Handelskrieg: USA und China nähern sich bei Gesprächen an
Kommen die beiden mächtigsten Männer der Welt miteinander klar? Aufgenommen beim G20-Gipfel in Osaka.
Foto: Picture Alliance /dpa
Nach allem Theaterdonner, Internet Tweets und "Drohungen" zeigt der amerikanische Präsident Donald J. Trump plötzlich Entgegenkommen gegenüber seinem Handelspartenr
China: Er verschiebt neue Strafzölle und setzt auch die Blockade des Netzwerkausrüster und Handyhersteller Huawei aus. Da stellt sich die Frage: Kommen die Handelsgespräche wieder voran?
Wie bereits berichtet, haben sich die USA und China in ihrem Handelskrieg auf einen "Waffenstillstand" und die Wiederaufnahme von Verhandlungen geeinigt. Präsident Trump formuliert das so: "Wir sind wieder auf dem richtigen Weg", nachdem er sich mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Rande des G20-Gipfels in Osaka (Japan) getroffen hatte. Für Trump war das ein "ausgezeichnetes Treffen". Er sicherte zu, die angedrohte Ausweitung der Strafzölle vorläufig auszusetzen und erfüllte damit in diesem Punkt die Forderungen Chinas.
Streit seit einem Jahr
Kommen die beiden mächtigsten Männer der Welt miteinander klar? Aufgenommen beim G20-Gipfel in Osaka.
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In Osaka zeigte Trump ziemlich überraschend großes Entgegenkommen gegenüber China. Ganz ist die Drohung mit neuen Zöllen oder die Isolation des Huawei-Konzerns noch nicht vom Tisch. "Ich habe versprochen, zumindest vorerst keine neuen Zölle hinzuzufügen", erklärte Trump seinen Standpunkt vor der Presse. Die Entscheidung, wie mit dem Netzwerkausrüster und zweitgrößten Smartphone-Hersteller der Welt umgegangen werden soll, sparte er sich nur für später auf.
Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt liefern sich seit einem Jahr einen erbitterten Handelskrieg, der das Wachstum in beiden Staaten bremst und auch der weltweiten globalen Konjunktur schadet. Offenbar ist das auch in Amerika langsam bewusst geworden. Die deutsche Exportwirtschaft und die in China tätigen Unternehmen spüren die Auswirkungen bereits deutlich. Die Einigung von Trump und Xi Jinping auf neue Verhandlungen dürfte allerdings erstmal für Erleichterung an den Finanzmärkten und bei Investoren sorgen, denn der eigentliche Handelskrieg ist damit noch lange nicht beigelegt.
Huawei überrascht
Die Entscheidung zum Thema Huawei kam überraschend. "Ich habe zugestimmt, dass der Verkauf von Huawei-Produkten weiter erlaubt wird", erklärte Trump dazu. Ob der Konzern auch von der schwarzen Liste genommen wird, soll in den nächsten Tagen besprochen werden. Trump hatte den Konzern im Mai noch als "Gefahr für die Sicherheit der USA" eingestuft und damit den Geschäften der US-Firmen enge Grenzen gesetzt. Viele international tätige Firmen hatten daraufhin ihre Geschäfte mit Huawei ausgesetzt oder offiziell "auf den Prüfstand" gestellt.
So war zeitweise fraglich, ob Google auch in Zukunft noch Updates für das Android-Betriebssystem auf Handys von Huawei ausliefern darf, was zunächst einen massiven Einbruch der Smartphone-Verkäufe von Huawei ausgelöst hatte.
Trump räumte ein, dass US-Unternehmen "nicht glücklich" gewesen seien. Amerikanische Chiphersteller wie Qualcomm oder Broadcom und viele andere Technologie-Unternehmen liefern Bauteile und Chips in großen Mengen an Huawei. "Wir erlauben ihnen, weiter an Huawei zu verkaufen", versicherte Trump und hob zugleich hervor, dass diese damit eine "riesige Menge Geld machen" und Arbeitsplätze sicherten. Für Trump sei Huawei aber weiter ein "Sicherheitsproblem", das später angegangen werden soll. "Wir vereinbarten, es bis zum Schluss aufzusparen", erläuterte Trump die Lage. "Huawei ist eine komplizierte Situation."
