Test: Gigaset Smart Speaker L800HX mit Amazon Alexa
Ein weiterer Lautsprecher mit eingebauter Sprachassistentin wäre für ein Unternehmen, das seine Ursprünge in der Herstellung schnurloser Telefone hat, wohl etwas wenig. Deshalb hat Gigaset auch gleich ein DECT-Telefon in den Lautsprecher integriert. So lässt sich dieser per Sprachbefehl auch als Freisprechtelefon benutzen. Wie gut das in der Praxis funktioniert, haben wir getestet.
Der neue smarte Lautsprecher L800HX von Gigaset ist ein stattliches Gerät. Deutlich größer als der Amazon Echo der 2. Generation und wuchtiger als ein Google Smart Speaker. Bezogen ist das beigefarbene Gerät mit schickem grauem Stoff. Unten lugt ein orangenes Stoff-Fähnchen mit Gigaset-Logo hervor.
Anschlüsse und Funktionstasten
Auf der Rückseite verfügt das Gerät über Anschlüsse für das Netzteil sowie eine 3,5-mm-Buchse zum Anschluss einer externen AUX-Quelle. Daneben befindet sich noch ein Reset-Knopf, falls das Gerät mal zurückgesetzt werden soll. Auf der Oberseite befinden sich neben den obligatorischen Buttons für die Lautstärke sowie die Mic-Off-Taste zudem eine Telefontaste und eine sogenannte Modus-Taste. Dazu später mehr. Was optisch an den kleinen Mikrofon-Löchern auf der Oberseite auffällt: Anders als der klassische Amazon Echo verfügt der Gigaset Smart Speaker LH800HX nur über drei statt sieben eingebauter Mikrofone. Ob das ein Nachteil bei der Stimmerkennung oder Klangqualität bei Telefonaten ist, wird der Test zeigen.
Die Besonderheit: Für einen Verkaufspreis von aktuell 199 Euro wird der smarte Lautsprecher dank integriertem DECT Modul zur Freisprechanlage. Das Gerät ist kompatibel mit herkömmlichen DECT Routern der AVM Fritzbox oder Telekom Speedport und wird wie ein DECT Mobilteil verbunden und eingerichtet.
Stoff ist in Mode. Deshalb setzt auch Gigaset bei seinem smarten Lautsprecher auf einen Stoffbezug. Als Gimmick lugt ein orangenes Fähnchen mit Firmenlogo unten raus.
Gigaset
Die Entfernung zur Basisstation sollte dabei je nach Beschaffenheit der Wohnung 50 Meter nicht überschreiten. Der beispielsweise bei der Fritzbox einstellbare DECT-ECO-Modus zur Absenkung der Strahlungsleistung bei Nicht-Benutzung wird allerdings nicht unterstützt.
Im WLAN kann der Lautsprecher sowohl über 2,4 als auch 5 GHz verbunden werden. Unterstützt werden die WLAN-Standards 802.11 a/b/g/n/ac. Das integrierte Bluetooth-Modul für Musikstreaming via Smartphone ist mit dem nicht mehr ganz so frischen, aber völlig ausreichenden Bluetooth-4.1-Standard ausgestattet. Auch nicht ganz unwichtig zu wissen: In unserem Test verbrauchte der smarte Lautsprecher bei aktiviertem DECT Modul und WLAN etwa 3,2 Watt im Ruhemodus.
Installation
Für den Test haben wir von Gigaset ein Vorserienmodell zur Verfügung gestellt bekommen. Beim ersten Einschalten meldete sich Alexa noch auf Englisch. Ein Firmwareupdate brachte das Gerät nach der Installation dann aber problemlos auf den aktuellen Stand.
Die Anbindung in das lokale Netzwerk erfolgt über die „Gigaset L800HX Companion App“ aus den Appstores für iPhone und Android und funktioniert wie üblich: Erst erstellt der Lautsprecher ein eigenes WLAN Netz. Man verbindet das Smartphone mit eben diesem lokalen WLAN, wählt dann das eigentliche Netz aus und fügt das entsprechende Passwort hinzu. Die Verbindung wird wieder getrennt und der Smart Speaker verbindet sich dann mit dem Heimnetz. Hier ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass der Router zu Hause für den Moment so eingestellt ist, das neue Geräte auch zugelassen werden.
Eine Besonderheit der App: Es kann zu Beginn ein Passwort vergeben werden. Dieses wird dann nötig, wenn die Konfiguration geändert werden soll. So kann die App auf einem anderen Smartphone zwar genutzt werden, der User kann dort aber ohne das Passwort keine Änderungen an der Konfiguration vornehmen. Gut zur Nutzung mit mehreren Personen in einem Haushalt.
