Tesla: Mehr Reichweite, schnelleres Aufladen
Markantes Erkennungszeichen des Tesla Model X sind die hinteren Flügeltüren.
Foto: Picture Alliance / dpa
Die Zukunft der Mobilität dürfte elektrisch sein, viele Autohersteller kündigen neue Modelle an, die von einem Elektromotor angetrieben werden sollen. Doch viele Ankündigungen sind erfolgt, lieferbar ist bislang noch wenig oder auch nichts.
Die europäische Autoindustrie hätte die Elektromobilität beinahe "verschlafen". Aktuell wird die Branche von einem branchenfremden Newcomer "gejagt", der sich nach dem europäischen Elektrotechnik-Pionier und Erfinder Nikola Tesla (1856 geboren im heutigen Kroatien, gestorben 1943 in den USA) benannt hat.
Noch weitgehend konkurrenzlos
Markantes Erkennungszeichen des Tesla Model X sind die hinteren Flügeltüren.
Foto: Picture Alliance / dpa
Derzeit sind die Elektroautomobile des amerikanischen Unternehmens Tesla praktisch konkurrenzlos. Tesla bringt das Kunststück fertig, woran andere Hersteller immer noch knobeln: Fahrspaß, raffinierte Technik und hohe Reichweite mit einer Akkuladung.
Nicht alles an Tesla ist perfekt. Anhänger von Millimeter-genauen Spaltmassen mögen nicht immer voll auf ihre Kosten kommen. Dennoch: Tesla hat den Automobilmarkt belebt und gezeigt, was längst möglich ist. Tesla-Gründer Elon Musk hat auch die Weltraum-Firma SpaceX ins Leben gerufen, die kostengünstig Satelliten (z.B. für Iridium) und sogar Astronauten ins All befördert. Ein weiteres Projekt des Kult-Unternehmers ist eine Vakuumröhren-U-Bahn namens "Hyperloop", die vielleicht eines Tages die terrestrische "Zugfahrt" von Europa nach Amerika oder zurück ermöglichen könnte.
Das Model S
Den Durchbruch erzielte Tesla mit seinem Model S, einer Limousine, die viel Platz für Fahrer und Mitreisende bietet und wahlweise mit einem oder zwei Elektro-Motoren lieferbar ist. Reichweiten von 500 km mit einer Akkuladung sind im Alltag bei vernünftiger Fahrweise ohne weiteres möglich. Kern des Bedienungskonzeptes ist eine Art Tablet-Computer, der dem Fahrer jederzeit vorrechnet, wie weit er mit seiner Akkuladung noch kommt und wo der nächste "Supercharger" steht, um in relativ kurzer Zeit wieder aufzuladen. "Supercharger" sind von Tesla aufgebaute und betrieben Ladesäulen in ganz Europa. Wer sein Tesla-Auto vor einem bestimmten Datum gekauft hat, kann dort auf Lebenszeit kostenlos aufladen. Wer später kam, bekommt anfangs auch kostenlos Strom, ansonsten muss er bezahlt werden.
Der mit Prozessoren von Samsung entwickelte Bordcomputer ist mit LTE mit der Außenwelt vernetzt, lädt in Ladepausen Software-Updates, auch ältere Fahrzeuge bekommen immer wieder Funktionsupdates per Software, und das kostenlos. Ein Autopilot erlaubt - je nach örtlicher Gesetzeslage - entspanntes "autonomes" Fahren, wobei der Fahrer jederzeit wieder eingreifen muss. Ein voll autonomes Fahrzeug, das "selbst" fährt, gibt es auch von Tesla noch nicht, aber sie sind damit weit fortgeschritten.
Modellreihen S, 3, X, Y
Nach dem Model S kam das Model X, ein SUV mit hinteren Flügeltüren, die mit integrierten Sensoren im Parkhaus verhindern, dass die Türen gegen die Decke hauen.
