Beratung

Studie zu 5G-Campus-Netzen: Wofür sind sie gut?

Die Indus­trie hat die Nase voll. Sie möchte auf ihren Werks­geländen eigene Netze bauen, die sie voll unter Kontrolle haben. Die Daten sollen in der eigenen Firma bleiben, die Abde­ckung muss besser werden.
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Das Stuttgarter Beratungsunternehmen hat den Markt für Campusnetze analysiert. Das Stuttgarter Beratungsunternehmen hat den Markt für Campusnetze analysiert.
Grafik mm1 Stuttgart
Das Stutt­garter Bera­tungs­unter­nehmen "mm1" hat eine aktu­elle Markt­studie über maßge­schnei­derte Mobil­funk­netze für die deut­sche Indus­trie erstellt.

5G überall ein Thema

Das Stuttgarter Beratungsunternehmen hat den Markt für Campusnetze analysiert. Das Stuttgarter Beratungsunternehmen hat den Markt für Campusnetze analysiert.
Grafik mm1 Stuttgart
Nicht nur bei der Inter­natio­nalen Funk­ausstel­lung (IFA) in Berlin hat 5G eine zentrale Rolle gespielt. Unter­nehmen der deut­schen Indus­trie erhoffen sich von dieser neuen "Schlüs­seltech­nologie" die Möglich­keit, anspruchs­volle Indus­trie-4.0-Anwen­dungs­fälle reali­sieren zu können.

Bessere Vernet­zung

So soll 5G vor allem die Vernet­zung aller Geräte auf dem Firmen­gelände auch an schwer erreich­baren Stellen ermög­lichen und bewegte Dinge mitein­ander vernetzen. Das ist natür­lich ein ideales Spiel­feld für Bera­tungs­agen­turen. Das Unter­nehmen "mm1" (Spezia­listen für Connected Busi­ness) haben sich den Markt für Campus-Netze im Rahmen einer Studie ange­sehen und geben Hand­lungs­empfeh­lungen für Anbieter und Nach­frager.

mm1 stellt Studie vor

teltarif.de durfte vorab einen Blick in die Studie werfen. Darin wurden folgende Fragen gestellt: Worauf müssen Anbieter und Nach­frager von Campus-Netzen achten? Müssen sie auf 5G warten, um anspruchs­volle Indus­trie-4.0-Anwen­dungs­fälle zu reali­sieren?

Im Markt für Campus-Netze gibt es derzeit über 40 Anbieter, wenn­gleich derzeit die euro­päischen Netz­werk-Hersteller Ericsson und Nokia den Markt domi­nieren, genannt wurde auch Qual­comm für Chip­sätze und Know-How. Bei Anbie­tern aus China wie ZTE oder Huawei sind viele Unter­nehmen noch sehr zurück­haltend, solange die aktu­elle poli­tisch vorbe­lastete Diskus­sion läuft.

Netze können von inter­national bekannten Netz­werk­betrei­bern (in Deutsch­land wären das Telekom, Voda­fone oder Telefónica, es könnten aber auch Anbieter wie Orange, SoftBank, NTT, AT&T, BT oder Verizon sein) gebaut und gelie­fert werden.

Dann tummeln sich IT-Dienst­leister und Hard­ware-Anbieter wie Atos, Cisco, Ruckus oder Ubiquiti und andere im Markt.

"Verti­kale" Akteure, die Hard- und Soft­ware oder Know-How anbieten wollen, wären der Zentral­verband der Elek­trotechnik- und Elek­tronik­indus­trie (ZVEI), die Unter­nehmen Bosch, Siemens und andere.

50 Prozent haben schon probiert

Erstaun­lich: Über 50 Prozent der deut­schen Mittel­ständer haben bereits fünf von 10 mögli­chen Indus­trie-4.0-Anwen­dungs­fällen (Use Cases) in ihren Unter­nehmen auspro­biert. Für drei Viertel der mittel­stän­dischen Unter­nehmen ist im Endef­fekt der Kosten­vergleich das ausschlag­gebende Krite­rium beim Einkauf von Netz­infra­struktur, wen wundert es.

Die Skalier­barkeit (also möglichst problem­lose Erwei­terung eines vorhan­denen Systems), Moni­toring (Über­wachung), lokale Daten (Die Daten bleiben in der Firma auf eigenen "Edge"-Servern, die im Werk selbst stehen) und E2E (Ende-zu-Ende) sind für Mittel­ständler die vier wich­tigsten Krite­rien bei der Auswahl einer Campus-Netz­lösung.

Lösungen für Big Data

Die Unter­nehmen wollen die gigan­tischen Daten­mengen (Big Data) und die robo­terge­stützte Produk­tion in den Griff bekommen. Predic­tive Main­tenance (mein Gerät sagt mir recht­zeitig vorher, wann es kaputt geht) oder selbst­fahrende Logis­tikfahr­zeuge sind Dinge, die sich die Unter­nehmen in erste Linie wünschen.

