Testgewitter

Mobilfunk-Netztests: Was verraten sie dem Netzbetreiber?

Regelmäßig informiert die Telekom in YouTube-Videos über den Netzausbau. Diesmal geht es um Netztests - was verraten die Ergebnisse wirklich?
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Mathias Poeten, Senior Vicepresident Service & Demand Management bei der Deutschen Telekom zu Netztests und ihre Bedeutung. Mathias Poeten, Senior Vicepresident Service & Demand Management bei der Deutschen Telekom zu Netztests und ihre Bedeutung.
Screenshot: teltarif.de, Quelle: Youtube Telekom Netz
Jedes Jahr im Herbst kommt das "Netztest-Gewitter" über uns: Tageszeitungen, Fachzeitschriften, Onlineseiten und Blogs beschäftigen sich mit der Netzqualität.

Jetzt zu Anfang des neuen Jahres ist es etwas ruhiger. Gelegenheit für Markus Jodl, Pressesprecher der Deutschen Telekom und zuständig für die Netzausbauvideos auf dem YouTube Kanal "Telekom Netz", sich einmal mit Mathias Poeten, Senior Vicepresident Service & Demand Management bei der Deutschen Telekom über die Menge der Tests und ihre Bedeutung für die Telekom zu unterhalten.

Verschiedene Testformen

Mathias Poeten, Senior Vicepresident Service & Demand Management bei der Deutschen Telekom zu Netztests und ihre Bedeutung. Mathias Poeten, Senior Vicepresident Service & Demand Management bei der Deutschen Telekom zu Netztests und ihre Bedeutung.
Screenshot: teltarif.de, Quelle: Youtube Telekom Netz
Mathias Poeten unterscheidet zwischen verschiedenen Testformen:

  • Drive Tests (jährlich, meist im Herbst gegen Jahresende): Dabei werden klassische Smartphones im Fahrzeug oder in Rucksäcken über bestimmte Meßstrecken bewegt
  • Crowd Tests: Mobilfunkkunden messen aktiv, entweder von sich aus oder automatisch. Bekannte Programme sind beispielsweise Ookla-Speedtest oder Opensignal.
  • Anekdotische Tests

Anekdotische Tests können Erlebnisse eines Journalisten, Bloggers oder eines betroffenen Kunden sein, der aus seiner Sicht erzählt, was er wann wo erlebt hat. Diese Tests sind für Poeten eher problematisch, weil jeder Leser oder Zuschauer daraus andere Schlüsse zieht.

Die sogenannten "DriveTests" kommen der Realität am nächsten. Die Crowd-Tests können unklare Ergebnisse liefern. Ein Beispiel: Der Kunde kann kein LTE nutzen, weil sein Gerät es nicht kann oder sein Tarif es nicht hergibt, dann ist die Messung für Poeten wenig aussagefähig, weil das Netz vor Ort mehr könnte.

Bundes- und Länder-Apps?

Neuerdings gibt es von Parteien oder der Politik ins Spiel gebrachte Bundes- oder Länder Apps. Sie arbeiten in der Regel nach dem Crowdsourcing-Prinzip. Sie werden meist nur dann angeworfen, wenn es Probleme gibt.

Wie repräsentativ ist das Ergebnis?

Statistisch sind diese Tests alle "schwierig". Es könnte einen Punkt geben, wo es Netz gibt, aber - warum auch immer- keiner misst. Manche Tests verlangen, dass alle Netzbetreiber zugleich Netz haben, um Vergleiche anstellen zu können. Das findet Poeten, dessen Unternehmen viel Geld in den Netzausbau auch abgelegener Regionen steckt, nicht so gut. "Müssen alle Netzbetreiber am Messpunkt Netz haben?"

Viele Tests bestätigen eigene Erkenntnisse

In der Regel zeigen die Tests das auf, wass die Telekom schon kennt. "Wir sind stolz, bei den Tests in den letzten Jahren vorne zu liegen. Man lernt auch dass es noch Handlungsfelder gibt. Tests zeigen, wo "wir was tun müssen, meistens wissen wir es auch."

Manche "Testergebnisse" sind aus einer politisch motivierten, medialen Diskussion enstanden und stehen einer faktischen Diskussion entgegen. Die Diskussion in den Medien wurde auch durch die bevorstehende 5G-Ausschreibung angeheizt. Dabei sei viel emotionale sachfremde Diskussion gekommen.

Die Telekom versorgt nach eigenen Angaben 97 Prozent der Bevölkerung mit LTE. Sie hat erkannt, dass mehr Netz auch mehr Datennutzung, mehr Spaß und speziell LTE kürzere Rufaufbauzeiten bedeutet.

Poeten ist sich auch klar bewusst, dass es noch einiges zu tun gibt. "Wir decken aber noch nicht ganz Deutschland ab". Wir wissen, dass Kunden mit Problemen medial aktiver sind, als Kunden die kein Problem haben.

Für 2019 steht die 5G-Lizenzausschreibung mit deutlichen Auflagen, was den Netzausbau anbetrifft, an. Schwerpunkte des weiteren Netzausbaus werden Bundesverkehrsstrecken (Straße, Schiene), aber auch die innerstädtischen Bereiche sein und es wird auf jeden Fall noch mehr LTE geben.

Eine Einschätzung

Dass die Deutsche Telekom in Deutschland an vielen Stellen die beste Netzversorgung bietet, kann man täglich neu erleben, und das haben auch zahlreiche Tests ergeben. Dennoch kann es Stellen geben, wo genau das "beste Netz" - warum auch immer - gerade (noch) nicht funktioniert. Dann sind die Kunden, die möglicherweise bewusst gewechselt und dabei unter Umständen höhere Preise in Kauf genommen haben, "enttäuscht". Wenn dann genau an dieser Stelle der Freund oder Nachbar mit einem wesentlich günstigeren Tarif noch Netz hat, ist der Frust noch größer und diese Frust wird sofort im Netz bekannt gegeben. Umgekehrt ist die (Schaden-)Freude riesengroß, wenn man selbst Netz hat und der Nachbar mit seinem supergünstigeren Tarif kein Netz hat.

Der Weg der Telekom ist richtig: Netz ausbauen und auch deutlich sagen, wo gebaut wurde, wo aktuell gebaut wird und wo noch gebaut werden soll. Dann weiß der Kunde, mein Netz nimmt mich ernst und ist an einer guten Netzversorgung interessiert. Gute Netze sorgen für zufriedene Kunden und sind die beste Werbung. Gute Testergebnisse können die Mitbewerber motivieren, selbst auch mehr auszubauen, um eines Tages den einen oder anderen Test zu gewinnen. Und auch mehr Informationen darüber zu geben, wo wann was ausgebaut wird.

Das Telekom Video findet sich hier:

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