Themenspezial: Verbraucher & Service Nachgefragt

Telekom: Telefonbuch zum Anfassen gibt es weiter

Die Niederländer schaffen das gedruckte Telefonbuch ab und konzentrieren sich auf Online-Dienste und Auskunft. Wir wollten von der ehemaligen Telekom-Tochter Deutsche Tele Medien wissen, was in Deutschland geplant ist.
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Nachfrage zur Zukunft des gedruckten Telefonbuchs Nachfrage zur Zukunft des gedruckten Telefonbuchs
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Früher holte man sie für die Nutzung zuhause in der Postfiliale ab: Telefonbuch, Gelbe Seiten und Das Örtliche gibt es in Deutschland nach wie vor, mittlerweile auch palettenweise kostenlos in Supermärkten. Auch in Telefonzellen waren sie früher stets anzutreffen, doch das ist eher selten geworden.

Nachdem eine große Zahl der Telefonkunden nicht mehr zum Buch greift, sondern stattdessen lieber in Online-Diensten nachschaut, schaffen die Niederländer das gedruckte Telefonbuch ab. Wir haben bei der ehemaligen Telekom-Tocher Deutsche Tele Medien GmbH (früher: DeTeMedien) nachgefragt, ob den gedruckten Telefonbüchern in Deutschland dasselbe Schicksal droht. Denn in Deutschland gibt es da eine Besonderheit.

Zahlen zur Akzeptanz des gedruckten Telefonbuchs in Deutschland

Nachfrage zur Zukunft des gedruckten Telefonbuchs Nachfrage zur Zukunft des gedruckten Telefonbuchs
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Eine Sprecherin der Deutsche Tele Medien GmbH gab uns bereitwillig Auskunft zur Akzeptanz der Telefonverzeichnisse in Buchform. Dazu konnte sie sogar konkrete Zahlen nennen:

In enger Zusammenarbeit mit mehr als 100 regionalen Verlagen geben wir gemeinsam Verzeichnisangebote wie Das Telefonbuch aber auch Gelbe Seiten oder Das Örtliche in gedruckter und digitaler Form heraus. Verzeichnismedien haben nach wie vor eine sehr hohe Akzeptanz. Sie genießen eine hohe Markenbekanntheit, eine hohe Nutzung in allen medialen Formen und bieten verlässliche und relevante Informationen, denen die Deutschen vertrauen. Mehr als 90 Prozent kennen und schätzen Das Telefonbuch. Das belegen die Zahlen aus einer aktuellen GfK-Studie (Oktober 2017). Das Telefonbuch verzeichnet über all seine Kanäle rund 1,3 Milliarden Suchen im Jahr. 56 Prozent der Bevölkerung in Deutschland haben in den letzten 12 Monaten Das Telefonbuch genutzt. Das gedruckte Exemplar ist von 44 Prozent der Nutzer nach wie vor bevorzugter Informationskanal. 78 Prozent bewerten Das Telefonbuch als wichtige Informationsquelle in ihrer Region, 95 Prozent schätzen die Seriosität des Mediums.

"Haptische Eigenschaften": Gedrucktes Buch weiter beliebt

Natürlich steht bei Deutsche Tele Medien auch eine online-affine Nutzerschaft im Fokus, die Verzeichnisse sind schon seit vielen Jahren über digitale Kanäle abrufbar. Vor dem Siegeszug des World Wide Web waren dies zum Beispiel Auskunfts-CDs oder Btx. Die ungebrochene Beliebtheit gedruckter Telefonbücher erklärt die Sprecherin wie folgt:

Wir haben schon früh damit begonnen, uns für die Zukunft aufzustellen und bieten ergänzend zum gedruckten Exemplar auch Online- und Mobile-Services an. Damit entsprechen wir den Bedürfnissen der Verbraucher und werden auch in Zukunft für jede Nutzergruppe den passenden Kanal anbieten – analog wie auch online. Die komplementäre Nutzung der Verzeichnismedien entspricht damit den allgemeinen Mediennutzungsgewohnheiten, welche auch die Tageszeitungen und immer mehr Publikumszeitschriften durch ihre multimediale Präsenz auf Papier, online und mobil berücksichtigen. Dabei überzeugt das gedruckte Werk nach wie vor durch seine haptischen Eigenschaften. Informationen werden anfassbar und wirken nachhaltig. In unserem Selbstverständnis ist der Kern des Verzeichnismediums heute das schnelle, detaillierte und stets aktuelle Digitalverzeichnis – auf die "gedruckte Version" dieses Services werden wir aus den genannten Gründen jedoch nicht verzichten.

Weitere Gründe: Gesetzlich vorgeschrieben und ein Marketing-Instrument

Laut einer Umfrage sind gedruckte Telefonbücher nach wie vor beliebt Laut einer Umfrage sind gedruckte Telefonbücher nach wie vor beliebt
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Eine Sache wussten wir natürlich vor der Anfrage bei Deutsche Tele Medien schon: Das gedruckte Telefonbuch wird sogar in einem deutschen Gesetz vorgeschrieben. In § 78 TKG werden Universaldienstleistungen erwähnt, "für die eine bestimmte Qualität festgelegt ist und zu denen alle Endnutzer unabhängig von ihrem Wohn- oder Geschäftsort zu einem erschwinglichen Preis Zugang haben müssen und deren Erbringung für die Öffentlichkeit als Grundversorgung unabdingbar geworden ist." Dazu zählt auch "die Verfügbarkeit mindestens eines von der Bundesnetzagentur gebilligten gedruckten öffentlichen Teilnehmerverzeichnisses [...], das dem allgemeinen Bedarf entspricht und regelmäßig mindestens einmal jährlich aktualisiert wird".

Selbst wenn Deutsche Tele Medien irgendwann einmal die gedruckten Telefonbücher abschaffen wollte, was momentan gar nicht der Fall ist, müsste zuvor diese gesetzliche Vorschrift geändert werden. Das weiß natürlich auch die Sprecherin von Deutsche Tele Medien, sie weist aber auch auf Haushalte ohne Internetzugang und auf die Marketing-Möglichkeiten des gedruckten Telefonbuchs hin:

In diesem Zusammenhang muss auch darauf hingewiesen werden, dass nicht alle Haushalte einen Zugang zum Internet haben und somit zur Infor­mations­be­schaffung auf gedruckte Verzeichnismedien nach wie vor angewiesen sind. Dem trägt auch die sog. Universaldienst-Verpflichtung nach Telekommunikationsgesetz Rechnung. Darüber hinaus ist die Werbung in gedruckten Ausgaben von Verzeichnismedien wie auch im Digitalverzeichnis nach wie vor für werbetreibende kleine und mittelständische Unternehmen ein "Must-have" für ihre lokale bzw. regionale Werbung. Die regionalen Verlage stehen vor Ort als Partner dieser mittelständisch Gewerbetreibenden für eine Beratung zur Verfügung, um eine werbewirksame Reichweite auf allen medialen Kanälen anzubieten. Damit wird eine Plattform geschaffen, auf der anders als bei Suchmaschinenangeboten eine adäquate und prominente Wahrnehmung stattfinden kann.

Die in Deutschland verfügbaren Dienste präsentieren wir auf unserer Ratgeberseite zur klassischen Telefonauskunft und alternativen Diensten.

Hinweis: In einer früheren Version des Artikels haben wir noch den alten Unternehmens-Namen DeTeMedien verwendet. Seit dem Verkauf der DeTeMedien [Link entfernt] an ein Konsortium mittelständischer Verlage am 14. Juni 2017 heißt das Unternehmen Deutsche Tele Medien GmbH.

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