Schweiz: Swisscom hat 5G-Netz live geschaltet
Der Schweizer Netzbetreiber Swisscom hat heute Nacht sein 5G-Netz "live" geschaltet.
Foto: Swisscom
Während die Frequenz-Bieter in Mainz in ihren Hotels von steigenden Geboten träumten, bevor es heute Morgen wieder weiter ging, schaltete der Schweizer Netzbetreiber Swisscom sein 5G-Netz, von dem man in Deutschland noch entfernt ist, bereits in den realen Wirkbetrieb. Wer einen Laufzeitvertrag ("Abonnement") bei Swisscom hat und bereits über ein 5G-fähiges Gerät verfügt, kann damit mit Geschwindigkeiten bis hoch in den GBit/s-Bereich mobil online gehen.
Wie angekündigt wird der Schweizer Marktführer Swisscom bis Ende des Jahres die gesamte Schweiz mit 5G versorgen. Die ersten 5G-fähigen Geräte kommen in den nächsten Monaten auf den Markt, Swisscom hat sie am 10. April 2019 bereits vorgestellt.
Punkt Mitternacht hat Swisscom den Schalter umgelegt und in der Schweiz als erste Mobilfunkanbieterin ihr 5G-Netz an 102 Standorten in den ersten 54 Ortschaften live geschaltet – darunter sind Basel, Bern, Chur, Davos, Genf, Lausanne und Zürich. Swisscom baut in den großen Städten, in Tourismusregionen und auf dem Land mit dem Ziel, die gesamte Schweiz bis zum Ende des Jahres mit 5G zu versorgen, konkret von Aadorf bis Zwischbergen.
Konzession ist Auftrag und Verpflichtung
Der Schweizer Netzbetreiber Swisscom hat heute Nacht sein 5G-Netz "live" geschaltet.
Foto: Swisscom
Mit der Konzession der staatlichen Kommunikationskommission (ComCom) hat der Netzbetreiber Swisscom das Recht bekommen, die neuen Frequenzen ab 17. April 2019 fünfzehn Jahre lang zu nutzen. Als wichtigste Auflage erwartet der Schweizer Bund (=Staat) eine Abdeckung von 50 Prozent der Bevölkerung bis 2024. Die Pläne von Swisscom sehen bereits Ende 2019 eine Abdeckung von über
90 Prozent der Bevölkerung vor.
Auktionsergebnis: 334 Millionen Euro
Die für 5G geeigneten Frequenzen wurden im Februar für insgesamt rund 380 Millionen Schweizer Franken (etwa 334 Millionen Euro) versteigert, die an die Schweizer Regierung ("Bund") gehen. Die rechtlichen Grundlagen im Fernmeldewesen im Umweltschutz liegen in der Regelungskompetenz und Zuständigkeit des Bundes (nachzulesen in Artikel 74 und 92 der Schweizer Bundesverfassung). Die Swisscom betont, ihre Verpflichtung gegenüber Bund und Öffentlichkeit zu erfüllen und hofft beim Ausbau auf die konstruktive Zusammenarbeit mit Kantonen (vergleichbar Bundesländern oder Landkreisen in Deutschland) und Gemeinden.
"Das Swisscom 5G-Netz wird schweizweit bis Ende des Jahres für alle bereit sein, wenn die 5G-Geräte der großen Hersteller unter dem Weihnachtsbaum liegen", kündigt der CEO der Swisscom, Urs Schaeppi, an. "Mit 5G eröffnen sich für Privatkunden und den Wirtschaftsstandort Schweiz neue Chancen. 5G ist der neue Mobilfunkstandard für die Digitalisierung, der Millionen von Geräten, Dingen und Menschen extrem schnell verbindet."
Bestes Netz der Schweiz wird weiter ausgebaut
Swisscom hat nach Tests und Aussagen der Kunden "das beste Mobilnetz der Schweiz" und will zusammen mit ihrem langjährigen Technologiepartner Ericsson die "Technologieführerschaft erneut beweisen". Mit 5G soll auch das Internet-Erlebnis zu Hause, wo es notwendig ist, einen "Temposchub" zu bekommen. Bereits heute nutzen 30 000 Kunden der Swisscom einen "4G-Booster" (LTE-Modem). Bald können Swisscom-Kunden auch den "5G-Booster" (5G-fähiges Modem) nutzen.
Trotz aller Mobilfunkbegeisterung wird Swisscom weiter massiv in das Festnetz investieren und will bis Ende 2021 jede der 2212 Gemeinden der Schweiz mit Glasfasertechnologie (FFTH) ausbauen. "Unser Netz ist die Grundlage für vielfältige, neue Anwendungen und Geschäftsmodelle, für eine erfolgreiche Schweiz und eine digitale Welt, die begeistert und an der alle teilhaben sollen: Stadt, Land und die Bergregionen."
Geschwindigkeit braucht modernisierte Rahmenbedingungen
Um das Potenzial von 5G vollständig nutzen zu können, halten alle Schweizer Mobilfunkanbieter eine Anpassung der NISV (Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung) für notwendig. Die aktuell gültigen Vorschriften stammen aus dem Jahre 1999 und "behindern den schnellen Ausbau und schwächen die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts." Solange diese höheren Grenzwerte gelten, werden nicht alle Kunden von der vollen Leistungsfähigkeit von 5G profitieren können, teilte Swisscom mit.
Eine Arbeitsgruppe unter Leitung des Schweizer Bundesamtes für Umwelt (BAFU) soll dem Schweizer Bundesrat bis Ende Juni aufzeigen, wie 5G schnell implementiert und dem Vorsorgeprinzip des Umweltschutzgesetzes Rechnung getragen werden kann.