Das Handicap der Tesla-Autos war bislang der Preis. Ein nagelneues Model S rollt je nach Ausstattung für rund 70 000 Euro oder mehr vom Hof des Händlers. Das Model X erreicht leicht fünfstellige Dimensionen. Selbst gebrauchte Fahrzeuge mit 200 000 oder 300 000 km kosten noch 40 000 bis 50 000 Euro und gelten unter Elektrofans als Geheimtipp.
Das aktuelle Model 3 hat mit einem Preis von etwa 40 000 bis 50 000 Euro das elektrische Fahren erschwinglich gemacht. In der Perfomance-Version mit Dual Motor beschleunigt das Auto um die 4 Sekunden von 0 auf 100 was regelmäßig Fahrer und Passagiere in die Sitze presst. Als neuestes Kind seines "sexy" Wortspiels hat Elon Musk das kommende Modell "Y" getauft, ein in Richtung "SUV" weiter entwickeltes Modell 3.
Refresh für S und X
Aktuell werden die Tesla-Modelle S und X einem "Refresh" unterzogen. Das soll nicht nur die Reichweite um etwa 10 Prozent vergrößern, die ohnehin schon atemberaubende Beschleunigung nochmals verbessern und so ganz nebenbei die Ladezeit (am Supercharger) senken. Das Geheimnis besteht in einer neuen Antriebseinheit. Sie soll durch "diverse Optimierungen" eine Effizienz von 93 Prozent erreichen. Nimmt man ein Model S 100 Long Range mit 100-kW-Akku soll der nun 370 Meilen (rund 600 km nach WLTP) halten, das Model X käme dann noch 523 km weit. Skeptiker der Elektromobilität befürchten ja immer, mit leerer Batterie stehen zu bleiben. Tesla beweist das Gegenteil.
Damit der Akku schneller "voll" wird, können die neuen Modelle an einem Tesla-Supercharger (Version V3) mit 200 kW geladen werden, selbst mit dem Supercharger V2 sind es noch 145 kW. Das könnte die Ladezeit um etwa 50 Prozent verringern. Zuhause hängt es davon ab, ob man Drehstrom in der Garage liegen hat, übliche Drehstromsteckdosen liefern knapp 20 kW (3 x 400 Volt x 32 Ampere).
Energie sparen durch bessere Dämpfung
Ein weiterer Kunstgriff sorgt nicht nur für mehr Reichweite, sondern auch bequemeres Fahren: Neue (geänderte) Stoßdämpfer.
Für elektromobile Einsteiger mit begrenztem finanziellen Budget hat Tesla die "Standard-Range-Option" für die Modelle S und X wieder eingeführt. Darin sind "kleinere" Batterien verbaut und damit ist die Reichweite etwas geringer, aber auch der Kaufpreis.
Wir wärs mit einem Zweitwagen?
Wer schon einen Tesla sein eigen nennt und sich noch ein weiteres Model S oder Model X Modell "dazu" kauft, bekommt den sogenannten "Ludicrous Mode" im Wert von etwa 17 000 Euro gratis dazu. Ludicrous heißt übersetzt "aberwitzig" oder "grotesk" und ist eine Hardware-Erweiterung, mit dem beispielsweise das Modell P85D (85 kW Batterie, Dualdrive = zwei Motoren) in "nur" 2,8 Sekunden auf knapp 100 km/h (60 Meilen/Stunde) beschleunigt werden kann.
Vor dem Durchtreten des "Fahrpedals" unbedingt schauen, dass die Straße wirklich frei und die Passagiere darauf vorbereitet sind. Auch sollte man als Elektrofahrer immer daran denken, dass ein Elektro-Auto so leise ist, dass es von Passanten gar nicht "bemerkt" wird. Neue Elektro-Autos müssen deshalb im Stadtverkehr mit einem "Geräuschgenerator" ausgerüstet werden, der ein Motorgeräusch "simuliert".