Netzausbau

Telefónica: "5G-Ausbau auf tatsäch­lichen Bedarf abstimmen"

Telefónica-CEO Markus Haas hat sich für einen bedarfsgerechten 5G-Ausbau ausgesprochen und gegen National Roaming plädiert. Er setze stattdessen auf freiwillige Kooperationen.
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Telefónica-Chef Markus Haas äußert sich zu 5G-Plänen Telefónica-Chef Markus Haas äußert sich zu 5G-Plänen
Foto: Telefónica
Der geplante Auf- und Ausbau der neuen Mobilfunktechnologie 5G wird seit vielen Monaten diskutiert. Im Frühjahr 2019 sollen die Frequenzen vergeben werden, auf denen die nächste Mobilfunkgeneration funken wird. Dabei wird von Seiten der Politik, der Industrie und nicht zuletzt der Verbraucher der Wunsch laut, den neuen Standard möglichst schnell flächendeckend auszubauen.

Telefónica-Deutschland-Chef Markus Haas hat sich nun in die Debatte eingeklinkt und angeregt, den 5G-Ausbau auf den tatsächlichen Bedarf abzustimmen. Bei den Forderungen nach einem raschen flächendeckenden Ausbau bleibe oft außer Acht, wo und wofür 5G tatsächlich benötigt werden.

5G wird zunächst vor allem von der Industrie gebraucht

Telefónica-Chef Markus Haas äußert sich zu 5G-Plänen Telefónica-Chef Markus Haas äußert sich zu 5G-Plänen
Foto: Telefónica
"Vorerst wird 5G vor allem in der Industrie ganz neue Anwendungen ermöglichen. Entsprechend wollen sich die Automobilindustrie, die verarbeitende Industrie, Logistikkonzerne oder der Maschinenbau vorbereiten", so der Telefónica-CEO. "Hier müssen wir alle zusammenstehen, damit wir als größte Wirtschaftsnation Europas diese Chancen nutzen können."

Das schließe den Mittelstand mit ein, der oft in ländlichen Gegenden aktiv sei. "Wir müssen also genau dort die Infrastruktur aufbauen, wo die Unternehmen sie wirklich brauchen", so Haas. "Dass die Bundesnetzagentur einen Teil des 5G-Spektrums nicht den bundesweiten Netzbetreibern geben möchte, sondern für lokale Anwendungen reserviert, ist dabei fatal. Denn für die besten 5G-Netze in Deutschland brauchen wir alle geeigneten Frequenzen."

Endverbraucher würden für den schnellen mobilen Internet-Zugang vor allem das LTE-Netz benötigen - und zwar überall dort, wo sie sich aufhalten. Mit den Frequenzen, die im kommenden Frühjahr vergeben werden, sei eine derart umfassende Versorgung weder physikalisch noch wirtschaftlich möglich. Zigtausende neue Mobilfunkmasten wären dafür erforderlich.

Die richtige Technologie an den richtigen Orten

Telefónica plädiere für einen Ausbau mit Augenmaß. "Wir müssen die richtige Technologie an den richtigen Orten verbauen und dabei zeitlich mit den technologischen Anforderungen Schritt halten", so der CEO der Münchner Telefongesellschaft. "Dass wir in Zukunft in Deutschland weit verzweigte 5G Netze haben werden, steht außer Frage. Es kommt aber auf die passenden Frequenzen und den richtigen Fahrplan an."

Telefónica schlägt vor, die Lizenzen für die "Flächenfrequenzen", über die die Netzbetreiber verfügen, deren Laufzeit aber 2025 bzw. 2033 endet, frühzeitig bis 2040 "kostengünstig" zu verlängern. Nur diese Frequenzen würden einen wirtschaftlich sinnvollen Ausbau in der Fläche ermöglichen.

Diese Verlängerung könnte dann an strenge Versorgungsauflagen für die 5G-Flächenversorgung gekoppelt werden, etwa eine Versorgung von 98 Prozent der Haushalte sowie allen Autobahnen und Bundesstraßen mit 100 MBit/s bis 2022. Dabei solle zunächst jeweils mindestens ein Betreiber die Region abdecken. Bis 2025 solle jeder Netzbetreiber die Versorgung eigenständig realisieren.

Kein National Roaming und keine "versteckte Dienstanbieterverpflichung"

Telefónica spricht sich ferner gegen National Roaming und eine "versteckte Dienstanbieterverpflichung" aus. Haas: "Es kann nicht sein, dass wir gezwungen werden, anderen Unternehmen Zugang zu unserem Netz zu gewähren, obgleich diese selbst nichts in die Netze investiert haben und keine Frequenzkosten in Höhe von bisher bereits 60 Milliarden Euro aufbringen mussten."

Stattdessen spricht sich der Telefónica-CEO für freiwillige kommerzielle Kooperationen aus: "Wir haben oft genug bewiesen, dass solche Kooperationen erfolgreich zustande kommen. Sei es mit Blick auf das Teilen von Mobilfunkmasten oder die Zusammenarbeit beim Anschluss von Mobilfunkmasten an Glasfaser."

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