Preisbrecher

USA: New T-Mobile verspricht Preisbrecher-Tarif

Um die noch hängende Fusion von T-Mobile USA und Sprint zu voll­enden, macht die New T-Mobile ein unschlag­bares Angebot: Kosten­lose Verträge mit Sprache und Daten (5G) für Rettungs­kräfte und ein auto­matisch wach­sender Preis­brecher-Tarif.
Von der T-Mobile-US-Pressekonferenz berichtet

Nicht um 16 Uhr, sondern erst um 19 Uhr deut­scher Zeit lud T-Mobile USA (dort spricht man es in etwa "Tii Mooubel" aus) gestern zur Internet/Telefon-Pres­sekon­ferenz.

John Legere, der kultige CEO von T-Mobile USA, der noch vom dama­ligen Deut­sche-Telekom-CEO René Ober­mann an Bord geholt wurde, trat auf, wie immer, mit magen­tafar­benem T-Shirt mit silbernem T-Logo, darüber eine "Vintage"-Motorrad-Leder­jacke eben­falls mit "T"-Logo auf dem Revers. Tim Höttges, der als ausge­machter Fan von Legere gilt, hat man schon ab und mit magen­tafar­benen Snea­kers gesehen.

Nun, der ameri­kani­sche Markt tickt anders. Das Angebot, das T-Mobile US im Vorgriff auf die New T-Mobile gestern Abend um 13 Uhr New Yorker Orts­zeit (19 Uhr deut­scher Zeit) vorstellte, ist ein eindeu­tiges Signal.

John Legere: Ein Angebot, das Sie nicht ablehnen können

Über­raschend teilte Legere mit, dass die Fusion von T-Mobile US mit Sprint noch einmal nach­verhan­delt werden könnte. Es gebe Gespräche über den Zeit­plan als auch die Bedin­gungen des Zusam­menschlusses, sagte Legere dazu. Der Deal war (nach jahre­langen Vorbe­reitungen) im Früh­jahr 2018 beschlossen worden. Die Deut­sche Telekom soll den größten Anteil am fusio­nierten Unter­nehmen "New T-Mobile" über­nehmen. Bislang ging es um rund 26 Milli­arden Dollar (etwa 23,5 Milli­arden Euro). Legere wollte auch eine Nach­verhand­lung des Preises nicht ausschließen. Kultiger Firmenchef von T-Mobile USA: John Legere, der auf sozialen Medien sehr aktiv ist Kultiger Firmenchef von T-Mobile USA: John Legere, der auf sozialen Medien sehr aktiv ist
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Zwar haben die US-Regu­lierungs­behörde FCC und das Justiz­minis­terium (DoJ) dem Zusam­menschluss bereits zuge­stimmt. Eine Reihe von US-Bundes­staaten versucht jedoch noch, die Fusion der dritt- und viert­größten Mobil­funker im Lande wegen befürch­teter Nach­teile für Wett­bewerber, Verbrau­cher oder Mitar­beiter mit einer Klage zu verhin­dern. Der entspre­chende Prozess soll im Dezember bei einem Gericht in New York beginnen.

Drei Punkte umfasste das Angebot von T-Mobile USA mit dem deut­lichen Hinweis, dass diese erst möglich sein werden, wenn die geplante Fusion von T-Mobile USA und Sprint tatsäch­lich voll­zogen worden ist.

Kosten­lose Verträge für Rettungs­kräfte und sozial schwache Fami­lien

T-Mobile US verspricht, allen Erst­helfern bei öffent­lichen und gemein­nützigen Einrich­tungen, wie Polizei, Feuer­wehr oder Rettungs­diensten (EMS) in den USA für 10 Jahre eine Flat­rate mit Sprache und Daten im noch dieses Jahr star­tenden 5G-Netz von T-Mobile zu geben.

Als zweites Angebot will T-Mobile die "Haus­aufga­benlücke" schließen: Etwa 10 Millionen Haus­halte mit Kindern, die sich bisher kein Inter­netzu­gang leisten konnten, weil es das Fami­lien­einkommen einfach nicht hergibt, sollen kosten­losen Online-Zugang und die notwen­dige Hard­ware dafür bekommen. Dabei will T-Mobile mit den örtli­chen Sozi­albe­hörden zusam­menar­beiten, um die wirk­lich bedürf­tigen Fami­lien zu ermit­teln.