Gute Gespräche
Trump haben die Gespräche mit dem chinesischen Präsidenten gefallen. "Wir hatten ein sehr gutes Treffen", sagte Trump. "Möglicherweise besser als ich erwartet habe." Es sei viel diskutiert worden. "Wir werden sehen, was passiert." Auf Nachfragen von Journalisten wollte Trump aber China nicht als Feind oder Rivalen beschreiben, sondern wählte stattdessen die Formulierung "strategischer Partner". China müsse aber seinen Marktzugang verbessern: "Jetzt ist China nicht offen für die USA, während wir offen für China sind."
Auslöser des ganzen Handelskrieges vor einem Jahr war die Verärgerung von Trump darüber, dass China weit mehr in die USA liefert als umgekehrt. Trump fordert eine Beseitigung von Marktschranken, kritisiert Verletzung von Urheberrechten, zwangsweisen Technologietransfer und staatliche Subventionen. Die zähen Verhandlungen waren vor zwei Monaten festgefahren, weil die USA beklagten, dass China hinter den vorher schon gemachten Zusagen zu geplanten Wirtschaftsreformen zurückgefallen sei.
Seitdem hat Trump die Hälfte aller Importe aus China mit 25-prozentigen Sonderzöllen belegt. China reagierte natürlich mit Gegenzöllen. Zuletzt stand die Drohung Trumps im Raum, die Sonderabgaben auf die restlichen China-Einfuhren im Wert von rund 300 Milliarden US-Dollar auszuweiten, sollte China kein Entgegenkommen zeigen. Trump dachte an Zölle in Höhe von 10 bis 25 Prozent. Ob China in Osaka seinerseits Zugeständnisse in Aussicht gestellt hat, verriet Trump nicht.
Bei den Gesprächen dürfte "Klartext" geredet worden sein. Chinas Präsident hatte Trump vor einer Eskalation gewarnt. "China und die USA profitieren beide von Kooperation und verlieren bei einer Konfrontation", sagte Xi Jinping. "Kooperation und Dialog sind besser als Spannungen und Konfrontation."
Tennis kann helfen
Xi Jinping erinnerte an die "Ping-Pong-Diplomatie" bei der Aufnahme der Beziehungen zwischen den USA und China vor 48 Jahren. 1971 hatten Tischtennisspieler beider Länder bei den Weltmeisterschaften in dem 180 Kilometer von Osaka gelegenen Nagoya erstmals Kontakt miteinander aufgenommen, was die Normalisierung zwischen beiden Ländern einleitete. Seither habe es "enorme Veränderungen" gegeben, sagte Chinas Präsident.
Beide Seiten wollen in den Verhandlungen dort anknüpfen, wo sie vor zwei Monaten stehengeblieben sind. Ein Zeitrahmen wurde aber nicht vereinbart. "Wir waren uns sehr nahe, und dann passierte etwas, und es rutschte etwas weg", sagte Trump. "Es wäre historisch, wenn wir eine faire Handelsvereinbarung bekommen könnten." Der US-Präsident unterstrich einmal mehr seine persönliche Einschätzung, dass er eine "großartige Beziehung" zu Xi Jinping pflege.
Eine Einschätzung
Verrückt war die Weltlage schon immer. Es schadet nicht, eine gesunde Portion Ruhe und Nerven zu bewahren. In Washington scheint sich die Erkenntnis langsam Bahn zu brechen, dass diese Handelsstreitigkeiten auch den USA gewaltigen Schaden zufügen. Außerdem haben viele weltweit aktiven Firmen längst einen Plan B oder C ("Ohne die USA", "Ohne Google") in petto. Beispielsweise könnte Huawei mit seinem eigenen Handy-Betriebssystem "Ark OS" den Marktführer Google empfindlich treffen.
Nun ist die Frage, von welchem Land oder Hersteller man sich auf dem "eigenen Handy" in die Karten schauen lassen will? Genauso gut könnte ein ganz anderes Betriebssystem auf dem Markt auftauchen, wenn sich zeigt, dass die Marktmacht Google auch Schwachstellen hat.
Und überhaupt: Es gibt weltweit genügend Probleme, die dringend gelöst gehören, beispielsweise das aktuell brennende Thema "Klima und Umwelt". Da ist so ein Handelskrieg so überflüssig wie sonst etwas.
Trotz US-Bann hat das Honor 20 Pro ein Google-Play-Zertifikat bekommen. Mehr dazu lesen Sie in einer weiteren Meldung.