Deadline

Telekom: Bis Jahresende alle Anschlüsse auf IP umgestellt

Die Deutsche Telekom will bis Jahresende alle Telefonanschlüsse auf IP (Internet Protokoll) umgestellt haben. Als letztes sind Nebenstellen-Anlagen via SIP-Trunk dran.
Von

Bei der Umstellung aller Telefonanschlüsse auf das Protokoll sieht sich die Deutsche Telekom auf der Zielgeraden. Bei der Umstellung aller Telefonanschlüsse auf das Protokoll sieht sich die Deutsche Telekom auf der Zielgeraden.
Grafik: Deutsche Telekom
Jährlich findet die "Digital South" im Fußball-Stadion "Allianz Arena" in München-Fröttmanning statt, in den heiligen Hallen des von der Telekom gesponsorten FCB-Bayern. Bei der "Digital South" und ähnlichen über das ganze Land verteilten Veranstaltungen geht es um die Digitalisierung der Wirtschaft, um Information und die Knüpfung von Kontakten. Geschäftskunden der Telekom können vom Ein-Mann-Unternehmen über KMU (kleine mittelständische Unternehmen) bis kurz vor dem Eintrag beim DAX (Deutschen Aktien Index) reichen. Nur insgesamt 320 größere Unternehmen im In- und Ausland, darunter alle im DAX gelisteten Unternehmen betreut T-Systems direkt.

VoIP-Umstellung: Bis Jahresende werden wir alle umgestellt haben

Bei der Umstellung aller Telefonanschlüsse auf das Protokoll sieht sich die Deutsche Telekom auf der Zielgeraden. Bei der Umstellung aller Telefonanschlüsse auf das Protokoll sieht sich die Deutsche Telekom auf der Zielgeraden.
Grafik: Deutsche Telekom
Wir sprachen mit Klaus Müller, Leiter Strategische Entwicklung und Transformation Geschäftskunden der Deutschen Telekom. Sein Kernthema ist die vollständige IP-Umstellung aller Telefonanschlüsse, was bei Privatkunden weitgehend abgeschlossen ist. Längst sind die Geschäftskunden dran, die vielleicht eine Telefonanlage mit Durchwahl haben. Diese ist an der Telefonnummer erkennbar, die üblicherweise mit -0 oder einer mindestens zwei- oder mehrstelligen Durchwahl ausgestattet ist. Diese ISDN- oder Primärmultiplex-Anlagen werden jetzt auf "SIP-Trunk" umgestellt, ein Produkt, das die Deutsche Telekom seit 2017 am Start hat. 1600-mal die Woche wird irgendwo in Deutschland eine Durchwahl-Anlage umgestellt, "das geht wie geschnitten Brot". Die IP-Quote bei den Geschäftskunden liegt bundesweit bei etwa 85 Prozent oder in absoluten Zahlen 1,9 Millionen. Insgesamt (Privat und Geschäftskunden) wurden bereits 90 Prozent erreicht, was 19 Millionen Anschlüssen entspricht. Pro Woche kommen etwa 80.000 Anschlüsse dazu.

Und Müller ist sich sicher: "Bis zum Jahresende werden wir alle umgestellt haben."

Umstellung kann Kunde selbst machen oder Profis ins Haus holen

Die Umstellung kann der Kunde nach Vereinbarung selbst machen, d.h. er schließt zum vereinbarten Umschaltungstermin seine passende Anlage an den SIP-Trunk-Anschluss der Telekom an oder er beauftragt einen Telekom-Techniker damit. Oft kommen auch Telekom-Partner ins Haus, welche die Anlage verkaufen, warten und Installation und Schaltung bei der Telekom organisieren. Die Telefonanlage kann eine eigene gekaufte oder gemietete sein. Es kann auch ein spezieller PC sein, worauf eine dafür geeignete Software läuft, dieser PC tut sonst nichts. Schließlich gibt es noch "klassische" Hardware-Telefonanlagen mit fest verdrahteter Hardware, die allerdings auf längere Frist nicht immer zukunftsfähig sein könnten.

Kostenersparnis - für beide Seiten

Die Vorteile von IP liegen auf der Hand: Es bietet höhere Bandbreite, mehr Möglichkeiten (Funktionen) und ist kostengünstiger - für die Telekom und für den Kunden.

