Themenspezial: Verbraucher & Service Verlangsamung

Geplante Obsoleszenz: Ermittlungen gegen Apple und Samsung

Die Sache rund um gedrosselte iPhones bei nachlassender Akkuleistung zieht immer größere Kreise. Nun hat die italienische Wettbewerbsbehörde zwei Verfahren gegen Apple und Samsung eröffnet, wegen des Verdachts auf geplante Obsoleszenz.
Von Stefan Kirchner

Geplante Obsoleszenz Italien wirft Apple und auch Samsung geplante Obsoleszenz ihrer Smartphones vor
Grafik/Foto: Destina/Wayhome Studio-fotolia.com, Logos: Anbieter, Montage teltarif.de
Als bekannt wurde, dass Apple mittels eines iOS-Updates ältere Geräte langsamer machte, folgte sehr bald heftige Kritik an dem US-Konzern. Apple selbst versuchte sich damit zu rechtfertigen, dass ungewollte Neustarts durch einen zu hohen kurz­fristigen Energie­bedarf des Prozessors bei alten Akkus abgefangen werden sollten.

Genau diese Argumentation, mit der sich Apple erst nachträglich nach Entdeckung der Funktion zu rechtfertigen versuchte, ist mit einer der Gründe für offizielle Ermittlungen in Italien [Link entfernt] . Nach etlichen Beschwerden der Verbraucher hat die italienische Wettbewerbs­behörde Autorità Garante della Concorrenza e del Mercato (AGCM) offiziell zwei Verfahren wegen des Vorwurfs der geplanten Obsoleszenz eröffnet.

Außer gegen Apple wird in dem besagten zweiten Verfahren gegen Haupt­konkurrenten Samsung ermittelt.

Künstliche Verlangsamung als Verkaufsstrategie

Geplante Obsoleszenz Italien wirft Apple und auch Samsung geplante Obsoleszenz ihrer Smartphones vor
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Konkret wirft die Behörde den beiden Herstellern vor, durch Updates ihre älteren Modelle mit Absicht langsamer zu machen, um den Verkauf neuer Geräte zu forcieren. Jedoch werden Kunden vor der Installation von Firmware-Updates nicht über die möglichen Nachteile durch deren Installation informiert, geschweige denn auf eine mögliche Verlangsamung hingewiesen, so die Behörde.

Was angesichts der sehr unglücklichen Kommunikation seitens Apple nach­vollziehbar ist, verwundert im Fall Samsung hingegen schon. Zwar ist der südkoreanische Konzern bisher nicht gerade für hoch-performante Software bekannt gewesen, aber es ist das erste Mal, dass Ermittlungen gegen Samsung aufgenommen wurden. Die italienische Behörde machte bisher keine näheren Angaben zu den Gründen und welche Modelle in den Untersuchungen eine Rolle spielen.

Zumindest ist bei den meisten älteren Galaxy-Modellen mit TouchWiz-Oberfläche die Möglichkeit gegeben, über einen Werksreset das Smartphone wieder nahezu so schnell wie im Auslieferungs­zustand zu machen. Dennoch ist es schwer zu leugnen, dass die Geräte mit der Zeit langsamer werden. Bei den aktuellen Modellen der Generation Galaxy S8 scheint der Konzern das Problem zumindest weitest­gehend in den Griff bekommen zu haben.

Ob die Software dazu tatsächlich entsprechend optimiert wurde, oder die verbaute Technik die nachlassende Geschwindigkeit einfach nur besser kaschiert, ist dabei nicht bekannt.

Apple verspricht Wahl für Nutzer

Unterdessen widerspricht der Konzern vehement den Vorwürfen, obwohl die Umsetzung wohl schon seit einem Jahr innerhalb der iOS-Firmware implementiert ist. Als jüngste Reaktion wird in einem künftigen Update von iOS 11 eine Funktion eingebaut, mit deren Hilfe Nutzer selbst entscheiden können, ob die Leistungs­drosselung aktiv bleibt oder nicht.

Nicht bestreiten lässt sich, dass gegen Apple wegen angeblich geplanter Obsoleszenz bereits in Frankreich Ermittlungen aufgenommen wurden. Italien ist damit das zweite Land, in welchem die Behörden Schritte gegen den US-Konzern von iPhone und iPad aufgenommen haben.

Selbst in den USA sind bereits erste Sammelklagen eingereicht worden, in denen Apple das absichtliche Verlangsamen der älteren iPhone-Generationen vorgeworfen wird. Deren Ausgang ist bisher ungewiss und könnte zu einer empfindlichen Geldstrafe für Apple führen.

Lesen Sie in einem weiteren Beitrag, wie Sie die verbleibende Akkuleistung ihres iPhones selbst überprüfen können.

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