Glasfaser

BREKO: Wettbewerber bauen mehr Glasfaser als die Telekom

Mit fundierter wissenschaftlicher Unterstützung hat der Branchenverband BREKO heute seine Breitbandstudie 2018 vorgestellt.
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Der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) hat heute die Marktdaten zur aktuellen Lage auf dem Telekommunikationsmarkt vorgestellt. Mitgeholfen hat der renommierte Telekommunikationsexperte und Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Jens Böcker (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg). Bevor Böcker den Lehrstuhl übernahm, war er drei Jahre bei Mannesmann o.tel.o (Festnetz) in Köln für den Vertriebskanal Service Provider und Reseller zuständig gewesen. Heute ist Böcker wissenschaftlicher Beirat der Management- und Strategieberatung Böcker Ziemen in Bonn, Mitglied im Beirat der Materna GmbH und Sprecher des Beirates der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, dem mehrere DAX Konzerne angehören.

180 Netzbetreiber bauen 82 Prozent Glasfaser

Heute hat der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) die Marktdaten seiner Breitbandstudie 2018 vorgestellt. Heute hat der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) die Marktdaten seiner Breitbandstudie 2018 vorgestellt.
Foto: Telekom, Montage. teltarif.de, Logo. Breko
Für die Breitbandstudie 2018 wurden deutschlandweit alle Netzbetreiber des BREKO befragt, geantwortet hatten rund 90 Prozent. Daneben wurden Daten öffentlich zugänglicher Quellen zur Verifizierung sowie zur Ermittlung von Gesamtmarktzahlen herangezogen.

Wichtigstes Ergebnis der Studie: Der Ausbau mit Glasfaseranschlüssen bis direkt in die Gebäude (FTTB) oder bis direkt zum Nutzer (FTTH) werde vor allem durch die mehr als 180 Netzbetreiber des BREKO vorangetrieben. Fast 60 Prozent aller 3,9 Millionen auf dem deutschen Markt verfügbaren, direkten Glasfaseranschlüsse würden von BREKO-Netzbetreibern gestellt. Dies entspreche fast 70 Prozent aller von den Wettbewerbern der Deutsche Telekom realisierten Glasfaseranschlüsse. Allein im Jahr 2017 sei die Zahl der von BREKO-Carriern realisierten FTTB/FTTH-Anschlüsse um rund 700 000 gewachsen.

Insgesamt zeichnen nach Angaben der Studie die alternativen Netzbetreiber in Deutschland für rund 82 Prozent aller direkten Glasfaseranschlüsse (FTTB/FTTH) verantwortlich. Die Deutsche Telekom könne hier hingegen nur einen Anteil von 18 Prozent für sich verbuchen.

Kabel-TV-Netze bauen Fläche kaum weiter aus

Interessanterweise haben die Kabel-TV-Netzbetreiber in Deutschland in den vergangenen Jahren so gut wie keinen Ausbau mehr in die Fläche betrieben: Die Zahl an Haushalten, denen ein Kabel-Breitbandanschluss mit 50 MBit/s oder mehr zur Verfügung steht, hat sich nach den Zahlen des Breitbandatlas des Bundes seit 2015 nur marginal erhöht (2015: 63,3 Prozent; 2017: 63,9 Prozent).

Vectoring-2 sorgte für Fehlinvestitionen

Als "bedauerlichen" Effekt der Vectoring-2-Entscheidungen der Bundesnetzagentur (BNetzA) hätten sich mehr als zwei Drittel der Investitionen in den Jahren 2015, 2016 und 2017 nicht auf die damaligen Breitbandziele der Bundesregierung (50 MBit/s für alle bis Ende 2018) ausgewirkt, sondern zu Fehlinvestitionen durch "Überbau" (= paralleler Aufbau von schnellem Internet, wo es vorher schon welches gab) geführt: So habe sich die Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen mit 50 MBit/s oder mehr von 2014 bis 2017 lediglich um knapp 6,3 Millionen Haushalte erhöht (heute: 32,7 Millionen Haushalte).

Die Zahl an Haushalten, die zwischen zwei (oder mehr) Anschlusstechnologien mit mindestens 50 MBit/s wählen können, stieg in der gleichen Zeit jedoch um fast 13,5 Millionen (heute: 21,25 Millionen Haushalte).

Private Wettbewerber investieren mehr als Telekom?

Die Wettbewerber, so BREKO, hätten seit der Liberalisierung des deutschen Telekommunikationsmarkts 1998 insgesamt 75,5 Milliarden Euro investiert (52 Prozent) – auf die Telekom entfielen 69,5 Milliarden Euro (48 Prozent).

Es gibt aber auch eine positive Botschaft: Die durch die Vectoring-Entscheidungen der BNetzA ausgelöste Investitionsverunsicherung bei den alternativen Netzbetreibern in Deutschland – vor allem 2015/2016 deutlich spürbar – habe sich durch die Entscheidung vieler Carrier zugunsten reiner Glasfaser wieder umgekehrt. Im Jahr 2017 haben die Investitionen der Wettbewerber wieder deutlich angezogen und lagen bei 4,2 Milliarden Euro.

„Die Netzbetreiber unseres Verbands haben mit der klaren Fokussierung auf reine, zukunftssichere Glasfaseranschlüsse zugunsten von Bürgern und Unternehmen genau die richtige Entscheidung getroffen“, freut sich BREKO-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers über die aktuellen Zahlen. „Umso positiver sehen wir die Tatsache, dass die neue Bundesregierung nun klar auf den ‚Netzinfrastrukturwechsel zur Glasfaser‘ setzt und im Rahmen des Bundesförderprogramms Breitband sogar ein Upgrade bislang noch auf Kupfer (Vectoring) basierender Ausbauprojekte auf reine Glasfaseranschlüsse ermöglicht. Mit den richtigen politisch-regulatorischen Rahmenbedingungen wird sich der Glasfaserausbau in Deutschland noch erheblich beschleunigen.“

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