VoIP

SIP, All-IP, Messenger & Co.: So vielfältig ist VoIP

Tele­fonieren über das Internet (VoIP) ist heute der Stan­dard, egal ob im Fest­netz, über einen güns­tigen SIP-Provider oder über einen kosten­losen Messenger-Dienst. Wir zeigen die verschie­denen Möglich­keiten.
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VoIP: Verschieden Techniken fürs Telefonieren übers Internet VoIP: Verschieden Techniken fürs Telefonieren übers Internet
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Der Begriff "Voice over IP" bezeichnet gene­rell die tech­nolo­gische Basis fürs Tele­fonieren über das Internet. Bei diesem Verfahren wird anders als beim leitungs­ver­mit­telten Tele­fonieren die Sprache in Daten umge­wan­delt und in Pakete zerlegt und einzeln über das Internet über­tragen, auf der Empfangs­seite werden diese Daten­pakete wieder zusam­men­gesetzt. Beim leitungs­ver­mit­telten Tele­fonieren wurde bezie­hungs­weise wird für das Tele­fonat eine Leitung aufge­baut.

Tele­fonieren über das Internet hat sich mitt­ler­weile dank kosten­loser Smart­phone-Messenger und Video­kon­ferenz-Dienste wie Skype oder WhatsApp als güns­tige Alter­native zu Gesprä­chen im Fest­netz oder Mobil­funk­netz etabliert. Es gibt verschie­dene Wege, per Voice over IP (VoIP) zu tele­fonieren und dabei Geld zu sparen. Die Möglich­keiten für den Einsatz von VoIP reichen von gele­gent­lichen Gesprä­chen bis hin zur Reali­sie­rung der gesamten Tele­fonie inklu­sive welt­weiter Erreich­bar­keit unter einer regu­lären Fest­netz­nummer, und das sogar für komplette Tele­fon­anlagen bei Geschäfts­kunden.

Wir erklären Ihnen daher auf den folgenden Seiten die Internet-Tele­fonie. Zunächst gehen wir auf die verschie­denen tech­nischen Ausprä­gungen von VoIP ein. VoIP: Verschieden Techniken fürs Telefonieren übers Internet VoIP: Verschieden Techniken fürs Telefonieren übers Internet
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1. VoIP über das SIP-Proto­koll

Bereits in den 1970er-Jahren gab es erste tech­nische Spezi­fika­tionen für das Tele­fonieren über das Internet. Auf breiter Basis durch­gesetzt hat sich aller­dings erst das "Session Initia­tion Protocol" (SIP), das ab 1996 entwi­ckelt und 1999 erst­mals stan­dar­disiert wurde. Inzwi­schen ist SIP das Quasi-Stan­dard-Proto­koll für Tele­fonie übers Internet und wurde stetig weiter­ent­wickelt.

Gene­rell benö­tigt werden für die SIP-Tele­fonie ein Inter­net­zugang, ein Account bei einem SIP-Provider, eine SIP-Soft­ware oder -App oder ein SIP-fähiges Gerät (Fest­netz-Telefon, Smart­phone, Router, Tele­fon­anlage) bezie­hungs­weise eine Kombi­nation aus mehreren Geräten. Der Proxy Server beim SIP-Provider dient quasi als "Vermitt­lungs­stelle". Ein SIP-Gateway verbindet ein SIP-Netz mit anderen Netzen, wie beispiels­weise dem öffent­lichen Fest­netz. Von den weiteren SIP-Netz­werk­kom­ponenten im Hinter­grund bekommt der Nutzer meist nichts mit.

Festnetznummer per VoIP auf verschiedenen Geräten nutzen Festnetznummer per VoIP auf verschiedenen Geräten nutzen
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Von seinem SIP-Provider erhält der Kunde in der Regel eine Rufnummer, eine Kunden­nummer bezie­hungs­weise einen Benut­zer­namen, eine SIP-ID, das SIP-Pass­wort, Adresse und Port­nummer des SIP-(Proxy-)Servers sowie Adresse und Port­nummer des STUN-Servers. Diese Daten trägt der Kunde in die Benut­zer­ober­fläche des Tele­fons, Routers oder der SIP-Soft­ware ein und kann dann loste­lefo­nieren. teltarif.de vergleicht die Tarife der wich­tigsten Provider im VoIP-Tarif­ver­gleich.

Wer nur spora­disch per VoIP-Soft­ware mit dem PC, Laptop oder Smart­phone tele­foniert, dem reichen die bei den meisten Geräten inte­grierten Laut­spre­cher und Mikro­fone aus. Für mehr Komfort lohnt sich bei häufi­geren Tele­fonaten jedoch ein Headset. Sind die SIP-Zugangs­daten im Router hinter­legt, können die ange­schlos­senen Fest­netz-Tele­fone über den SIP-Account tele­fonieren. VoIP: Telefonieren über das Internet VoIP: Telefonieren über das Internet
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2. IP-Tele­fonie im Fest­netz und TV-Kabel­netz

Übers Internet tele­foniert wird heute auch bei DSL-, VDSL-, Glas­faser- und TV-Kabel-Internet-Anschlüssen. Obwohl auch dies mitunter als VoIP oder All-IP bezeichnet wird, ist die Technik etwas ausge­feilter und meist auch ausfall­sicherer als bei einem einfa­chen SIP-Account.

