Gigabit Powerline

Internet im ganzen Haus: Was leisten aktuelle Gigabit Powerline-Adapter?

Der einfachste Weg für schnelles Internet in der ganzen Wohnung sind Gigabit-Powerline-Adapter. Doch was leisten sie und wie kitzelt man eine maximale Bandbreite aus ihnen heraus? Wir haben drei aktuelle Produkte von AVM, Devolo und TP-Link getestet.
Von Dennis Knake

Gigabit-Ethernet: Das suggeriert zunächst einmal Datenübertragungsraten bis 1000 MBit/s und mehr. Das ist theoretisch zwar richtig, aber im echten Leben macht einem die Physik einen Strich durch die Rechnung. Die tatsächlich erreichte Bandbreite hängt extrem von den äußeren Bedingungen ab. Und dabei kommt es nicht nur auf die Länge oder Qualität der im Haus verlegten Stromleitungen an: Andere Geräte im Stromkreislauf stören die Datenübertragung. Mikrowelle, Föhn, Waschmaschine, Kühlschrank, Fernseher, Hi-Fi-Anlage und vor allem einfache Netzadapter für Lampen oder Smartphones. Aus diesem Grund ist es auch zwingend notwendig, die Powerline-Adapter nicht zusammen mit anderen Geräten an eine Mehrfach-Steckdose anzuschließen, sondern stets alleine an der Wand.

Noch besser ist es, überall im Haus hochwertige Steckdosenleisten mit Netzfilter zu verwenden, die eventuelle Frequenzstörungen von anderen Verbrauchern unterbinden. Dabei unbedingt darauf achten, dass die Powerline-Adapter selbst nicht hinter einem Netzfilter angeschlossen werden. Zudem können weitere Adapter anderer Bewohner in Mietwohnungen auch auf Kosten der maximal erreichbaren Datenrate gehen. Die tatsächlich erreichte Bandbreite hängt beim Kopieren von Dateien, beim Streaming von Videos oder beim Surfen im Internet auch von der Hardware ab. Ein älterer PC, eine USB-Festplatte mit langsamer USB-2.0-Schnittstelle - all das sind Faktoren, die zusätzlich zum Stromnetz die Datenübertragung effektiv abbremsen.

Bruttodatenrate vs. Nettodatenrate

In unserem Test haben wir die Bandbreite unter anderem mit dem Netzwerktool „iperf“ gemessen. Dabei haben wir Datenpakete vom entfernten Raum über den Powerline-Adapter via „Transmission Control Protocol“ (TCP) gemessen. Diese Methode entspricht in etwa der real erreichbaren Rate bei der Übertragung von Daten im Heimnetz.

Die eigenen Tools der Powerline-Adapter, wie etwa das devolo Cockpit oder die Heimnetzübersicht des AVM-Routers, zeigen stets die Bruttodatenrate an. Das ist die Datenmenge, die pro Sekunde übertragen wird und neben der reinen Nutzinformation noch Zusatzdaten, etwa für die Fehlerkorrektur enthält. Die Nettodatenrate hingegen entspricht der Menge der tatsächlich zu übertragenen Daten pro Sekunde.

So erklären sich auch die Produktbezeichnungen: Ein 1200 oder 1300 im Namen bedeutet nicht etwa, dass sich damit Daten mit 1300 MBit/s von A nach B übertragen lassen. Sie stehen vielmehr für die addierte maximal erreichbare Bruttodatenrate pro Übertragungsrichtung. Also Brutto 600-650 MBit/s in die eine Richtung und 600-650 MBit/s in die andere.

Die ersten Tests sind ernüchternd

Bei der TCP-Messung lagen die Datenübertragungsraten in unserem Test vom Büro bis zum Wohnzimmer zunächst bei ziemlich ernüchternden 55-60 MBit/s. Viel weniger, als das Gigabit-Versprechen eigentlich leisten sollte. Auch das Kopieren größerer Datenmengen bestätigte die TCP-Messung mit iperf: Mehr als 60 MBit/s wurden beim Verschieben einer etwa 400 MB großen Datei von Rechner A auf Rechner B nicht erreicht. Die Adapter aller Hersteller lieferten hier etwa identische Messergebnisse.

Das Problem war aber nicht den Powerline-Adaptern anzulasten wie sich später herausstellen sollte, sondern den Umständen der Wohnung. Ein Mehrparteienhaus über vier Etagen, in dem auch andere Bewohner Powerline-Adapter einsetzen, ist ohnehin bereits ein schwieriger Kandidat. In einem modernen Einfamilienhaus dürften die Werte von Anfang an gleich viel besser sein.

Falls die Datenrate zu niedrig ist, gilt es, Bandbreitenfresser zu identifizieren. Auf der folgenden Seite erläutern wir, wie Sie die Datenrate im Powerline-Netzwerk optimieren.

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