Nichts für Sprinter: Breitbandausbau braucht Ausdauer
Mitte März verkündete die Telekom den Beginn bzw. Abschluss von neun Ausbauvorhaben, davor waren es deren sechs. Nicht gerade viel, wenn man ältere Beiträge aus dem Telekom-Blog als Vergleich heranzieht. Dagegen scheint die Konkurrenz einen Gang zuzulegen. So verkündete allein die Deutsche Glasfaser in den vergangenen 14 Tagen fünf Ausbauprojekte.
Der Schwerpunkt des Unternehmens aus dem westfälischen Borken liegt auf Gewerbegebiete. So erhält das Gewerbegebiet im niederrheinischen Kranenburger Ortsteil Nütterden ein Glasfasernetz. Die angebotenen symmetrischen Bandbreiten reichen von 250 MBit/s bis 10 GBit/s. Diese Bandbreiten bietet Deutsche Glasfaser demnächst auch in den drei Gewerbegebieten von Maintal an. Bis Ende Juli soll das Glasfasernetz in der Stadt zwischen Frankfurt am Main und Hanau fertiggestellt werden.
Um Gewerbegebiete geht es auch bei 1&1 Versatel. Gemeinsam mit BTN Solutions schließt das Unternehmen in der Saarbrücker Innenstadt die Gewerbegebiete Landwehrplatz, Faktoreistraße und Berliner Promenade mit Glasfaser an. Hier haben sich genügend interessierte Unternehmen gefunden, so dass 1&1 Versatel die Kosten für die Tiefbauarbeiten, den Hausanschluss sowie die Installation und das Freischalten des technischen Equipments übernimmt. Die Tiefbaumaßnahmen zur Verlegung des Glasfaserkabels sollen im zweiten Quartal 2019 starten.
Glasfaser, Super-Vectoring und VDSL
Aber auch für Privathaushalte hält die Deutsche Glasfaser Erfolgsmeldungen bereit. Wie etwa aus dem östlich von Leipzig gelegenen Borsdorf sowie aus Altenlingen, unweit des Firmensitzes der Deutschen Glasfaser in Borken. In beiden Gemeinden konnte die Nachfragebündelung erfolgreich zu Ende gebracht werden, so dass die Deutsche Glasfaser hier ihre Netze errichten wird. In Altenlingen startet in diesen Tagen die Planungsphase für die Tiefbauarbeiten, während in Borsdorf bereits die ersten Bagger angerollt sind. „Wenn alles planmäßig verläuft, werden die Bauarbeiten Ende des Jahres abgeschlossen sein“, erklärt Andreas Dankert, Projektmanager bei der Deutschen Glasfaser.
Jan Sander, Carsten Jeschka, Direktor Vertrieb Großkunden Immobilienwirtschaft bei Vodafone Deutschland, Marcel Sonntag (Neue Lübecker), Stefan Probst (Lübecker Bauverein) und Marc Steinbeck (v.l.n.r.) posieren für den Gigabit-Startschuss von Vodafone in Lübeck
Vodafone
Eher ungewöhnlich ist das Projekt der Deutschen Glasfaser im Kreis Viersen, denn hier fließen über 40 Millionen Euro an Fördermittel, um den flächendeckenden Netzausbau für Brüggen, Grefrath, Kempen, Nettetal, Niederkrüchten, Schwalmtal, Tönisvorst, Viersen und Willich zu realisieren. „Das durchgeführte europaweite Ausschreibungsverfahren des Kreises Viersen passt genau in den Ansatz von Deutsche Glasfaser, bestehende Netze zu verdichten“, erklärt hierzu Peter Kamphuis, Geschäftsführer von Deutsche Glasfaser. Mit den Fördergeldern werden auch rund 4000 Haushalte in Randgebieten der Kommunen ausgebaut. Die Bauarbeiten sollen im Herbst 2019 beginnen.
Aber natürlich ruht auch bei der Telekom der Breitbandausbau nicht. Die mageren Meldungen im Unternehmensblog lassen sich damit begründen, dass die Bonner in den vergangenen Wochen den Fokus auf die Aufschaltung von Super-Vectoring gelegt haben. Rund 2,1 Millionen Haushalte können deshalb nun mit maximal 250 MBit/s im Web surfen. Damit steigt die Zahl der mit Super-Vectoring versorgten TelekomHaushalte auf insgesamt 19 Millionen an. Darüber hinaus legte die Telekom auch bei den mit VDSL versorgten Haushalte um 444 000 Anschlüsse zu. Sie erhalten maximal 100 MBit/s.
Breitband und Digital-TV
Zu guter Letzt legen auch die Kabelnetzbetreiber nicht die Hände in den Schoß. In Lenzkirch und dem Ortsteil Saig können fast 2000 Haushalte mit bis zu 400 MBit/s im Internet surfen, nachdem PYUR in der Gemeinde im Hochschwarzwald das Netz modernisiert hat. Dafür hat das Unternehmen 6700 Meter neue Leitungen verlegt, Hausverteilanlagen erweitert und neue Multimediadosen in den Wohnungen installiert. Im Zuge der Netzmodernisierung schaltet PYUR auch das analoge Kabelfernsehen ab. Betroffene Haushalte müssen nach der Signalumstellung einen Sendersuchlauf am Fernseher durchführen.
Durch Nachrüstung mit Super-Vectoring-Karten erhöht die Deutsche Telekom die Internet-Geschwindigkeit auf bis zu 250 MBit/s
Deutsche Telekom
Eine Nummer größer ist das Ausbauprojekt von Vodafone in Lübeck. Die Düsseldorfer können nun 130 000 Haushalte in der Hansestadt mit Breitbandgeschwindigkeiten bis 1 GBit/s versorgen. Dabei handelt es sich um Wohnungen im Besitz der Neuen Lübecker Norddeutsche Baugenossenschaft sowie des Lübecker Bauvereins. Damit erhöht Vodafone die Zahl der eigenen Gigabit-Anschlüsse auf über 7,1 Millionen, die sich über zehn Bundesländer verteilen; 430 000 davon in Schleswig-Holstein, das damit seine Vorreiterrolle in Sachen Gigabit-Anschlüsse weiter ausbaut. Im Land zwischen Nord- und Ostsee kann jeder dritte Haushalt mit Gigabit im Word Wide Web surfen. Selbst hier ist noch einiges an Ausdauer gefragt, bis sich alle Haushalte über Gigabit-Geschwindigkeiten freuen können.