BUND Hamburg fordert Ausbaustopp für 5G in Hamburg
Die Ortsgruppe Hamburg des BUND fordert einen Ausbaustopp für 5G. Die Gründe bleiben diffus.
Foto: BUND Hamburg
Der BUND Hamburg fordert den Ausbaustopp des 5G-Mobilfunknetzes in Hamburg. Dazu haben Mitglieder des BUND-Arbeitskreises Elektrosmog heute dem Bürgerbüro des Ersten Bürgermeisters Peter Tschentscher eine Petition mit über 6000 Unterschriften übergeben. "BUND" steht für Bundesverband Umwelt und Naturschutz.
Prüfung von Gesundheits- und Umweltverträglichkeit
Die Ortsgruppe Hamburg des BUND fordert einen Ausbaustopp für 5G. Die Gründe bleiben diffus.
Foto: BUND Hamburg
„Der Ausbau der Mobilfunkinfrastruktur mit 5G-Technologie darf nicht ohne Prüfung der Gesundheits- und Umweltverträglichkeit und nicht ohne die vorgeschriebene Technikfolgenabschätzung erfolgen. Der jetzt anlaufende Ausbau ohne eine solche Abschätzung widerspricht dem gesetzlich verankerten Vorsorgeprinzip“, erklärte Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg dazu.
Braasch verweist auf andere große europäische Städte wie Brüssel, Florenz und Genf, Orte in Irland und oder "über 100 Kommunen in Italien", die sich für einen 5G-Ausbaustopp ausgesprochen hätten.
5G-Modellregion Hamburg
Hamburg ist eine der sechs Modellregionen, in denen der Ausbau besonders gefördert wird. „Die Erforschung von Folgen für Gesundheit und Umwelt muss vor dem Ausbau dieser Technologie von unabhängigen Instituten erfolgen und auf keinen Fall im laufenden Betrieb – in einem Feldversuch an Mensch und Umwelt,“ so Ellen Kruse, Sprecherin des BUND-Arbeitskreises Elektrosmog.
Ergo fordert die Ortsgruppe "BUND Hamburg" den Senat und die Hamburger Bürgerschaft auf, ihre Verantwortung für die Gesundheit der ihr anvertrauten Bürger und für die Umwelt ernst zu nehmen und den Ausbau des 5G-Netzes in der Region solange zu blockieren, bis die gesundheitliche Unbedenklichkeit nachgewiesen ist. Der Schutz der Gesundheit und unserer Lebensgrundlagen müsse "klar Vorrang haben vor wirtschaftlichen Interessen". Ähnliche Forderungen hatte schon die Initiative diagnose:funk aufgestellt.
Eine Einschätzung - von Henning Gajek
Die Forderung ist strenggenommen gleichbedeutend mit einem kompletten Stopp jeglicher Weiterentwicklung der Funkübertragung für Anwender und Industrie. Den GSM-Standard gibt es seit 1991 und bis heute ist nicht absolut zweifelsfrei geklärt, ob und wie "schädlich" Mobilfunk für Mensch und Tier wirklich ist oder sein könnte. Vermutlich wird es darauf auch nie eine allgemein gültige Antwort geben. Wir wissen, dass Rauchen der Gesundheit schadet, das ist wissenschaftlich klar erwiesen, geraucht wird trotzdem. Salz (Natriumchlorid) ist ein Gewürz, ein wichtiges Spurenelement. Nur, wer viel zu viel Salz isst, kann ernsthafte Schäden erleiden.
Wie seine Kollegen aus Stuttgart bleibt der BUND in Hamburg die Antwort schuldig, was genau an 5G "anders" als der bereits bestehende und weitgehend akzeptierte Mobilfunk sein soll. Geht es um die künftig angedachten, aber in Deutschland noch gar nicht offiziell freigegeben Frequenzen bei 26 GHz oder 60 GHz oder später noch höher? Geht es um MIMO-Beamforming, was es erlaubt, die Antenne zum Nutzer hin auszurichten, ohne die Antenne mechanisch zu bewegen?
Weiß man beim BUND, dass ein Handy eine millionenfach stärkere Strahlung aussendet, wenn die Gegenstelle (also die Basisstation) zu weit weg ist?
Industrie und Wirtschaft möchten ihre Abläufe besser organisieren und koordinieren und brauchen dafür einen möglichst schnellen Datenfunk. Die Unterschiede zwischen 4G und 5G auf der gleichen Frequenz bestehen in unterschiedlichen Übertragungsprotokollen.
Konsequent sein?
Wenn die BUND-Mitglieder dem Mobilfunk nicht über den Weg trauen, sollten sie die Handynutzung sofort einstellen, das alltägliche Leben könnte weitaus komplizierter werden und vielleicht auch stressiger. Dass Stress der Gesundheit schadet, ist bekannt. Wenn die Bedenkenträger ernst genommen werden wollen, müssten sie schon genauer definieren, was ihnen ausgerechnet an 5G unheimlich ist. Wenn es um den politischen Aspekt einer permanenten Datenglocke geht, aus der es strenggenommen schon heute sehr schwer ist, zu "entkommen", sollten sie das klar sagen.