Der Smart Speaker von Gigaset wird an einen DECT Router wie ein herkömmliches Mobilteil angeschlossen. Interne Gespräche sind ebenfalls möglich.
Screenshot
Um die Alexa-Funktionen zu nutzen, muss die App den Speaker mit einem gültigen Amazon Alexa-Konto verbinden. Dazu sollte auf dem Smartphone die Amazon Alexa-App bereits installiert sein.
Die Telefonie-Funktionen via DECT werden dann zusammen mit dem jeweiligen DECT-Router aktiviert. Dazu muss der Router entweder über eine DECT-Taste am Gerät oder im Menü nach dem neuen Schnurlostelefon suchen. Bei der AVM Fritzbox geht das im Menü Beispielsweise über DECT – Schnurlostelefone – Neues Gerät einrichten. Die Box sucht dann nach einem neuen Mobilteil. In der Gigaset App fügt man unterdessen unter dem Menüpunkt DECT – Anmelden ein neues Gerät hinzu. Vorher sollte man sich die vierstellige PIN der Basisstation gemerkt haben. Im Auslieferungszustand ist das bei vielen Geräten 0000.
Telefonieren, Audiostreaming und Fazit
Ist der Lautsprecher mit der Basisstation verbunden, kann nun per Sprachbefehl telefoniert werden. Dazu genügt etwa der Befehl „Alexa, rufe 030 1234567 an“. Das funktionierte in unserem Test reibungslos. Wer in seiner Alexa-App bereits die Kontakte aus dem Smartphone importiert hat, kann auch gleich die Namen der Personen aus der Kontaktliste nennen. Also beispielsweise „Alexa, rufe Thomas an“.
Sind mehrere Personen mit dem Namen Thomas im Adressbuch, fragt Alexa vorher nach, welcher Thomas gemeint ist. Sind mehrere Telefonnummern hinterlegt, fragt Alexa nach, ob sie privat oder beispielsweise mobil anrufen soll. Wer das umgehen möchte, kann auch gleich präzisieren und „Alexa, Rufe Thomas Janssen mobil an“ sagen. Gibt es in einem Haushalt mehrere Nutzer mit unterschiedlichen Telefonbüchern auf ihrem Smartphone, fragt Alexa zudem bei doppelten Einträgen, welches Telefonbuch verwendet werden soll. Bei eingehenden Anrufen nennt Alexa den Namen der anrufenden Person, sofern dieser in den Kontaktdaten aus dem Smartphone hinterlegt ist.
In einem früheren Artikel haben wir bereits den Amazon Echo connect getestet, der alle im Haushalt verbundenen Echo Lautsprecher via WLAN zum Freisprechtelefon macht. Die Sprachbefehle unterscheiden sich zum Telefonieren hier auf dem Gigaset Lautsprecher nicht. Lediglich die Anbindung ist eine andere.
Sprachqualität
Smarter Alexa Lautsprecher mit integriertem DECT-Modul als Freisprechanlage: Wie alltagstauglich ist der L800HX von Gigaset?
Gigaset
Für den Test der Sprachqualität bei der Telefonie haben wir den Smart-Speaker von Gigaset sowie die Amazon Lösung Echo connect miteinander verglichen. Kaum überraschend, dass die Tonqualität über eine DECT-Verbindung schon etwas besser ist, als die WLAN-Gespräche mit dem Echo connect.
Aber dann kam die Überraschung: Wer den smarten Gigaset-Lautsprecher als Freisprechanlage benutzt, sollte es tunlichst vermeiden, das Hitwort „Alexa“ während des Gesprächs zu erwähnen. In dem Moment, wenn „Alexa“ im Satz erklingt, schaltete der Lautsprecher das Gespräch sofort stumm und lässt Alexa für einige Sekunden auf Sprachbefehle lauschen. Wer dann weiter spricht, löst unter Umständen einen Befehl aus. In unserem Test beendete Alexa auch einmal das Gespräch ungewollt.
Das passierte bei einem Gespräch über einen normalen Echo Lautsprecher via Echo connect nicht. Fällt das Hitwort „Alexa“ im flüssigen Gespräch mit dem Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung, passierte erstmal nichts. Getestet sowohl an einem Echo Dot als auch dem großen Echo. Nur wer während des Telefongesprächs eine kurze Pause macht und dann deutlich „Alexa“ sagt, löst dort den Befehlsmodus aus. Erst jetzt unterbricht auch der Echo Lautsprecher das Gespräch kurzzeitig, und Alexa wartet auf Befehle.
