Auf der Kippe

Insel St. Helena: Fällt die Internet-Verbindung ins Wasser?

Die EU hatte 21,5 Millionen Euro zugesagt, um eine Abzweigung von einem geplanten Afrika-Südamerika Kabel nach St. Helena zu bauen. Doch das Kabel kommt einfach nicht. Können Facebook oder Google helfen?
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300 Millionen Euro hat der Flughafen auf der Insel St. Helena gekostet. Wegen Scherwinden kann er nicht so wie geplant genutzt werden. 300 Millionen Euro hat der Flughafen auf der Insel St. Helena gekostet. Wegen Scherwinden kann er nicht so wie geplant genutzt werden.
Foto: ahumansright.org
Wir hatten über das mögliche Unterseekabel für die Napoleon-Insel St. Helena berichtet, was diese fernab der üblichen Schifffahrtsrouten gelegenen Insel mit dem Rest der (Internet-)Welt verbinden sollte, nachdem ein fast 300 Millionen Euro teurer Flughafen nicht den gewünschten Effekt gebracht hatte.

21,5 Millionen für eine Abzweigung

300 Millionen Euro hat der Flughafen auf der Insel St. Helena gekostet. Wegen Scherwinden kann er nicht so wie geplant genutzt werden. 300 Millionen Euro hat der Flughafen auf der Insel St. Helena gekostet. Wegen Scherwinden kann er nicht so wie geplant genutzt werden.
Foto: ahumansright.org
Nach jahrelangen erfolglosen Eingaben an die britische Regierung gewährte die Europäische Union St. Helena im Juni 2018 im Rahmen des 11. Europäischen Entwicklungsfonds den Betrag von 21,5 Millionen Euro für eine Abzweigung eines geplanten transatlantischen Unterseekabels, womit die "sozioökonomische Entwicklung" der ansonsten ziemlich isolierten Inselgemeinschaft erreicht werden sollte. Leider wurde das damals fest eingeplante Transatlantikkabel, von dem eine Abzweigung auf die Insel führen sollte, das "South Atlantic Express-Kabel (SAEx)", immer noch nicht realisiert. Es hängt - wir ahnen es - an der Finanzierung.

Digital abgeschnitten

Diese Auswirkungen spüren die Inselbewohner von St. Helena deutlich. Die Bevölkerung leidet dort weiterhin unter der digitalen Spaltung, die sich auf die Bildungs-, Gesundheits- und wirtschaftlichen Möglichkeiten der Insel auswirkt. Die vielen Satellitenbetreiber, die nach Aktivitäten des Internetspezialisten Christian von der Ropp die Errichtung von Bodenstationen auf St. Helena in Betracht gezogen hatten, könnten stattdessen Bodenstationen in Afrika auf dem Kontinent oder in Lateinamerika einrichten.

Gerade diese Bodenstationen hätten aber die hohen Kapazitäten der Glasfaser zur Insel optimal ausgenutzt und den laufenden Betrieb mitfinanziert. Der Aufbau, der Betrieb und die Wartung der Bodenstationen hätten außerdem Arbeitsplätze auf der Insel geschaffen und gesichert.

Steht die Inselzukunft auf der Kippe?

Jetzt wird es eng. Die EU-Finanzierung hängt von bestimmten Rahmenbedingungen und Fristen ab. Daher kann St. Helena einiges an Geld verlieren, wenn nicht rechtzeitig ein Kabel auf der Insel angelandet wird. Aufgrund des aktuell schwebenden Brexit ist es politisch auch völlig unmöglich, diese Fristen zu verlängern.

Hoffnung durch Facebook oder Google?

Nachdem die Wirtschaftszeitung Wall-Street-Journal (WSJ) am 7. April Pläne der Internet-Riesen Facebook und Google bekannt gab, zwei separate Kabel nach Afrika zu verlegen, hoffen die Inselbewohner, dass mindestens eine dieser beiden Firmen bereit sein könnte, eine Abzweigung nach St. Helena zu ermöglichen.

Hilferuf aus Jamestown

Die Donnerstagausgabe der Inselzeitung "St. Helena Independent" [Link entfernt] klingt wie ein verzweifelter Hilferuf: "St. Helenas Schicksal kann wirklich als tragisch bezeichnet werden. Zuerst gab die britische Regierung 285 Millionen Pfund für einen Flughafen aus, der durch den Tourismus wirtschaftliche Perspektiven bringen sollte. Leider hatten Planer die Warnungen vor Turbulenzen ignoriert, welche die Größe der Flugzeuge die dort sicher landen können, einschränkte. Dadurch stiegen die Flugpreise und es kam zu häufigen Verspätungen. Dann haben wir uns jahrelang dafür eingesetzt, die Finanzierung für das Kabel zu sichern, aber jetzt, da es die erforderliche finanzielle Unterstützung gibt, tritt das erhoffte Kabel nicht ein, während der Brexit die Finanzierung gefährdet, obwohl die britische Regierung angeblich versprochen hat, den Verlust von EU-Geld auszugleichen."

So sieht man wie scheinbar isolierte Entscheidungen (wie ein Brexit), irgendwo anders in der Welt fatale Folgen haben können.

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