T-Mobile rechnet vor, dass es in den USA etwa 35 Millionen Haus­halte mit Kindern gäbe, wovon 15 Prozent keinen Zugriff auf das Internet haben. Fehlender Zugriff auf das Internet nehme diesen Kindern jegliche Chance auf vernünf­tige Bildung.

Neuer Preis­brecher-Prepaid-Tarif

In den USA gibt es große Bedenken, dass nach einer voll­zogenen Fusion die Preise für den Mobil­funk allge­mein steigen würden. "Nein", sagte T-Mobile gestern, "das Gegen­teil wird er Fall sein." Das passende Angebot ist ein Prepaid-Tarif, der "T-Mobile-Connect" heißt und für 15 US-Dollar (etwa 13,50 Euro) pro Monat 2 GB Daten über das 4G bzw. 5G-Netz oder 5 GB Daten­volumen für 25 US-Dollar (etwa 22,50 Euro) pro Monat verspricht, Sprache und SMS sind jeweils in der Flat inklu­sive. Als beson­deren Gag werden zu den Paketen jedes Jahr 500 MB dazu addiert, so würden aus den 2GB im 3. Jahr dann 3 GB im Monat und so weiter. Diese Stei­gerung werde für 5 Jahre garan­tiert.

Vergli­chen mit Deutsch­land sind diese Preise durchaus inter­essant, in den USA war Mobil­funk bislang durchweg wesent­lich teurer.

Signal an AT&T und Verizon und die Politik

"Die Einhal­tung all dieser Zusagen durch T-Mobile wird sich sowohl wett­bewerbs­orien­tiert als auch im Hinblick auf den Firmen­wert stark auf AT&T und Verizon auswirken. Diese Netz­betreiber können sich nicht ohne Antwort zurück­lehnen" findet man bei T-Mobile USA.

Poli­tischen Druck soll das ganze auch auf die Staats­anwälte ausüben, die für bestimmte Bundes­staaten derzeit noch gegen die Fusion argu­mentieren. Ameri­kani­sche Analysten glauben, dass das funk­tionieren könnte.

T-Mobile US wie seiner­zeit Simyo in Deutsch­land

T-Mobile US ist in den USA ein "Chal­lenger", vergleichbar mit der in Deutsch­land nicht mehr aktiven Marke Simyo, die heute zu Telefónica gehört. Da Tele­fonica/o2 heute eher als Markt­führer (nach Kunden­zahlen) zu sehen ist, wäre Voda­fone heute der neue "Heraus­forderer" im Markt.

Angebot an Sicher­heits­kräfte auch in Deutsch­land

Kurio­serweise hatte Voda­fone schon im Jahre 2003 ein Angebot an die Rettungs­dienste und Sicher­heits­behörden gemacht. Unter dem Stich­wort "GSM-BOS" hätten Polizei, Feuer­wehr und Rettungs­dienste prio­risiert auf dem dama­ligen Voda­fone D2 GSM-Netz tele­fonieren und mitein­ander spre­chen können. Der attrak­tive Vorteil wäre ein bereits exis­tierendes Netz gewesen, das sicher­lich wesent­lich schneller und dichter ausge­baut worden wäre, weil die Rettungs­dienste und Sicher­heits­kräfte schließ­lich überall unter­wegs Kontakt haben müssen. Der deut­sche Staat hätte damals einige Milli­arden sparen können.

Doch die deut­sche Politik war damals dagegen. Ein privates Unter­nehmen mit unklaren (welt­weiten) Besitz­verhält­nissen wäre "beein­flussbar" gewesen. Und Voda­fone wollte damals für seine Dienste regel­mäßig Geld haben. Poli­zeifunk pro Gesprächs­minuten bezahlen? Oder Minu­tenpa­kete, die im entschei­denden Moment abge­laufen wären?

Das Angebot von T-Mobile US ist da schon schlauer. Die ameri­kani­schen Rettungs- und Sicher­heits­kräfte dürften speziell in abge­legenen Regionen finan­ziell nicht so auf Rosen gebettet sein (und der Staat ist in den USA ziem­lich klamm) und daher das Angebot daher liebend gerne annehmen. Erwünschter Effekt: Es wird Druck auf die Politik ausgeübt werden, diesen Deal zuzu­lassen.

Von daher könnte der noch vorhan­dene Wider­stand gegen die Fusion langsam in sich zusam­menbre­chen. Mal sehen, was am Ende aus diesen Ange­boten wird.

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