Der Gigaset L800HX reagierte hier im Test deutlich empfindlicher. Hier durfte das Hitwort nicht in einem flüssig gesprochenen Satz fallen, ohne dass das Gespräch unterbrochen wird. Gigaset sieht das allerdings nicht als Nachteil. Nachgefragt heißt es: „Da bei einem Echo Gerät im Zusammenspiel mit Echo connect ein Dauerstream verwendet wird, muss eine Pause eingelegt werden, damit das separat gesprochene „Alexa“ erkannt werden kann. Wir halten einen Zugriff auf unsere Befehle (lauter/leiser/auflegen) auch während eines Gespräches über die DECT-Verbindung für sehr wichtig und haben uns daher für die sofortige Detektierung entschieden. Bei der Befragung im Rahmen unseres großangelegten Feldtests haben uns die Nutzer bestätigt, dass sich Telefongespräche in aller Regel nicht um Alexa drehen.“
Audiostreaming
Vom Klang her konnte der smarte Lautsprecher allerdings wieder überzeugen und steht dem klassischen Echo in nichts nach. Der Sound ist satt und klar und erfüllt problemlos ein Arbeitszimmer ohne dabei allzu Bass lastig zu klingen. Der Gigaset Smart-Speaker verfügt über Audiostreaming via WLAN oder Bluetooth und kann Audiosignale auch über den AUX-Anschluss empfangen.
Um das zu aktivieren, muss die Modus-Taste oben auf dem Gerät gedrückt werden. Einmal drücken, der Ring leuchtet blau und Bluetooth ist aktiviert. Ein weiteres Mal drücken und der Lichtring wird weiß, dann ist das Streamen via WLAN aktiv. Ein drittes Mal drücken lässt den Ring weiß/grün erleuchten. Dann ist der AUX-Eingang auf der Rückseite aktiviert und Musik kann über den 3,5mm-Klinkenstecker eingespielt werden. Auch im Heimnetzwerk kann der Lautsprecher zudem als Wiedergabegerät für die Musikausgabe ausgewählt werden, beispielsweise über die FritzApp-Media. Aber auch die eigene Gigaset Companion App bietet die Möglichkeit, Musik aus verschiedenen Quellen, beispielsweise dem Smartphone oder dem lokalen Netzwerk, auszuwählen und direkt auf dem Lautsprecher abzuspielen.
AUX Anschluss für Audio-Eingang nicht -Ausgang
Wichtig zu wissen: Anders als bei herkömmlichen Echo Lautsprechern fungiert der Klinkenstecker-Anschluss nicht als AUX-Ausgang um Audio auf externen (größeren) Lautsprechern auszugeben, sondern als AUX-Eingang, um Sound kabelgebunden einzuspielen. Gigaset zeigt sich hier sehr selbstbewusst und begründet dies auf Rückfrage so: „Wir wollen dem Nutzer die Möglichkeit geben, über den Gigaset Smart-Speaker auch von anderen Geräten wie beispielsweise einem alten Walkman, einem Discman oder einem MP3-Player einfach Musik zu hören. AUX-Out haben häufig Geräte, die nicht selbst mit ihrem Lautsprecher überzeugen.“
Eine Aktivierung von Bluetooth via Spracheingabe, wie es bei den herkömmlichen Echo Lautsprechern funktioniert, ist wie bei anderen 3rd-Party Lautsprechern auch beim Gigaset L800HX nicht möglich. Hier antwortet Alexa dann, dass sie diese Funktion noch nicht unterstützt werde. Bluetooth muss also am L800HX auch manuell per Knopfdruck aktiviert werden.
Fazit
Der Gigaset L800HX eignet sich nicht nur als Allorund-Talent für die Musikwiedergabe, dank des integrierten DECT Moduls können mit dem Gerät auch problemlos Telefongespräche im Freisprech-Modus gehalten werden. Die nur drei statt sieben integrierten Mikrofone haben sich im Test nicht als nachteilig erwiesen, der Lautsprecher reagierte stets zuverlässig auf Befehle, auch wenn er gerade Musik in voller Lautstärker abspielt.
Einzig über den Preis wird man vielleicht nochmal streiten müssen: Knapp 200 Euro für den Lautsprecher sind noch einmal 50 Euro mehr als für das Amazon-Flaggschiff Echo Plus. Der verfügt zwar nicht über DECT, dafür aber einen eingebauten ZigBee-Hub zur Steuerung kompatibler Smart Home Geräte.