Zahlenspiele

Telekom: Mobilfunk wächst stärker als beim Wettbewerb

Zu Bilanz-Presskonferenzen der Telekom wurden umfangreiche Zahlenberge vorgelegt. Einige sind ganz interessant, für andere muss man etwas die Hintergründe erklären.
Aus Bonn berichtet

Die Service-Umsätze im Vergleich. Bei Telekom steigen sie, bei Vodafone nahezu stabil, bei Telefónica sinken sie. Die Service-Umsätze im Vergleich. Bei Telekom steigen sie, bei Vodafone nahezu stabil, bei Telefónica sinken sie.
Grafik: Deutsche Telekom
Eine Bilanz-Pressekonferenz wie - beispielsweise bei der Telekom am Donnerstag - besteht immer aus Zahlen, einer Unmenge von Zahlen. Manche Zahlen sagen viel über ein Unternehmen aus, andere sind eher etwas für Spezialisten.

Die Zahl der Mobilfunkkunden war früher eine wichtige Größe. Später zählte mehr die Anzahl der SIM-Karten. Das wurde abgelöst durch die Service-Umsätze, was die Kunden für ihr Handy für Sprache, Surfen und Zusatzdienste regelmäßig ausgeben. Die Anzahl der SIM-Karten ist heute kein Garant mehr für gute Geschäfte. Wo SIM-Karten fast an jeder Hausecke angeboten werden, kauft mancher Nutzer sich eine Zweit-, Dritt- oder Viertkarte. Vielleicht für die aktuelle Verkaufs-Anzeige auf einem Handelsportal - ist der Artikel verkauft, wird die Karte weggelegt, um wieder Ruhe zu haben. Oder fürs Online-Dating, wo die Kontaktaufnahme gerade in der "Startphase" etwas "delikat" sein könnte, die Szenarien sind vielfältig. Wer sich für Netz A entschieden hat, möchte vielleicht wissen, ob Netz "B" oder "C" besser sein könnte, dank der weit verbreiteten Dual-SIM-Handys und Smartphones findet diese Option immer mehr Freunde.

Mobilfunkverträge werden weiter mehr

Die Service-Umsätze im Vergleich. Bei Telekom steigen sie, bei Vodafone nahezu stabil, bei Telefónica sinken sie. Die Service-Umsätze im Vergleich. Bei Telekom steigen sie, bei Vodafone nahezu stabil, bei Telefónica sinken sie.
Grafik: Deutsche Telekom
Werfen wir zunächst einen Blick über den großen Teich in die USA: Die Mobilfunk-Kundenzahl von T-Mobile USA wächst und wächst, dabei ist die Fusion zwischen T-Mobile USA und Sprint noch gar nicht durch. Telefonierten 2016 noch 71,5 Millionen mit T-Mobile US, waren es ein Jahr später schon 72,6 Millionen und im letzten Jahr 79,7 Millionen, soviel Einwohner hat die gesamte Bundesrepublik Deutschland. Diese Zahlen sind "netto", d.h. Kunden, die ausgestiegen sind, wurden schon herausgerechnet. Das starke Wachstum rührt von einer sehr "aggressiven" Werbekampagne, die Kunden zu Fans machen will. Welche Effekte der "emotionale Faktor" haben, sieht man beispielsweise an Produkten der Marke Apple oder Elektroautos von Tesla.

Telekom betrachtet "eigene" Kunden

Für Bilanzzahlen-Fans ist "Wachstum" das magische Wort. Für Bilanzzahlen-Fans ist "Wachstum" das magische Wort.
Grafik: Deutsche Telekom
Bei den Mobilfunkvertragskunden, die unter der Marke "Telekom" telefonieren (also ohne Service-Provider wie mobilcom-debitel, Klarmobil etc.) sehen die Zahlen auch nicht schlecht aus: 40,8 Millionen waren es 2016, 42,6 Millionen ein Jahr später und 44,1 Millionen im Jahre 2018. Dabei sind auch sogenannte IoT (Internet der Dinge) SIM-Karten enthalten.

Schauen wir uns die Magenta-Eins-Privatkunden der Telekom an, die Festnetz und Mobilfunk vom "Original" beziehen. Deren Datennutzung ist von durchschnittlich 1,6 GB/Monat auf 2,6 GB gestiegen, was ein Zuwachs von 57 Prozent bedeutet. Damit die nicht im Datenstau stehen, muss das Netz permanent aus und umgebaut und erweitert werden.

Zahlen können auch verwirren

Die Magie der Zahlen gibt aber auch verwirrende Signale. Schaut man sich die Service-Umsätze im Mobilfunk an, also was die Leute fürs mobile Telefonieren, Surfen und diverse Zusatzdienste wie Musikstreaming etc. an die Telekom ausgeben, stiegen diese im 4. Quartal des Jahres 2017 um 1,7 Prozent, ein Jahr später waren es 2 Prozent. Im 1. Quartal des Jahres 2018 waren es 3,2 Prozent, was vielleicht eine Folge des Weihnachtsgeschäfts sein könnte, bis die neuen Mobilfunkverträge voll laufen und die ersten Rechnungen verschickt werden, wird es Januar. Im zweiten und dritten Quartal blieb es mit 2,9 und 3,1 Prozent in etwa gleich. Warum im vierten Quartal die Festnetzumsätze zurückgingen, kann nur spekuliert werden. Nimmt der Trend zum Ersatz der Festnetztelefonie durch Mobilfunk weiter zu? Brauchen aber nicht viele Internet-Fans die Sicherheit des heimischen Internetzugangs, z.B. über WLAN? Auch das ist Festnetz.

Um zwei Prozentpunkte ist die Smartphone-Verbreitung bei den Kunden der Telekom gestiegen (insgesamt von 88 auf 89 Prozent aller genutzten Handys) und die Zahl der LTE-fähigen Kunden (mit passendem Tarif und Endgerät) von 10,8 auf 11,8 Millionen. Bei Abschluss des nächsten Vertrags, unbedingt schauen, ob und wie LTE möglich ist.

Service-Umsätze im Vergleich

Interessante Zahlen hatte die Telekom auch im Vergleich zu Telefónica (o2) oder Vodafone (D2) in der Pressemappe aufgeführt. Während die Service-Umsätze vom vierten Quartal 2017 von 1,695 Milliarden Euro auf 1,729 Milliarden Euro (ein Jahr später), also um 2 Prozent stiegen, waren es bei Vodafone nur 0,1 Prozent (1,540 auf 1,541 Milliarden) und bei Telefónica gingen sie sogar von 1,332 auf 1,322 Milliarden Euro (10 Millionen weniger) zurück. Welche Ursachen das haben könnte? Tarifsenkungen, extremes Preis- und Rabattbewusstsein der Kunden? Frust über den schleppenden Netzausbau? Das gibt Raum für Spekulationen.

Bei allen Zahlen orientieren sich viele Kunden an ihrer unmittelbaren Umgebung und ihren Möglichkeiten. Manche Kunde ist mit einem 8-Euro-Tarif in einem Netz, das eher unter den Schlusslichtern diverser Tests zu finden ist, überaus glücklich, während ein Kunde in einem 80-Euro-Full-Flat-Tarif ausgerechnet in seinem Lebensmittelpunkt kein Netz hat. Was uns zeigt, dass weiter ein massiver Netzausbau notwendig ist, der von irgendwas bezahlt werden muss. Das wird gerne übersehen.

Telekom-Chef Tim Höttges möchte gerne Sendestationen bauen, aber wird offenbar von Bürokratie und Bedenkenträgern gebremst.

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