Bleser, der nebst anderen den Förderbescheid überreichte, sprach von einem „flächendeckenden Glasfaser- und Mobilfunkausbau“ im Landkreis. Die Glasfaser wird zunächst aber nur flächendeckend bis zu den Kabelverzweigern (KVZ) verlegt.
Immerhin: sämtliche Haushalte im Kreis sollen dadurch mindestens 50 MBit/s erhalten – 60 Prozent sogar 100 MBit/s. Nur unterversorgte Gewerbegebiete sowie öffentliche Einrichtungen wie etwa Schulen erhalten einen Glasfaseranschluss. Im Oktober 2019 soll mit dem Ausbau begonnen werden. Dafür sind 200 Kilometer Tiefbauarbeiten vorgesehen, bei denen 453 Kilometer Glasfaserkabel verlegt werden, um 1581 Haushalte, 48 Unternehmen und 32 Schulen anzubinden, die bislang als unterversorgt gelten.
FTTH mit bis zu 300 MBit/s
Wenn die Telekom Glasfaser verlegt, dann meist nur bis zum Kabelverzweiger am Straßenrand. Das macht sie aber für Millionen Haushalte.
Deutsche Telekom
Nomen est omen, könnte man bei innogy Highspeed sagen. Die Breitbandangebote von innogy TelNet stehen seit Anfang September 2019 1704 Haushalten in Olsberg sowie 2113 Haushalten in Bestwig, Nuttlar und Ostwig zur Verfügung. Highspeed heißt hier aber maximal 120 MBit/s, obwohl das Unternehmen von einem Glasfasernetz spricht. Etwas schneller kommen in Zukunft die Einwohner von Heretsried, Immenstadt und Oberbergkirchen im Internet voran. Zusammen mit hiesigen Netzbetreibern wird M-net Haushalte mit FTTH-Anschlüssen ausstatten und Bandbreiten von derzeit bis zu 300 MBit/s anbieten. Im Heretsrieder Stadtteil Monburg werden von der miecom-Netzservice sechs Gebäude angeschlossen. In Thanners, einem Stadtteil von Immenstadt, erhalten 14 Gebäude FTTH-Anschlüsse und in Oberbergkirchen erschließt die Energie Südbayern 260 Gebäude mit Glasfaser.
Die Deutsche Telekom ist zwar nicht gerade dafür bekannt, vorrangig FTTH-Netze zu bauen, aber aus dem Kupferdraht des Telefonnetzes quetscht sie das letzte Megabit heraus – und das für die Massen. Zuletzt hat der ehemalige Staatskonzern für 615 000 Anschlüsse die Surf-Geschwindigkeit dank Super-Vectoring auf maximal 250 MBit/s erhöht. Weitere 40 000 Haushalte wurden auf bis zu 100 MBit/s beschleunigt. Die Zahl der Telekom-Haushalte, die einen Tarif mit 100 MBit/s oder mehr buchen können, liegt nach Angaben der Bonner nun bei 29,5 Millionen. Um zu erfahren, ob man dazugehört, kann man auf telekom.de/schneller klicken. Über weitere Ausbauprojekte informiert die Telekom in ihrem Unternehmensblog.
Reine Glasfaser in Viersen und Tuchenbach
Dagegen konnte die Deutsche Glasfaser vor Kurzem erst ihren 500 000sten Kunden feiern, aber von denen erhalten alle 1 GBit/s. Und die Kundenzahl wächst. Im Kreis Viersen hat die Deutsche Glasfaser bereits 30 000 Haushalte privatwirtschaftlich erschlossen. Weitere 4000 kommen demnächst in den neun Kommunen des Kreises hinzu. Dafür werden 40 Millionen Euro an Fördergeldern eingesetzt. Auch in den Kreisen Nordsachsen und Leipzig führt die Deutsche Glasfaser den Ausbau fort. In Großpösna beginnt bereits die Netzplanung, und in Naunhof läuft die Vorvermarktung. Die hat die Gemeinde Tuchenbach hinter sich gebracht und die 40-Prozent-Hürde geknackt. Tuchenbach wird von der Deutschen Glasfaser ein FTTH-Netz erhalten. Das will der Netzbetreiber auch in den Gewerbegebieten von Bad Bentheim bauen. Auch hier läuft die Vorvermarktung.
Bürgermeister Heinrich Jäckle (links) und Tobias Miessl (miecom) unterzeichnen den Ausbauvertrag für Heretsried. Hinter ihnen Melanie Hundt von M-net.
M-net
In Mitteldeutschland will envia TEL ebenfalls dem Gewerbe auf die Sprünge helfen. Bis Ende 2020 will der Netzbetreiber im Rahmen seiner zweiten Glasfaser-Ausbauwelle knapp 80 Industriegebiete an sein Glasfasernetz anschließen. Das Unternehmen wird dafür rund 50 Millionen Euro investieren und mehr als 450 Kilometer Glasfaserkabel verlegen. Von diesen Ausbauplänen würden 6000 Unternehmen profitieren. Insgesamt investiert envia TEL in den kommenden fünf Jahren rund 100 Millionen Euro. Bis 2023 sind rund 350 Glasfaser-Ausbauprojekte in Gewerbegebieten geplant. Regionaler Schwerpunkt sind die Bundesländer Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Vodafone geht in Gewerbegebiete
Auch Vodafone setzt seine Ausbaupläne für Industriegebiete fort. Derzeit baut der Düsseldorfer Netzbetreiber zusammen mit der Deutschen Glasfaser ein FTTB-Netz in Gewerbegebieten der Mannheimer Stadtteile Neckarau, Neuostheim, Friedrichsfeld und Oststadt. Nun soll der Ausbau auch in Rheinau, Wohlgelegen, Käfertal, Waldhof und Mühlauhafen folgen. Geplant sind Internetanschlüsse für insgesamt 770 Unternehmen. Weitere 140 Unternehmen sollen im Gewerbegebiet am Unteren Talweg in Mössingen von einem Glasfaseranschluss profitieren. Ein Gewerbegebiet gleichen Namens in Bad Hersfeld wird ebenfalls ein FTTB-Netz von Vodafone erhalten. Hier sollen 120 Unternehmen angeschlossen werden.
Gigabit-Geschwindigkeiten können auch die Kabelnetzbetreiber anbieten. So startete unlängst Tele Columbus unter seiner Marke Pyur in den ersten Ausbaugebieten in Heidelberg die Vermarktung von Gigabit-Anschlüssen. Den Haushalten in den Ortsteilen Schlierbach und Ziegelhausen werden ab Ende September 2019 unterschiedliche Bandbreiten zwischen 120 MBit/s und 1 GBit/s angeboten. Bleibt festzuhalten, dass selbst 50 MBit/s allemal schneller sind als die Bandbreite, die vielerorts noch vor zwei, drei Jahren erhältlich war.