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Das geht auch ohne Handy: Smart Home für Ältere

Smart Home - das schlaue Zuhause - ist ein Schlagwort, das immer häufiger auftaucht. Gemeint ist damit Technik, die das Leben erleichtern soll, mehr Komfort bietet und für mehr Sicherheit sorgt. Interessant ist das auch für ältere Menschen. Sogar, wenn man kein Handy besitzt.
Von dpa / David Rist

Eine Frau putzt am 01.09.2016 in Berlin, einen Tag vor Eröffnung der Internationalen Funkausstellung (IFA), am Stand der Firma Bosch ein Display mit der Aufschrift "Smart Home". Smart Home geht auch ohne Smartphone und das könnte vor allem Älteren zugutekommen
Bild: (c) dpa
Smart Home - das schlaue Zuhause - ist ein Schlag­wort, das immer häufiger auftaucht. Gemeint ist damit Technik, die das Leben erleichtern soll, mehr Komfort bietet und für mehr Sicherheit sorgt. Interessant ist das auch für ältere Menschen. Sogar wenn man kein Handy besitzt.

"Bei den heutigen Senioren handelt um eine konsum­erfahrene, wert­orientierte und erfahrene Ziel­gruppe, die sich nicht so schnell etwas vormachen lässt", sagt Ursula Geismann, Sprecherin des Verbandes der Deutschen Möbel­industrie in Bad Honnef bei Bonn. "Und doch kann solche Technik ihnen noch etwas mehr Sicherheit und Komfort im Leben bieten."

Alltagstaugliche Assistenz­lösungen

Eine Frau putzt am 01.09.2016 in Berlin, einen Tag vor Eröffnung der Internationalen Funkausstellung (IFA), am Stand der Firma Bosch ein Display mit der Aufschrift "Smart Home". Smart Home geht auch ohne Smartphone und das könnte vor allem Älteren zugutekommen
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Deshalb wirbt die Branche oft auch mit dem Begriff "alltagstaugliche Assistenz­lösungen". "Das ist etwas für ältere oder körperlich eingeschränkte Personen, die zum Beispiel kein Smartphone nutzen", sagt Falko Weidelt, Fachgebiets­leiter Smart Home bei der Branchen-Initiative Elektro+ in Berlin.

Klassischer­weise gelten als Smart-Home-Technologien zum Beispiel automatische Fenster­öffner, programmierbare Heizungen wie auch Elektro­geräte wie Backofen und Wasch­maschine, die sich mit dem Smartphone, Tablet oder Computer aus der Ferne steuern lassen. Doch das Smart Home beginnt schon früher: Der elektrisch verstellbare Fernseh­sessel zum Beispiel kann schon dazu zählen. Oder der Notfall­knopf, den manche Ältere mit sich tragen.

Sicherheit ist ein großes Thema

"Für alle Älteren ist Sicherheit ein ganz großes Thema", erklärt Geismann. Und deshalb gehört auch der Schutz vor Einbrechern zum Smart Home - etwa mit Hilfe von Bewegungs­meldern oder einer Überwachungs­kamera am Eingang. Sensoren schlagen Alarm, wenn man das Haus verlässt und Fenster stehen noch offen.

"Aber dazu gehört auch die Licht­steuerung im Haus, um sicherer gehen zu können", erklärt die Wohn­expertin. So gehen etwa im Flur Leuchten automatisch an, wenn man ihn betritt. Wer schlecht zu Fuß ist, sich abstützen muss, vielleicht sogar an Krücken geht, hat Vorteile: Man muss nicht auch noch einen Licht­schalter drücken.

Auch mancher Schrank macht inzwischen selbst­ständig Licht, öffnet man seine Tür. "Das ist hilfreich, denn im Alter erkennen die Augen die Kontraste nicht mehr so gut", erläutert Geismann. Beleuchtung des Regals erleichtert dann die Auswahl der Garderobe. "Das ist eine kleine Sache, aber es ist eine wirklich gute Sache für Ältere", findet Geismann. "Viele solcher Kleinigkeiten helfen dabei, dass man viel länger zu Hause wohnen und selbst­ständig bleiben kann."

