Fusionierung

Übernahme: Vodafone will Unitymedia für 18,4 Milliarden Euro (Update)

Nun ist es offiziell: Vodafone will große Teile des britischen Konkurrenten Liberty Global kaufen - und würde damit den kompletten Kabelfernsehmarkt in Deutschland kontrollieren. Jetzt müssen die Kartellbehörden zustimmen.
Von Dominik Haag / dpa

Vodafone/unitymedia Vodafone übernimmt offiziell unitymedia.
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Vodafone will große Teile des britischen Breitbandanbieters Liberty Global kaufen, darunter den deutschen Kabelnetzbetreiber Unitymedia. Die beiden Konzerne einigten sich auf einen Kaufpreis von 18,4 Milliarden Euro, wie Vodafone heute mitteilte. Der Deal muss allerdings noch von den Kartellbehörden genehmigt werden. Die beiden Unternehmen erwarten, dass die Übernahme Mitte 2019 abgeschlossen sein wird.

Übernahme wird den deutschen Markt verändern

Vodafone/unitymedia Vodafone übernimmt offiziell unitymedia.
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Vodafone gehört seit 2014 das Netz von Kabel Deutschland und würde mit der Übernahme von Unitymedia auch das verbliebene Kabelfernsehnetz in Deutschland kontrollieren. Unitymedia hat nach eigenen Angaben 7,2 Millionen Kunden und ist in den drei Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg vertreten.

Neben dem Deutschland-Geschäft sollen auch das Liberty-Geschäft in Ungarn, Tschechien und Rumänien zu Vodafone wandern. Geht der Deal so über die Bühne, wäre es der größte in der europäischen Telekommunikationsbranche der vergangenen fünf Jahre. Er würde zudem den deutschen Telekom-Markt stark verändern.

Mit der Übernahme würde Vodafone dann über ein Fernsehkabelnetz verfügen, mit dem knapp zwei Drittel aller bundesdeutschen Haushalte erreicht werden. Damit könnte Vodafone im ganzen Land Mobilfunk, Fernsehen und Breitband im Paket anbieten.

Konkurrenz bringt sich in Stellung

Mit der Aufrüstung der Fernsehkabel mit dem DOCSIS-3.1-Standard lassen sich zudem Internet-Übertragungsraten von derzeit bis zu einem Gigabit ermöglichen. Das wäre deutlich mehr als die Telekom derzeit mit ihren zumeist alten Telefonkabeln aus Kupfer auf der letzten Meile erreicht.

Gerüchte über die Übernahme gab es bereits seit einiger Zeit. Konkurrenten wie die Telekom aber auch lokale Glasfasernetz-Anbieter brachten sich schon gegen die Fusion in Stellung. Sie kritisieren, dass Vodafone durch die Übernahme eine Monopolstellung auf dem Kabelfernsehmarkt erlangen könne.

Der Telekom-Chef Tim Höttges sprach heute in einer Telefonkonferenz in Bonn von einer "Remonopolisierung des Kabelmarkts" in Deutschland, sollte die 18,4 Milliarden Euro schwere Übernahme von Liberty-Global-Teilen in Europa eine Genehmigung erhalten. "Ich persönlich werde dafür kämpfen, dass wir im Sinne eines fairen Wettbewerbs für die Kunden alles tun werden, nicht benachteiligt zu sein", sagte Höttges. "Ich finde diese Transaktion wettbewerbsverzerrend. Hier entsteht ein Wettbewerber zur Telekom, so ein Gigant, der mit konvergenter Netztechnologie prahlt", äußerte er sich weiter mit Blick auf das Bündelangebot aus Breitband-Internet, Telefon und Fernsehen.

Befürworter finden Übernahme förderlich für den Wettbewerb

Auch der Bundesverband für Breitbandkommunikation e.V. (BREKO) befürchtet durch die Übernahme eine Einschränkung des Wettbewerbs zulasten von Verbrauchern und Unternehmen. Schon heute hätten Bürger und Firmen in einigen Regionen kaum oder keine Wahlmöglichkeiten in puncto Fernseh- und/oder Breitband-Internet-Angeboten. Außerdem glaubt der Verein, dass eine pauschale Genehmigung der Kartellbehörden fraglich sei und eine Genehmigungsfähigkeit nur unter strengen Auflagen denkbar. Zur Sicherung von Vielfalt und Wettbewerb fordert der BREKO eine Öffnung des künftigen Kabelnetzes von Vodafone für andere Netzbetreiber. Befürworter, wie der ehemalige Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, argumentieren wiederum, die Übernahme sei förderlich für den Wettbewerb.

Liberty Global mit Sitz in London gehört zu den größten weltweiten Breitbandanbietern und ist allein in Europa in zwölf Ländern aktiv. 2015 hatten sich beide Unternehmen auf den Austausch einiger Sparten geeinigt. Eine Übernahme schloss Vodafone damals aber aus.

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