Probelauf beendet

Sparen beim Tanken: Start der Meldestelle für Benzinpreise

Schneller Vergleich der Benzinpreise per App von 14 000 Tankstellen
Von Rita Deutschbein mit Material von dpa

Sparen beim tanken: Start der Meldestelle für Benzinpreise Sparen beim tanken: Benzinpreise leicht vergleichen
Bild: dpa
Am 31. August ist ein Gesetz in Kraft getreten, das die deutschen Tank­stellen dazu verpflichtet, ihre aktuellen Preise für die Sprit­sorten Diesel, Super E10 und Super E5 bei jeder Änderung digital an die neu einge­richtete Markt­transparenz­stelle (MTS [Link entfernt] ) für Kraft­stoffe zu übermitteln. Dadurch hatten Auto­fahrer innerhalb einer zeit­gleich gestarteten ersten Test­phase die Möglich­keit, über entsprechende Apps die Benzin­preise jederzeit zu beobachten und ihr Tank­verhalten entsprechend anzupassen. Heute startet der offizielle Probe­lauf, der dem für den 1. Dezember geplanten Regelbetrieb der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe vorausgeht.

Sparen beim tanken: Start der Meldestelle für Benzinpreise Sparen beim tanken: Benzinpreise leicht vergleichen
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In Zeiten stark steigender Benzin­preise und neuer Preis­rekorde an den Tank­stellen entflammt regelmäßig eine öffentliche Diskussion um die Marktmacht der Mineral­ölkonzerne. Medien und Politiker fordern dann oft schärfere kartell­rechtliche oder politische Maßnahmen, die steuernd oder regulierend in den Markt eingreifen. Umgesetzt werden konnte nichts, weil die Konzerne nicht gegen Kartell­recht verstoßen und viele diskutierte Markt­eingriffe sich als nicht praktikabel oder rechtlich unzulässig erwiesen. Mit der Transparenz­stelle für Kraftstoffe soll die Position des Verbrauchers gestärkt werden.

So funktioniert die Meldestelle

Die mehr als 14 000 Tankstellen in Deutschland sollen ihre aktuellen Preise unverzüglich an die Markt­transparenz­stelle übermitteln. Mit dem Abschluss der Testphase sind bereits über 13 000 Tankstellen bei der MTS erfasst und "funken" aktuell ihre Daten. Von dort gehen sie an Verbraucher-Informations­dienste wie zum Beispiel spezialisierte Internet-Portale oder Verbraucher­orga­nisationen. Und der Autofahrer kann die Preise über Internet-Seiten, Smartphone-Apps oder sein Navigations­gerät abrufen. In einer weiteren Meldung haben wir entsprechende Apps wie mehr-tanken, die TankenApp von T-Online sowie die App clever-tanken bereits näher vorgestellt.

Die Anbieter der Apps, die bislang auf dem Markt sind, mussten sich die Daten mühsam von den Seiten der Tankstellen­konzerne zusammen­suchen oder sich von Auto­fahrern melden lassen. Bei mehreren Preis­änderungen pro Tag und Tankstelle konnten die Daten nicht immer aktuell und zuverlässig gehalten werden. Mit der Preis­melde­stelle wird sich die Daten­qualität dramatisch verbessern.

Abzuwarten bleibt, wie viele Auto­fahrer überhaupt eine Benzin­preis-App nutzen und die Preise vergleichen werden. Bislang haben derartige Portale täglich einige 100 000 Besucher, bei mehr als 43 Millionen Autos in Deutschland. "Der Autofahrer muss seine Marktmacht nutzen und konsequent dort tanken, wo es günstig ist", sagt Katharina Lucà vom ADAC. Nur für eine Minderheit der Autofahrer spielt der Preis bei der Tank­stellen­wahl die wichtigste Rolle, ergaben verschiedene Unter­suchungen. Für die meisten ist der Standort wichtig oder der Shop, sie haben eine Stamm­tankstelle oder eine Tank­karte oder es ist ihnen schlicht egal, ob sie beim Tanken zwei oder drei Euro mehr oder weniger ausgeben.

Könnte das Benzin nun günstiger werden?

Über die Frage, ob die Nutzung des Dienstes künftig für eine Preis­senkung sorgen wird, streiten die Experten. Es gibt keine Erfahrungen aus ähnlichen Fällen. Kritiker glauben, dass die Sprit­preise nun sogar steigen könnten, weil auch die Mineral­ölkonzerne und Tank­stellen über volle Transparenz verfügen und die Preise ihrer Konkurrenz ohne Zeitverzug kennen. Dadurch könnten sie ihre Preise lokal optimieren und die maximalen Margen erlösen, meint zum Beispiel der Unter­nehmens­berater Holger Haedrich. Die Konzerne würden gestärkt. Das Kartellamt hält dagegen: "Wir schaffen Waffen­gleichheit", sagt Präsident Andreas Mundt. Die Konzerne hätten schon immer alle Markt­infor­mationen besessen, die Autofahrer dagegen nicht.

Die Gewinne an der Tankstelle aus dem Benzin­verkauf sind nicht hoch, nach den Angaben der Branche ein bis zwei Cent je Liter. Selbst wenn es das Doppelte wäre, ist da nur wenig Luft drin. Viele Auto­fahrer ärgern sich aber vor allem über die häufigen Preis­sprünge bis zu zehn Cent, das hektische Auf und Ab, das vor allem auch vor Feiertagen zu beobachten ist. Möglicher­weise könnte sich das beruhigen. "Dann wären alle happy, wir auch", sagt Klaus Picard vom Mineral­ölwirtschafts­verband. Der Haken daran: Stabilere Preise würden tenden­ziell eher höher als niedriger liegen. Und mit den Schwankungen wäre auch die Chance vorbei, mal einen richtig günstigen Moment an der Tanke zu erwischen.

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