Ursprüng­lich bestand hierbei ein gene­relles Problem durch die gleich­zei­tige Verwen­dung desselben Netzes für die Über­tra­gung von Sprache und Daten. Gelöst wurde es durch die Fest­legung einer "Quality of Service" (QoS), also einer "Dienst­güte", im Rahmen derer die Tele­fonie-Pakete bevor­zugt behan­delt werden. Diese QoS-Lösungen verbes­sern die Qualität der Verbin­dung, denn Über­tra­gungs­ver­zöge­rungen und Daten­ver­luste könnten die Sprach­qua­lität beim Tele­fonieren via Internet negativ beein­flussen. Kunden erwarten bei einem All-IP- oder NGN-Anschluss inzwi­schen dieselbe Qualität und Ausfall­sicher­heit wie früher bei ISDN.

Außerdem über­wiegen bei den Netz­betrei­bern die Vorteile der Kosten­ein­spa­rung gegen­über bishe­rigen leitungs­ver­mit­telten Tech­niken. Alle großen Netz­betreiber wie beispiels­weise die Deut­sche Telekom haben ihre Tele­fon­ange­bote auf IP-Infra­struktur migriert und vermieten diese an güns­tigere Provider weiter. In den Fern­ver­kehrs­netzen der Anbieter läuft ohnehin heute schon so gut wie alles IP-basiert ab. Auch Telefonie über Smartphone-Messenger zählt als VoIP Auch Telefonie über Smartphone-Messenger zählt als VoIP
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3. Internet-Tele­fonie über Messenger

Als VoIP wird mitunter auch die Internet-Tele­fonie über Messenger-Dienste und Video-Konfe­renz­anbieter bezeichnet. Der Unter­schied zum freien SIP-Proto­koll besteht darin, dass die Anbieter meist geschlos­sene tech­nische Proto­kolle verwenden, in die außer dem Anbieter niemand Einsicht hat. Der Nach­teil für den Kunden: Meist kann er nur mit Nutzern derselben App oder Soft­ware tele­fonieren, das dann aber in der Regel kostenlos und sogar mit Video. Fest­netz- und Handy­num­mern sind von Messen­gern wie WhatsApp, Signal, Threema oder Face­book Messenger aus nicht erreichbar.

Doch auch hier gibt es immer wieder Ausnahmen: Skype als einer der ersten welt­weit bekannten und erfolg­rei­chen proprie­tären VoIP-Dienste erlaubt gegen Aufpreis auch das Anrufen von regu­lären Fest­netz- und Handy­num­mern. Eine Sonder­form ist auch die SatelliteApp von sipgate, die eine deut­sche Handy­nummer kostenlos per App bereit­stellt. Das Tele­fonieren erfolgt dabei ganz ohne SIM-Karte übers Internet zu Rufnum­mern im In- und Ausland. Video-Konfe­renz­dienste erlauben auch oft die tele­foni­sche Einwahl (ohne Video nur per Sprache) von einem Fest­netz­anschluss oder Handy aus.

Geld sparen mit Tele­fonieren per VoIP

VoIP-Anbieter über das SIP-Proto­koll locken Nutzer mögli­cher­weise mit kosten­losen Gesprä­chen. Zwar ist das Tele­fonieren über VoIP nicht wirk­lich kostenlos, da zumin­dest die Grund­kosten für den nötigen Internet-Zugang anfallen, etwa via VDSL oder TV-Kabel. Wenn nicht die gesamte Verbin­dung via Internet zustande kommt, sondern zum Beispiel ein Anruf ins klas­sische Tele­fon­netz zu einer Fest­netz- oder Handy­nummer erfolgt, so fallen zudem zusätz­lich die Minu­ten­preise des VoIP-Anbie­ters an.

Doch güns­tige Gespräche wie über Call by Call bei Telekom-Fest­netz­anschlüssen sind bei VoIP-Provi­dern allemal drin - vor allem Tele­fonate ins Ausland sind über einen VoIP-Provider meist deut­lich güns­tiger als über den eigenen Fest­netz- oder Handy-Tarif. Das macht VoIP zu einer prak­tischen Spar­mög­lich­keit für Haus­halte mit Telefon-Anschlüssen, bei denen die Nutzung von Call by Call nicht möglich ist. Weiterer Vorteil: Da der VoIP-Anschluss nicht an den Inter­net­anschluss gekop­pelt ist, ist man als Nutzer theo­retisch überall auf der Welt unter derselben Rufnummer erreichbar und kann zum Beispiel Tele­fonate von Übersee nach Hause zum Orts­tarif führen (noma­dische Nutzung).

Und mit der passenden App kann auch das Smart­phone zum VoIP-Client für einen SIP-Zugang werden, wenn man nicht über die Messenger-Dienste tele­fonieren möchte.

Alle Möglich­keiten, günstig oder sogar kostenlos ins Ausland zu tele­fonieren, haben wir in unserer Über­sicht für güns­tige Auslands­tele­fonate zusam­men­gestellt.