Biometrie unsicher: Hacker knacken Venen-Erkennung
Der Chaos Communication Congress (35c3) in Leipzig
Bild: dpa
Die Venenerkennung gilt als eines der
sichersten biometrischen Verfahren zur Identifizierung von Menschen.
Nun ist es zwei Berliner Hackern nach eigenen Angaben gelungen, diese
zu überwinden. Mit Hilfe von selbstgebauten Attrappen gelang es den
beiden demnach, das System im Labor zu manipulieren, das
beispielsweise den Zugang zu Banken oder Kernkraftwerken, aber auch
zum neuen BND-Gebäude in Berlin vor unbefugten Personen schützen
soll.
"Wir waren selbst erstaunt, wie einfach das geht", sagt Jan Krissler alias Starbug, Informatiker an der Technischen Universität in Berlin. Die Präsentation des Hackerangriffs von Krissler und seinem Kollegen Julian Albrecht stand am Donnerstagabend auf dem Programm des Chaos Communication Congresses (35c3) in Leipzig.
Zutrittsschutz zu Hochsicherheitsbereichen
Der Chaos Communication Congress (35c3) in Leipzig
Bild: dpa
Was genau ist die Venenerkennung? "Es handelt sich um ein relativ
junges Verfahren, das vor allem im asiatischen Raum eingesetzt wird,
beispielsweise als Zutrittsschutz zu Hochsicherheitsbereichen",
erklärt Krissler. Die Venen seien eigentlich relativ schwer
auszulesen, da sie sich im Körperinneren befinden. "Unseres Wissens
gab es bislang auch keine erfolgreichen Hackversuche gegen
kommerzielle Systeme."
Zur Technik: Um beispielsweise ein Gebäude zu schützen, wird die Hand am Eingang vor einen Sensor gehalten, der das "versteckte" Venenmuster der Handfläche oder eines Fingers berührungslos erfasst. Dies gelingt mit Hilfe einer nahen Infrarotstrahlung, die vom sauerstoffarmen venösen Blut absorbiert wird. Mit dem daraufhin erstellten Bild wird die Datenbank direkt abgeglichen und das System erkennt, ob die Person zugangsberechtigt ist.
Krissler und Albrecht haben sich selbst Sicherungssysteme der zwei großen japanischen Anbieter Hitachi und Fujitsu bestellt und getestet. Als ersten Schritt nahmen die beiden eine Spiegelreflexkamera und bauten den Infrarotfilter aus. "Dann können die Sensoren auch diesen Bereich abbilden", sagt Krissler. Wichtig sei zudem, dass bei den Aufnahmen Blitzlicht eingesetzt werde.
Die beiden bearbeiteten das Foto noch ein wenig, vor allem um die Kontraste der Venen herauszuarbeiten. Das ausgedruckte Bild legten sie auf eine Wachshand, die dann nochmal mit einer dünnen Wachsschicht überzogen wurde. Laut Krissler gelang es damit, die Systeme beider Anbieter zu überwinden.
Gelingt Hack nur unter Laborbedingungen?
Die Hersteller wurden auf die Sicherheitslücken hingewiesen. Eine Fujitsu-Sprecherin bestätigte, dass der Vorgang bekannt sei. Nach Einschätzung des Unternehmens könne der Hack aber wohl nur "unter Laborbedingungen" gelingen, in der realen Welt sei das "eher unwahrscheinlich". Man arbeite "kontinuierlich" an der Weiterentwicklung und der Verbesserung der Technologie.
Krissler hob die Kooperationsbereitschaft von Hitachi hervor. So hätten die beiden bei einer Japan-Reise ihre Erkenntnisse den dortigen Sicherheitsexperten präsentiert.
In einem separaten Artikel stellen wir verschiedene biometrische Entsperrmethoden für Mobilgeräte vor.