Smarte Erinnerungsfunktion

Im Living Lab für Alltagsunterstützende Lösungen (AAL) des Forschungszentrum für Informatik (FZI) in Karlsruhe (Baden-Württemberg) wird am 08.05.2013 ein Badezimmerspiegel gezeigt der mit einem integrierten Display zur Anzeige nützlicher Informationen dient. Ein smarter Spiegel wie dieser könnte z.B. an die Einnahme von Tabletten erinnern
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Smarte Technologien übernehmen auch das Erinnern an so manche Tätigkeit: Viele moderne Herde haben Hitze­sensoren, die die Koch­felder bei Gefahr selbst­ständig abschalten.

"Natürlich kann man das noch viel weiter­treiben, etwa bei der Pflege von Demenzpatienten: Es gibt Anwesenheits­kontrollen, die mir etwa zeigen, wo der Vater im Haus ist", erklärt Geismann. Und schlaue Badezimmer­spiegel mit eingebauten Bild­schirmen können Bewohner zum Beispiel an die Einnahme von Tabletten erinnern.

"Es gibt Sensor­böden, die feststellen, ob jemand normal über den Boden läuft oder darauf stürzt", berichtet Bernd Dechert Geschäfts­führer Technik und Berufs­bildung im Zentral­verband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH). "Das ist nicht nieder­preisig, aber es kann dafür sorgen, dass Ältere lange zu Hause wohnen können." Dechert geht von Preise um 100 Euro pro Quadrat­meter aus.

Das gesamte Haus mit Sensoren bestücken

"Künftig wird sich das gesamte Haus so mit Sensoren bestücken lassen, dass ein Individualitäts­monitoring möglich ist", blickt Dechert in eine nahe Zukunft. Dann könne jeder Mensch - passend zu seinen Gewohn­heiten und Krankheiten - zu Hause unterstützt werden.

Wer etwas Geld investieren kann und Aufwand nicht scheut, der findet schon jetzt gerade für das Bade­zimmer viele hilfreiche Lösungen: Zum Beispiel höhen­verstellbare Toiletten, die ihren Nutzer erkennen und sich auf ihn einstellen.

Jens J. Wischmann von der Vereinigung Deutsche Sanitär­wirtschaft verweist in dem Zusammen­hang auf Dusch-WCs. "Hier kann man automatische Reinigungs­programme abrufen - was vielleicht sinnvoll ist, wenn selbst nicht mehr ausreichend beweglich ist, um sich überall selbst zu waschen." Die Entwicklung wird noch weitergehen, erwartet Wischmann. "Es kann gut sein, dass es bald Dusch-Roboter gibt, die helfen, schwierige Stellen zu erreichen."

Zentraler Aus-Schalter

Wer das Gebäude alters­gerecht umbaut - und die Möglichkeit hat, unter die Wände und an die Elektro­installation zu gehen -, kann den Fachmann auch einen zentralen Aus-Schalter nahe der Haustür installieren lassen. Über ihn lassen sich beim Verlassen des Hauses alle Geräte ausschalten. "Das ist natürlich schwierig und teuer zum Nachrüsten, bietet sich aber etwa bei Neu- und Umbauten an", erklärt der Elektro-Experte Weidelt.

Aber das schlaue Wohnen muss nicht große Umbauten umfassen: Die Wohnexpertin Geismann schätzt auch Rasen- oder Saug­roboter als smarte Helfer im Alltag. Warum nicht den gröbsten Staub am Boden jeden Tag vom helfenden Roboter wegputzen lassen? Oder warum sich nicht das anstrengende Rasen­mähen ersparen und stattdessen die kleinen Roboter eigenständig ihre Runden über das Gras ziehen lassen?

"Auch viele Möbel haben schlaue Funktionen: Betten mit elektrischen Aufsteh­hilfen zum Beispiel", sagt Geismann. Auch an so manchem Fernseh­sessel lässt sich nicht nur die Lehne und Sitzhöhe verstellen, sie helfen den Sitzenden auch beim Aufstehen mit einer kleinen Bewegung aus dem Sitz. "Auch das ist für mich ein Smart Home", betont Geismann.

Auch wenn sich die Bedienung des Smart Homes auch ohne Smartphone realisieren lässt, können die smarten Telefone dennoch für Senioren interessant sein. In einem weiteren Artikel lesen Sie, wie Sie die Bedienung auf dem Smartphone für ältere Menschen optimieren.

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