Gerüchteküche

Gerüchte: Steigt Telefónica in Deutschland aus?

Die Wirtschaftswoche will erfahren haben, dass Telefónica einen Ausstieg aus dem deutschen Markt durchspielt.
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Es war das Insider-Gesprächsthema während des Mobile World Congress (MWC) in Barcelona. Steigen neue Investoren bei Telefonica Germany ein? Das Magazin WirtschaftsWoche will nun erfahren haben, dass der spanische Mutterkonzern Telefónica über einen kompletten Verkauf seiner o2-Anteile und damit einem vollständigen Rückzug aus dem deutschen Telekommunikationsmarkt nachdenke. Ähnliche Informationen lagen auch teltarif.de vor, aber auf offizielle Nachfragen kamen keine substantiellen neuen Details ans Licht. Wir erklären Ihnen die Hintergründe.

Langjährige Spekulationen

Steigt Telefónica in Deutschland aus? Steigt Telefónica in Deutschland aus?
Foto/Logo: Telefonica, Grafik/Montage: teltarif.de
Als es in Deutschland noch vier Anbieter gab, freuten sich die Kunden über ständig neue Tiefpreisangebote und Rabattschlachten. Das Problem blieb der zögerliche Netzausbau, weil die günstigen Tarife kaum Geld für solche Investitionen übrig ließen.Früh wurde im Stillen zwischen VIAG/o2 und E-Plus verhandelt. Diese Verhandlungen führten lange zu keinen konkreten Ergebnissen und galten bald als „running gag“ der Branche.

Die Idee: Die Fusion der bisherigen Wettbewerber E-Plus und o2 sollte viel Synergien (gegenseitiges Einsparpotential) bringen: Zum Beispiel durch Abbau überzähliger Sendestationen, durch spürbare Kosteneinsparungen beim Personal und das Kalkül, dass die preissensitiven Kunden, welche die teureren Angebote von Telekom oder Vodafone zugunsten von o2 verschmähen, bei o2 für ausreichend Umsätze und Gewinne sorgen könnten.

Theorie und Praxis

Doch Theorie und Praxis sind zwei Paar Stiefel. Um die Fusion erlaubt zu bekommen, musste ein weiterer Anbieter auf das Fusions-Netz gelassen werden, der mit aggressiven Tiefstpreisen alle Träume von höheren Einnahmen zunichte machte. Kunden, die mit Telefonica-o2 unzufrieden waren, wechselten nicht mehr zur Telekom oder Vodafone, sondern gleich zu Drillisch oder 1&1 - getreu dem Motto: "Für den Preis kann man das Netz nehmen".

Netzfusion ein Mammutprojekt

Die Netzfusion stellte sich als Mammutaufgabe heraus und nicht so schnell zu realisieren, wie es manche Strategen bei Telefónica erhofft hatten. Hier musste erst viel Geld in die Hand genommen werden, für neue Technik, bevor man die alte abschrauben konnte. Fakt ist, dass Deutschland eine stabile Wirtschaft aufweist und somit für die spanische Telefónica, die nicht nur in Europa, sondern auch in Südamerika stark engagiert ist, eine wichtige Stütze darstellt.

Quam 2.0 ?

Von daher könnte Telefónica beim Verkauf seiner Anteile einmalig Boden gut machen, aber die langfristig erwarteten Gewinne wären dann endgültig dahin. Ein Quam 2.0 sozusagen? Telefónica war um 2000 schon einmal in Deutschland engagiert. Gemeinsam mit der finnischen Sonera hatte man eine UMTS-Lizenz erworben und unter dem Namen „Quam“ betreiben wollen. Beim Start des Unternehmens Quam war sehr viel falsch gemacht worden, am Ende zog Telefónica die Reißleine und stellte 2002 den Betrieb von Quam komplett ein.

Markus Haas auf Reisediplomatie

Der Wirtschaftswoche war aufgefallen, dass der Telefónica-Deutschland Chef Markus Haas seit der Bilanzpressekonferenz am 21. Februar nur noch unterwegs gewesen war. In London habe er bei einem Kapitalmarkttag die Anteilseigner und Analysten auf bessere Geschäftszahlen in den nächsten Jahren einzustimmen versucht.

Haas Botschaft klang der Wirtschaftswoche etwas zu optimistisch: „Wir sind richtig gut aufgestellt und besser als andere Mobilfunkbetreiber für die digitale Zukunft positioniert.“, hatte Haas in Barcelona gegenüber Journalisten gesagt. Aus Spanien hörte die Wirtschaftswoche die Signale, dass Telefónica in internen Planspielen darüber nachdenke, sich komplett oder teilweise aus Deutschland zurückzuziehen. Die seien allerdings noch in einem frühen Stadium.

Auf der nächsten Seite lesen Sie, welche Optionen für eine mögliche Übernahme bestehen und welche Auswirkungen das für den Kunden hätte.

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