Themenspezial: Verbraucher & Service Verbraucherschützer

Handy-Shops: Falsche Verträge, hohe Kosten

Falsche Versprechungen, teure Verträge: Viele Verbraucher beklagen solche Erfahrungen mit Handyläden. Politik und Verbraucherschützer wollen jetzt mehr Transparenz durchsetzen.
Von dpa / Wolfgang Korne

Gute Beratung in Deutschlands Handyläden ist oft Glücksache. Gute Beratung in Deutschlands Handyläden ist oft Glücksache.
Bild: Vodafone
Die NRW-Verbrau­cher­zen­trale und das NRW-Verbrau­cher­schutz­mi­nis­te­rium haben Kritik an der Bera­tung in vielen Handy­läden in Nord­rhein-West­falen geübt. Sie wollen vor allem gegen Intrans­pa­rente Verträge mit zu hohen Kosten vorgehen. „Der Handel kommt in vielen Fällen seiner Infor­ma­ti­ons­pflicht nicht nach“, kriti­sierte Minis­terin Ursula Heinen-Esser (CDU) heute in Düssel­dorf. Kunden hätten im Gewirr von Kosten, Extras und Tarifen viel­fach keine Chance und stimmten in einer „Druck- und Über­rum­pe­lungs­si­tua­tion“ dem vorge­legten Vertrag zu - ohne ihn richtig zu verstehen, erklärte der Verbrau­cher­zen­tra­len­vor­stand Wolf­gang Schuld­zi­niski.

14-tägiges Wider­rufs­recht gefor­dert

Gute Beratung in Deutschlands Handyläden ist oft Glücksache. Gute Beratung in Deutschlands Handyläden ist oft Glücksache.
Bild: Vodafone
Beide fordern ein 14-tägiges Wider­rufs­recht, wie es bei Haus­tür­ge­schäften und Abschlüssen im Internet bereits gilt. Denn wenn Kunden die tatsäch­li­chen Vertrags­be­din­gungen reali­sierten, bereuten viele ihre Unter­schrift und bei 24 Monaten Mindest­lauf­zeit könne der Abschluss teuer werden. Heinen-Esser versprach, die Einfüh­rung eines Wider­rufs­rechts auch im statio­nären Handel recht­lich zu prüfen und dann bei der bundes­weiten Konfe­renz aller Verbrau­cher­schutz­mi­nister einzu­bringen. Bisher gebe es eine "Schutz­lücke", sagte sie.

Bisher können im Laden abge­schlos­sene Verträge in den aller­meisten Fällen nicht wider­rufen werden. Es bleibe oft nur eine gericht­liche Anfech­tung des Vertrages oder eine Klage auf Scha­den­er­satz, wenn der unter­schrie­bene Vertrag wesent­lich teurer sei als gedacht, erklärte die Verbrau­cher­zen­trale.

Seit einer Verord­nung von Mitte 2017 müssen Shop­be­treiber ihre Kunden vor dem Abschluss auf einem Produkt­in­for­ma­ti­ons­blatt über die wich­tigsten Rahmen­daten des ange­bo­tenen Tarifs infor­mieren. Dies unter­bleibe noch viel zu oft, sagte eine Spre­cherin der Verbrau­cher­zen­trale. Eine Stich­probe in den Bera­tungs­stellen der Verbrau­cher­zen­trale habe ergeben, dass von 301 Tele­fon­ge­schäften nur zwei das Infor­ma­ti­ons­blatt von sich aus verteilt hätten. Neun von zehn Händ­lern hätten auch auf Nach­frage das Papier nicht heraus­ge­rückt.

VATM sieht nur Einzel­fälle

Der Bran­chen­ver­band der Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­nehmen VATM warb um Verständnis. "Unsere Mobil­funk­an­bieter erfüllen die Vorgaben der Trans­pa­renz­ver­ord­nung, aber bei mehreren tausend statio­nären Shops und Partner-Shops deutsch­land­weit lässt sich leider nicht völlig ausschließen, dass es auch zu Versäum­nissen kommt", sagte VATM-Geschäfts­führer Jürgen Grützner der Deut­schen Presse-Agentur. Die Produkt­in­for­ma­ti­ons­blätter seien online jeder­zeit verfügbar, würden dort aber nur sehr wenig abge­rufen.

Verspre­chungen nicht einge­halten

Den Zorn der Verbrau­cher erregt regel­mäßig auch die Tatsache, dass viele Anschlüsse die gebuchten Über­tra­gungs­ge­schwin­dig­keiten in der Praxis bei weitem nicht einhalten. Nach einem gestern veröf­fent­lichten Bericht der Bundes­netz­agentur in Bonn halten nur rund 12,8 Prozent der Fest­netz­an­schlüsse die verspro­chene Maxi­mal­ge­schwin­dig­keit ein oder über­treffen sie sogar. Im Mobil­funk sind die Abstände noch größer. Kunden kamen nur bei 16,1 Prozent der Messungen über die Hälfte der verein­barten Maxi­mal­ge­schwin­dig­keit. Gemessen wurden zwischen Oktober 2017 und Oktober 2018 rund 1,3 Millionen Anschlüsse.

Der VATM verwies auf die viel­fach 100 Jahre alten Kupfer­kabel in Deutsch­land. Sie schränkten bei längeren Leitungen die Band­breite drama­tisch ein. Hinzu kämen in vielen Fällen veral­tete Hard­ware und schlechte Verka­be­lungen im Haus, die die Unter­nehmen nicht beein­flussen könnten. "Wir setzen auf den Ausbau von Glas­faser bis ins Haus, da dann Band­breiten ober­halb der Giga­b­it­grenze zuver­lässig erreicht werden und nicht irgendwas abhängig von der trivialen Länge eines 100 Jahre alten Kupfer­drahtes", sagte Grützner.

Die Verbrau­cher­schützer sind nicht die einzigen, die die Bera­tungs­qua­lität in den Mobil­funk­shops kriti­sieren. Im Mai vorigen Jahres kam auch die Zeit­schrift connect nach einem umfang­rei­chen Test zu dem Schluss, dass gute Bera­tung in den statio­nären Shops Mangel­ware sei. Und zwar im gesamten DACH-Raum.

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