Bei der Markt­studie wurden sowohl die exis­tierenden Ange­bote vergli­chen, als auch Inter­views mit Vertre­tern deut­scher Indus­trie­unter­nehmen geführt, um die Anfor­derungen und Auswahl­krite­rien für verfüg­bare und zukünf­tige Ange­bote zu ermit­teln. Aus diesen Erkennt­nissen wurden konkrete Hand­lungs­empfeh­lungen für die Markt­teil­nehmer abge­leitet.

Bereits im Zuge der Auktion von 5G-Mobil­funk­frequenzen im Früh­jahr 2019 wurde deut­lich, dass namhafte deut­sche Indus­trie­konzerne großes Inter­esse daran haben, eigene, maßge­schnei­derte Mobil­funk­netze zu betreiben. Neben Konzernen wie BASF, Siemens, Bosch, Deut­sche Messe oder dem Flug­hafen­betreiber Fraport wollen auch die Auto­konzerne wie Volks­wagen, BMW und Daimler Anträge auf Campus-Frequenzen zwischen 3,7 und 3,8 GHz einrei­chen. Die deut­sche Indus­trie will sich mit ihren spezi­ellen Anfor­derungen damit unab­hängiger von den öffent­lichen Mobil­funk­netzen und der 5G Ausbau­planung machen.

Lang­samer Netz­ausbau hat Indus­trie frus­triert

Das ist verständ­lich: Der "lang­same" Netz­ausbau und viele Funk­löcher in Indus­trie­geländen oder in Gebäuden, für die sich keiner richtig "zuständig" fühlt und die einfach nicht gestopft werden (können), haben für Frust gesorgt. Manches Indus­trie-Unter­nehmen plant daher, "das machen wir am besten selbst".

Unter­nehmen wollen Kontrolle behalten

Wichtig ist, dass das Unter­nehmen die volle Kontrolle über das Netz hat und weiß, was darin statt­findet ("Trans­parenz"). Externe Unter­nehmen oder Dienst­leister sollen - wenn über­haupt - nur unter voller Kontrolle des Unter­nehmens Zugriff auf diese Netze haben.

Wenn ein Privat­kunde etwas kauft, geht es um den (einma­ligen) Preis. Bei Campus-Netzen treffen zwei Philo­sophien aufein­ander: Der Unter­nehmer möchte über­schau­bare klare Kosten, die Anbieter setzen auf dyna­mische Preis­modelle (Du zahlst, was Du genutzt hast).

Muss es sofort 5G sein?

Nein. Es muss nicht unbe­dingt (sofort) 5G sein, bis dahin tut es LTE auch, denn LTE ist wesent­lich stabiler und zuver­lässiger als das bislang genutzte WiFi (WLAN). Der Grund: LTE wird vom Netz­betreiber "verwaltet", die Wahr­schein­lich­keit, dass Stören­friede dazwi­schen funken, ist damit sehr gering. Bei WiFi sind die Frequenzen unge­regelt, da darf "jeder­mann" drauf, vom Baby­phone bis zur schnur­losen Tastatur oder Compu­termaus oder ein kleines lokales WLAN, das mit dem Firmen­netz gar nichts zu tun haben muss oder sollte.

Campus-Netz - was ist das?

Unter einem "Campus-Netz" verstehen viele Kunden etwas anderes. Die einen möchten ihre Maschinen verbinden und steuern oder wenigs­tens wissen, wie es der Anlage geht (Tempe­ratur, Druck, Zustand auf/zu etc.). Andere möchten gerne betriebs­intern überall und jeder­zeit kommu­nizieren können, per Sprache oder viel­leicht auch per Text-System.

Die befragten Entscheider arbeiten in der IT-Abtei­lung und sind im Schnitt 43 Jahre alt. Neben Leuten mit IT-Kennt­nissen entscheiden auch oft die Kauf­leute ("was darf das kosten") mit.

Campus-Netz - kein Zugang für Außen­stehende

Eins ist klar: Wenn eine Firma ein Campus-Netz einrichtet, bleiben Besu­cher oder Passanten (die am Werks­gelände vorbei­kommen) erst einmal draußen. Mitar­beiter können das Netz nur mit dezi­dierten Geräten oder SIM-Karten nutzen. Die Firmen dürfen nur auf dem "eigenen" Gelände funken, viel­leicht können Sie Mitar­beitern oder Geräten aus Außen­stellen oder tempo­rären Gästen (Liefe­ranten) ein Nutzungs­recht einräumen, aber die Firmen dürfen damit nicht als öffent­lich zugäng­licher Netz­betreiber auftreten.

Wer ist mm1?

mm1 sieht sich als "Unter­nehmens­bera­tung für Connected Busi­ness". Rund 100 Berater unter­stützen die anfra­genden Unter­nehmen bei der Gestal­tung der digi­talen und vernetzten Welt. Das läuft unter dem Anspruch „Wir machen digi­tale Cham­pions!“, womit "zeit­gemäße Geschäfts­modelle, Produkte und Prozesse" reali­siert werden sollen. mm1 wurde 1997 gegründet und hat seinen Firmen­sitz in Stutt­gart.

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