Kostenmäßig sei der SIP-Trunk-Anschluss nicht teurer, als die bisherige ISDN oder gar Analog-Technik. Soll mehr parallel telefoniert werden, können weitere "Leitungen" dazu gebucht werden. Es sind Pooling-Tarife möglich, wo eine bestimmte Menge Minuten oder Daten je nach Bedarf bei Kunden intern verteilt werden. Natürlich sind auch Flatrates zu Festnetz oder Mobilfunk, teilweise sogar ins Ausland möglich.

Keine Hindernisse mehr bei sicherheitskritischen Anlagen

"Bis vor etwa 5 Jahren gab es bei der IP-Umstellung noch ein Fragezeichen bei Notrufanlagen", also z.B. im Aufzug oder für Senioren, die einen "Button" um den Hals tragen oder bei Bezahlkarten-Terminals in Geschäften, die früher noch echte analoge Modemverbindungen aufgebaut haben. "Das ist alles längst geklärt." In einem speziellen Telekom-Test-Center in Bonn können Hersteller von solchen Anlagen ihre Geräte, Telefone und Systeme bei der Telekom "testen" lassen, um festzustellen, ob die mit IP klar kommen. Für Müller steht fest: "Es gibt heute keinen Kunden mehr, der nicht-ip-fähig ist."

Es muss laufen

Geschäftskunden sind in gewissen Dingen konservativer als Privatkunden. "Sie wollen, dass es läuft." Viele Kunden bleiben der Telekom, wo sie schon langjährige Kunden sind, treu, hat Müller festgestellt und betont: "Trotz Migration", der Markt sei stabil. Die IP-Umstellung sei für die Kunden kein Grund zum Wechsel, "es zählen Angebot, Preis und Leistung."

Der Kauf der Produkte erfolgt hier über verschiedene Wege: Entweder bei der Telekom direkt, beim Fachhändler oder im IT-Systemhaus, oft werden heute auch Cloud-Lösungen mit dazu verkauft.

Telefonanlage aus der Wolke

Wer bisher eine richtige Telefonanlage als großen grauen Kasten zu Hause hatte, kann diese als einen Softwaredienst (SaaS) künftig in der "Cloud" buchen. Dazu steckt man nur sein IP-Telefon in das Hausnetzwerk, das mit dem Internet verbunden sein muss und gibt am Telefon einmalig seine Zugangsdaten ein. Über eine Weboberfläche werden dann die Parameter (wer hat welche Durchwahl, wo klingelt es wann und wer darf wen anrufen?) festgelegt. Dabei arbeitet die Telekom auf Kundenwunsch mit dem Anbieter NFON zusammen. Bereits 300 Cloud-Anlagen seien pro Woche verkauft worden.

Ein zweiter Anbieter ist "Swyx", den die Telekom direkt im Programm hat. Hier kann der notwendige Telefonie-Server auf einem extra dafür abgestellten PC im eigenen Hause laufen, das ist quasi die neue Telefonanlage.

Für anspruchsvolle Privatkunden und kleinere Unternehmen könnte das "Deutschland LAN" interessant sein. Es bietet eine Vermittlung in der Cloud und es ist mit Mobilfunk kombiniert, wobei alle Handys eine eigene Festnetzrufnummer erhalten, die auch beim Hinaustelefonieren vom Handy übertragen wird. Für Privatkunden bietet nur der Telekom-Mitbewerber Sipgate so etwas an.

Einfacher durch BNG und Self-Service

Inzwischen wurden 15 Millionen Anschlüsse mit dem BNG (Broadband Network Gateway) der Telekom verbunden. Das senkt die Service Kosten nochmals. "Man muss keine Benutzernamen oder Passworte mehr eingeben: Reinstecken, die automatische Konfiguration läuft, fertig."

Auch Geschäftskunden können sich im Internet-Portal der Telekom selbst "bedienen": Nach Abschluss eines Rahmenvertrages können sie für Mobilfunk SIM-Karten selbst aktivieren oder Dienstmerkmale freischalten und Optionen buchen. "Solche Dinge macht der IT-Verantwortliche in einer Firma gerne selbst."

Mehr zum Thema VoIP